Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Milchpreis Maisaussaat Ackerboden Rapspreis

News

Rabobank prognostiziert steigenden Zuckerpreis

Weil für das Wirtschaftsjahr 2015/16 erstmals nach fünf Jahren mit einem globalen Produktionsdefizit zu rechnen ist, sieht die Rabobank am Weltzuckermarkt im kommenden Jahr Chancen für eine moderate Fortsetzung der aktuellen Preiserholung, die nach einer mehrjährigen Baisse im September gestartet ist.

Lesezeit: 6 Minuten

Weil für das Wirtschaftsjahr 2015/16 erstmals nach fünf Jahren mit einem globalen Produktionsdefizit zu rechnen ist, sieht die Rabobank am Weltzuckermarkt im kommenden Jahr Chancen für eine moderate Fortsetzung der aktuellen Preiserholung, die nach einer mehrjährigen Baisse im September gestartet ist. In ihrer Anfang Oktober veröffentlichten Marktstudie prognostizieren die Utrechter Experten für das diesen Monat begonnene neue Zuckerwirtschaftsjahr wegen der kleineren Anbaufläche in der EU und China sowie aufgrund der nassen Witterung in Brasilien und der Trockenheit in Indien ein weltweites Produktionsdefizit von 4,8 Mio t Rohzucker.


Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

In der Folge dürften die globalen Zuckerbestände nach der Prognose der Rabobank auf 22 Mio t sinken. Allerdings könnte die preisstützende Wirkung der voraussichtlichen Angebotsentwicklung aus Sicht der niederländischen Experten durch makroökonomische Faktoren wie eine sich abschwächende Weltwirtschaftskonjunktur und Währungsschwankungen gedämpft oder sogar vollständig aufgehoben werden.


Mit Blick auf die vergangene Saison 2014/15 geht die Bank wie zuletzt im Juli immer noch von einem Produktionsüberschuss aus, und zwar von 3,7 Mio t Rohzucker. Damals hatten die Analysten aber noch damit gerechnet, dass die Produktion die Nachfrage lediglich um 1,8 Mio t übertreffen wird. Für die Aufwärtskorrektur sprechen den Fachleuten zufolge vor allem die guten Ernteergebnisse in Thailand und Indien, dem zweitgrößten Zuckererzeuger nach Brasilien.


Abnehmendes Open Interest


Am Dienstag vergangener Woche (6.10.) notierte der vordere Märzfuture auf Rohzucker an der Warenterminbörse in New York gegen 16.00 Uhr hiesiger Zeit für 13,61 cts/lb (268 Euro/t); das waren 20,7 % mehr als das im August 2015 markierte Mehrjahrestief von 11,28 cts/lb (222 Euro/t). Ein noch niedrigeres Preisniveau war zuletzt im Dezember 2008 verzeichnet worden.


Die jüngste Aufwärtsbewegung war aber von einem abnehmenden Open Interest begleitet, was auf die Glattstellung von nur kurzfristig gehaltenen Longpositionen der Marktakteure hindeutet. Vor diesem Hintergrund ist eine anhaltende Kurserholung für diesen Kontrakt in den kommenden Wochen eher unwahrscheinlich.


27 Millionen Tonnen Zucker in Indien erwartet


Die indische Zuckerproduktion 2014/15 schätzt die Rabobank nun auf 28,3 Mio t; das wären 4,3 Mio t mehr als im Vorjahr. Außerdem würde damit das Rekordniveau von 2006/07 erreicht. Allerdings rechnen die niederländischen Analysten für 2015/16 nur noch mit 27 Mio t Zucker, obwohl die Zuckerrohrfläche nach Schätzung des indischen Zuckerindustrieverbands (ISMA) um 400 000 ha auf 5,4 Mio ha ausgedehnt worden sein dürfte. Als Grund für das voraussichtlich geringere Zuckeraufkommen nennt die Rabobank die bislang geringen Monsunniederschläge, die zumindest bis Ende August dieses Jahres in wichtigen indischen Anbaugebieten um bis zu 20 % unter dem mehrjährigen Durchschnitt gelegen hätten.


Darüber hinaus veranschlagen die Utrechter Fachleute den indischen Lageranfangsbestand 2015/16 auf 10,4 Mio t Zucker; das wären 3 Mio t mehr als im Vorjahr. Demnach würde das Gesamtangebot in dem Land ohne Importe per Saldo in dieser Saison mit 37,4 Mio t um 1,7 Mio t höher ausfallen als 2014/15. Zurzeit wird in Neu-Delhi die Einführung einer obligatorischen Exportquote von jährlich 4 Mio t Zucker diskutiert. Sollte dieser Vorschlag der Regierung tatsächlich umgesetzt werden, wird dies nach Ansicht der Rabobank für kräftigen Preisdruck am Weltzuckermarkt sorgen.


Preisvorteil von Ethanol gegenüber Rohrzucker


Mit Blick auf die laufende Zuckerrohrernte in Brasilien, dem größten Zuckererzeuger und -exporteur der Welt, berichtet die Rabobank von einem im Vergleich zum Vorjahr um 3 % geringeren Zuckerertrag als Folge überdurchschnittlicher Regenfälle. Außerdem habe sich dort zumindest bis Mitte September dieses Jahres eine Schwerpunktverlagerung der Rohstoffverwertung von Zucker auf Ethanol abgezeichnet: Bis dahin seien nur 41,5 % der verarbeiteten Zuckerrohrmenge auf die Zuckerproduktion entfallen, nach noch 44,4 % zum entsprechenden Vorjahreszeitpunkt, stellten die Utrechter Experten fest. Brasiliens Zuckererzeugung 2015/16 sehen sie nun bei 31,5 Mio t, das wären 1,5 % weniger als im Vorjahr.


Gleichzeitig soll sich die Ethanolherstellung um 3,6 % auf 27,0 Mrd l erhöhen. Diese Prognose begründet die Bank mit der intensiven inländischen Nachfrage nach dem Kraftstoff. In vielen brasilianischen Staaten seien nämlich die Preise für Ethanol deutlich niedriger als die für das mit hohen Steuern belegte Benzin.


Verschuldung der Zuckerfabriken nimmt zu


Nach Einschätzung der Rabobank dürfte die wirtschaftliche Situation der meisten Zuckerrohrverarbeiter in Mittel- und Südbrasilien kritisch bleiben, sollte es nicht in absehbarer Zeit zu einem deutlichen Zuckerpreisanstieg kommen. Viele Unternehmen hätten umfangreiche, in Dollar lautende Schulden. Weil der Real gegenüber der US-amerikanischen Währung deutlich abgewertet habe, seien die Verbindlichkeiten zuletzt sogar noch spürbar gestiegen. Indes habe die Abwertung auf der Umsatzseite kaum für ein Gegengewicht sorgen können; hier sei lediglich die Senkung der in Dollar lautenden Zuckerpreise ungefähr ausgeglichen worden, erläuterte die Rabobank.


Außerdem seien die Ethanolpreise im Juli und im August 2015 niedriger als im Vorjahreszeitraum gewesen. Allerdings schlossen sich die Utrechter Fachleute der Prognose der Mehrzahl anderer Analysten an, dass sich der Kraftstoff im Laufe des aktuellen Jahresquartals wegen des wahrscheinlich sinkenden Angebots deutlich verteuern dürfte. Dann würden Unternehmen profitieren, die über die für die Ethanollagerung erforderlichen Finanzmittel verfügten. Das Nachsehen hätten dagegen diejenigen, die wegen Liquiditätsengpässen schon in der Erntezeit Ware verkaufen müssten.


EU-Weißzuckerpreis bildet Boden


Die Rohzuckerproduktion in der Europäischen Union, die drittgrößter Zuckererzeuger und Zuckerimporteur der Welt ist, schätzt die Rabobank für 2015/16 auf 15,5 Mio t; das wären 19,7 % weniger als im Vorjahr. Die Hälfte der zuckerproduzierenden EU-Länder, darunter Großbritannien, Italien und Spanien, werden wahrscheinlich ihre Produktionsquoten nicht ausschöpfen. Ursache seien die 2014/15 produzierten Überschüsse von 3 Mio t Zucker; dadurch seien die Zuckerunternehmen im Rahmen des Quotensystems gezwungen gewesen, ihre Produktion zurückzufahren.


In der Folge hätten die Zuckerrübenerzeuger die Anbaufläche in dieser Saison im Vergleich zum Vorjahr um schätzungsweise 220 000 ha oder 14 % eingeschränkt. Auch die Brüsseler Experten erwarten kleinere Rodeergebnisse: In ihrem am 24. August veröffentlichten Bericht über das Monitoring Agricultural Resources (MARS) der EU-Kommission gehen sie davon aus, dass der mittlere Zuckerrübenertrag in der Gemeinschaft im Vergleich zum Vorjahr um 7,4 % auf 71,35 t/ha sinken wird. Allerdings würde demnach der Durchschnittsertrag der vergangenen fünf Jahre noch um 1,3 % übertroffen.


Die Weißzuckerpreise in der EU haben sich indes stabilisiert: Die EU-Kommission meldete in ihrem Anfang Oktober veröffentlichten Preisbericht für Juli 2015 wie für den Vormonat einen durchschnittlichen Erlös von 414 Euro/t.


Weißzuckerimporte der EU rückläufig


Die Rabobank weist darauf hin, dass der Preis für EU-Rohzuckerimporte aus Ländern Afrikas, der Karibik und des Pazifiks (AKP-Staaten) in den vergangenen Monaten über dem Preis für entsprechenden Weißzucker lag. Diese Entwicklung führen die Analysten auf die höhere Nachfrage für Rohzucker dieser Herkünfte zur Raffinierung zurück. Zurückhaltender sei dagegen die Nachfrage der Lebensmittelhersteller nach AKP-Weißzucker.


In der näheren Zukunft wird der Wert von Zucker in der Gemeinschaft nach Ansicht der niederländischen Experten durch sinkende Lagerbestände und durch zusätzliche Importe bestimmt werden, die durch die niedrigen Weltmarktpreise begünstigt werden dürften. In der Vermarktungssaison 2014/15 importierte die EU allerdings laut Rabobank 0,5 Mio t Zucker weniger als im Vorjahr und 0,7 Mio t weniger als 2012/13.

Die Redaktion empfiehlt

top + Zum Start in die Maisaussaat keine wichtigen Infos verpassen

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.