Der Rapsmarkt dürfte zur kommenden Saison enger versorgt sein als gedacht. Ging die erste Schätzung zur Saison 2025/26 vom Internationalen Getreiderat (IGC) noch von einer globalen Rapserzeugung in Höhe von rund 89 Mio. t aus, sieht es jetzt nach einer Recherche der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH (AMI) eher nach gut 87 Mio. t aus.
Die EU-Kommission hatte aufgrund der Trockenheit in Ost- und Mitteleuropa mit ihrer Schätzung Mitte März für die EU-27 von 19 Mio. t bereits unter den Angaben vom IGC gelegen. Das Augenmerk liegt hier auf den weiteren Vegetationsbedingungen. In manchen Regionen Deutschlands sowie in Rumänien wird es Zeit für Regen, damit Trockenschäden in den Rapsbeständen nicht auf die Erträge drücken oder Felder umgebrochen werden müssen.
Ukraine könnte ein Drittel weniger exportieren
Für Aufsehen sorgte der Auslandsdienst des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums in Kiew (FAS Kiew) mit seiner Prognose: In der Ukraine könnten 2025 nur knapp 3 Mio. t geerntet werden. Das wären rund 40 % weniger als 2024. FAS Kiew geht davon aus, dass die trockenen Böden zur Aussaat zur Einschränkung der Anbaufläche geführt haben und dieses Frühjahr dafür eher Mais und Sojabohnen angebaut werden. Das schlägt sich auch in den Exporten nieder. Die Rapsexporte der Ukraine könnten dadurch um rund ein Drittel auf 2 Mio. t zurückgehen. Im laufenden Wirtschaftsjahr hat die Ukraine bis Ende März knapp 2,4 Mio. t allein in der EU abgesetzt.
EU bleibt Nettoimporteur
Auch wenn die Rapsernte in der EU größer als im Vorjahr ausfällt, bleibt die EU-Nettoimporteur. In den vergangenen Wirtschaftsjahren hat die EU stets bis zu 7 Mio. t Raps importieren müssen - der Großteil aus der Ukraine. Der Fokus richtet sich daher auf andere Rohstoffquellen. Am Weltmarkt spielen neben der Ukraine noch Australien und Kanada eine Rolle. Beide Länder haben bereits in diesem Wirtschaftsjahr ihre Rapslieferungen in die EU vervielfacht. Zumindest Australien dürfte auch 2025/26 in der Lage sein in ähnlicher Größenordnung zu liefern und das ukrainische Angebot zu ergänzen.
Weniger aus Kanada?
Theoretisch steht auch reichlich Ware aus Kanada zur Verfügung. Insbesondere da Kanada mit den USA und China seinen wichtigsten Märkten für Rapssaat einen Handelskonflikt austrägt. Das könnte dafür sorgen, dass die kanadischen Farmer aufgrund der unsicheren Absatzchancen weniger Raps anbauen, als bisher angenommen und die Ernte im Resultat nicht rund 18 Mio. t erreichen würde. Für die Ölmühlen in der EU ist kanadische Ware aufgrund der GVO-Sorten allerdings nicht uneingeschränkt zu verwenden. In der Tierfütterung wären die Absatzmärkte für GVO-Rapsschrot in der EU überschaubar und diese Ware beispielsweise in Deutschland kaum zu vermarkten. Bei Rapsöl als Lebensmittel ist die Nachfrage ebenfalls aus diesem Grund begrenzt und es bleibt für das Öl nur der Bedarf des Biodieselsektors.
Angebot reicht 2025 wieder nicht für Bedarf
Im Ergebnis wirkt der globale Rapsmarkt wesentlich knapper versorgt als bisher angenommen. Der globale Verbrauch wurde bisher auf gut 89 Mio. t geschätzt. Diese Zahl dürfte bei dem engen globalen Angebot und den hohen Preisen nach unten revidiert werden. Das Angebot dürfte trotzdem nicht ausreichen, um den Bedarf zu decken. Die globalen Endbestände schmelzen daher das fünfte Jahr in Folge.
Unterstützung für Rapskurse
Diese Fundamentaldaten dürften die Rapskurse an der Börse in Paris stützen. Der Markt bleibt volatil und der Fokus liegt auf den handelspolitischen Entwicklungen. Hinzu kommen die Vegetationsbedingungen in der EU und der Ukraine sowie die Anbauentscheidungen der Farmer in Kanada. Gleichzeitig haben Marktteilnehmer auch die Märkte für Sojabohnen, Pflanzenöle und den Rohölkurs im Blick. Der Preisverfall beim Rohöl bietet aktuell wenig Anreiz dafür Raps als Rohstoff für Biodiesel zu nutzen.