Auf dem Markt für Eiweißfuttermittel zeigt sich derzeit ein ungewöhnliches Bild: Rapsschrot kostet im Hamburger Großhandel aktuell 301 €/t – und liegt damit praktisch gleich auf Sojaschrot, das zuletzt auf 303 €/t gefallen ist.
Normalerweise klafft hier eine deutliche Preislücke. „Üblicherweise beträgt der Preisabstand zwischen beiden ölschroten von 70 bis 80 € pro t“, erklärt Jan Peters von Markt Pro, der die Märkte immer im Blick hat. Dass es nun zu einem Gleichstand kommt, hat mehrere Gründe.
Knappes Angebot bei Raps – Soja im Überfluss
Die Rapsverarbeitung ist derzeit stark eingeschränkt, da Rohware knapp und teuer ist. Entsprechend gering fällt das Angebot an Rapsschrot aus. Gleichzeitig laufen die Sojamühlen weltweit auf Hochtouren. „Die Sojaernte war gut, und Sojaöl ist am Weltmarkt stark gefragt“, erklärt Thorsten Tiedemann, Vorstandsmitglied der Getreide AG gegenüber top agrar. „Dabei fällt eben viel Sojaschrot als Nebenprodukt an.“ Und wer Sojabohnen verarbeitet bekommt eben 20 % Öl und 80 % Schrot, erklärt Tiedemann.
Zudem macht der schwache US-Dollar bzw. starke Euro Importe von Schrot in die EU deutlich günstiger, was den Preisverfall beim Sojaschrot zusätzlich verstärkt hat.
Trotz Preisvorteil: Tierhalter setzen weiter auf Rapsschrot
Obwohl Sojaschrot beim Proteingehalt einen deutlichen Vorteil gegenüber dem Rapsschrot hat, bleiben viele Tierhalter beim teureren Rapsschrot. Der Grund: Die GVO-freie Fütterung ist gerade in der Milchproduktion Standard – und gentechnikfreies Sojaschrot ist nicht in gleicher Menge verfügbar bzw. deutlich teurer.
Entspannung wohl erst ab Juli
Eine Normalisierung der Lage erwartet Tiedemann frühestens mit der neuen Rapsernte. „Im Juni stehen viele Ölmühlen ohnehin still für Wartungsarbeiten“, erklärt er. Ab Juli soll dann wieder mehr Rapsschrot auf den Markt kommen. Schon sei jetzt schon an der Börse abzusehen: Der Preis für Raps der neuen Ernte liegt rund 70 € unter dem Kursniveau der alten Ernte.