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topplus DBV-Erntebilanz

Rukwied: Getreide- und Rapsernte unter dem Durchschnitt

Der Deutsche Bauernverband (DBV) stellt in Berlin seine diesjährige Erntebilanz vor.

Lesezeit: 7 Minuten

Der Deutsche Bauernverband (DBV) rechnet in diesem Jahr mit einer Getreideernte von 42,4 Mio. t. Damit bleibt die Getreideernte rund 2 Mio. t bzw. knapp 5 % hinter dem Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2019 in Höhe von 44,4 Mio. t zurück.

Die Winterrapsernte beziffert der DBV auf 3,3 Mio. t. Dies geht aus der abschließenden Erntebilanz des Deutschen Bauernverbandes hervor, welche auf Daten aus den Landesbauernverbänden basiert.

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„Die diesjährige Getreideernte fällt insgesamt zum wiederholten Male unterdurchschnittlich aus, mit extremen regionalen Unterschieden. Das Jahr 2020 war vielerorts das dritte, durch Wetterextreme geprägte Jahr, was einige Betriebe in ihrer Existenz gefährdet. Wir brauchen deshalb dringend eine Stärkung der einzelbetrieblichen Risikovorsorge durch staatlich unterstützte Mehrgefahrenversicherungen und die Einführung einer steuerlichen Gewinnrücklage“, fordert der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied.

„Die Erträge fallen je nach Niederschlagsverteilung und Bodengüte selbst kleinräumig sehr unterschiedlich aus. Je nach Region müssen die Betriebe aufgrund von massiver Trockenheit, Nachtfrösten im Mai oder massenhaftem Auftreten von Mäusen erneut deutliche Ernteeinbußen verkraften. Auch die tierhaltenden Betriebe leiden wegen der Trockenheit wieder einmal an einem zu geringen Grundfutteraufkommen“, erläutert Präsident Rukwied.

So hat die Hitze und Trockenheit im August zwar einen zügigen Fortgang der Getreide- und Rapsernte ermöglicht, die im Herbst zu erntenden Kulturen wie Mais, Kartoffeln und Zuckerrüben, die sich noch in der Ertragsbildung befinden, leiden dagegen zunehmend unter dem Wassermangel. „Auch für die bevorstehende Rapsaussaat werden dringend Niederschläge benötigt, damit die Saat überhaupt keimen kann.“

Der Durchschnittsertrag über alle Getreidearten entspricht mit 7 t/ha dem Mittel der Jahre 2015 bis 2019. Allerdings fällt die Getreideanbaufläche mit knapp 6,1 Mio. ha knapp 240.000 ha bzw. 4 % kleiner aus als im langjährigen Durchschnitt.

Für die einzelnen Kulturen legt der DBV folgende Bilanz vor:

Winterweizen ist die bedeutendste Getreideart im deutschen Ackerbau. Allerdings fällt der Rückgang der Anbaufläche zur diesjährigen Ernte besonders drastisch aus.

Nach der vorläufigen Bodennutzungshaupterhebung des Statistischen Bundesamtes wurde Winterweizen zur Ernte 2020 auf einer Fläche von weniger als 2,8 Mio. ha angebaut. Dies entspricht gegenüber dem Vorjahr einem Rückgang von fast 300.000 ha.

Im Bundesdurchschnitt wurde ein Ertrag von 7,6 t/ha erzielt, womit der Vorjahresertrag in Höhe von 7,5 t/ha um 2,5 % übertroffen wird. Auf Basis der aktualisierten Anbaufläche ergibt sich eine Erntemenge von 21,1 Mio. t (Vorjahr: 22,8 Mio. t).

Der Anbau von Wintergerste erfolgte auf einer Fläche von 1,3 Mio. ha. Damit fällt die Anbaufläche ebenfalls kleiner aus als im Vorjahr (knapp 1,4 Mio. ha). Der Ertrag liegt im Bundesdurchschnitt bei 6,7 t/ha (Vorjahr: 7,2 t/ha), woran sich deutlich zeigt, dass die Ertragsbildung der Wintergerste durch die Trockenheit im März und April sowie durch die Nachtfröste im Mai, welche regional sogar zu Totalausfällen bei der Wintergerste und daher zur vorzeitigen Ernte als Ganzpflanzensilage führten, beeinträchtigt wurde.

Da das Statistische Bundesamt auch bei der Wintergerste von einer nochmals geringeren Anbaufläche ausgeht, beträgt die Erntemenge 8,8 Mio. t (Vorjahr: 9,8 Mio. t).

Die Anbaufläche von Winterroggen fällt mit 634.000 ha erneut überdurchschnittlich aus (2015 bis 2019: 577.000 ha). Allerdings ist davon auszugehen, dass die Roggenfläche nicht vollständig zur Körnergewinnung genutzt wurde, sondern aufgrund der absehbaren Futterknappheit vorab als Ganzpflanzensilage gehäckselt wurde.

Folglich ist die Erntemenge von 3,5 Mio. t Winterroggen eher eine rechnerische Größe als eine dem Markt zur Verfügung stehende Erntemenge. Die Roggenerträge liegen mit 5,5 t/ha 7 % oberhalb des mehrjährigen Durchschnitts von 5,1 t/ha.

Sommergerste wurde auf einer Fläche von 367.000 ha angebaut, d. h. der Anbau wurde gegenüber dem Vorjahr um 10.000 ha ausgedehnt. Die Erträge erreichen im Bundesmittel wie in der letztjährigen Ernte 5,1 t/ha. Folglich liegt die Erntemenge bei 1,9 Mio. t (Vorjahr: 1,8 Mio. t).

Da Sommergerste bei Erreichen der geforderten Qualitätsparameter wie Proteingehalt und Vollgerstenanteil als Braugerste Verwendung findet, zeigen sich an den Erzeugerpreisen für Braugerste die Folgen der Corona-Pandemie. Die vorrübergehende Schließung der Gastronomie und die Absage von Großveranstaltungen haben den Bierabsatz verringert und somit auch die Nachfrage nach Braugerste. Daher liegen die Erzeugerpreise für Braugerste mit aktuell 163 € pro Tonne rund 20 € pro Tonne unterhalb des Vorjahrespreises.

Die wichtigste Ölpflanze im deutschen Anbau ist Winterraps. Zur Ernte 2020 wurde Raps auf einer Fläche von 954.000 ha angebaut. Gegenüber der Vorjahresfläche von 853.000 ha entspricht dies einer Flächenausweitung von 12 %.

Das Fünf-Jahresmittel von 1,2 Mio. ha wird jedoch deutlich verfehlt. Die Rapserträge liegen mit 3,5 t/ha leicht über dem Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2019 in Höhe von 3,4 t/ha. Allerdings erhöhen fehlende Bekämpfungsmöglichkeiten wichtiger Rapsschädlinge das Ertragsrisiko und haben den gleitenden mehrjährigen Durchschnittertrag kontinuierlich sinken lassen.

Die Rapsernte fällt mit 3,3 Mio. t zwar deutlich besser aus als im Vorjahr (2,8 Mio. t), bleibt aber wegen der verhältnismäßig geringen Anbaufläche 20 % hinter dem mehrjährigen Durchschnitt von 4,1 Mio. t zurück.

Durch die geringen Erntemengen in Verbindung mit wenig zufriedenstellenden Preisen sind viele landwirtschaftliche Betriebe in einer wirtschaftlich angespannten Situation. Mit dem steigenden Angebot aus der Ernte sind die Erzeugerpreise für Brotweizen im Bundesdurchschnitt auf 162 €/t (Juni 2020: 173 €/t) zurückgegangen.

Auch wenn die EU-27 mit 282 Mio. t (2019: 294 Mio. t) deutlich weniger Getreide und vor allem deutlich weniger Weichweizen (2020: 117 Mio. t, 2019: 131 Mio. t) einfahren wird, stehen die Erzeugerpreise durch die zu erwartende komfortable Versorgung des Weltmarktes und die starke Konkurrenz an den Exportmärkten unter Druck.

Schließlich haben die Europäische Union und das Vereinigte Königreich in den ersten sechs Wochen des laufenden Wirtschaftsjahres nur 978.000 t Weichweizen exportiert. Gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres, in dem 2,5 Mio. t Weichweizen ausgeführt wurden, ist dies ein Rückgang um 61 %.

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Familienbetriebe Land und Forst kommentieren

Max v. Elverfeldt, Vorsitzender der Familienbetriebe Land und Forst kommentiert: „Die anhaltende Trockenheit zeigt, dass die Versorgung der Bevölkerung mit nachhaltig produzierten Lebensmitteln eine besondere Priorität und Wertschätzung verdient.“ Der Klimawandel treffe die Landwirtschaft in besonderer Weise. Sie sei Opfer, Mitverursacher und Teil der Lösung.

„Daher wollen wir einen zentralen Beitrag zum Klimaschutz erbringen. Dazu bedarf es aber auch der Unterstützung aus Politik und Gesellschaft: Die Wertschätzung und Zahlungsbereitschaft für nachhaltige Lebensmittel muss steigen, und die Leistungen, die wir für den Erhalt unseres Ökosystems erbringen, müssen honoriert werden.“

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WWF zieht gemischte Bilanz

Dr. Rolf Sommer, Leiter des Bereichs Landwirtschaft und Landnutzung beim WWF Deutschland meint: „Eine Mischung aus ausgelaugten Böden und Hochertragssorten macht vor allem viele konventionell wirtschaftenden Betriebe anfällig für Wetterextreme. Wir müssen gemeinsam alles dafür tun, dass Deutschlands Landwirtschaft besser gewappnet ist für Extremwetterereignisse. Landwirte brauchen Unterstützung beim Einstieg in eine nachhaltigere landwirtschaftliche Praxis, die der Erderhitzung und damit verbundenen Wetterextremen die Stirn bietet, anstatt sie weiter anzuheizen."

Erweiterte Fruchtfolgen, ein verbesserter Humusaufbau und Anbausysteme mit einer erhöhten Wasserhaltefähigkeit würden Deutschlands Landwirtschaft dagegen widerstandsfähiger gegen Extremwettereignisse machen und die Böden wieder fruchtbarer. Humusreicher Boden speichere mehr Kohlenstoff, Böden würden so zu Kohlenstoffsenken im Kampf gegen die Klimakrise. "Dafür muss, zum Beispiel im Rahmen der künftigen Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union, Geld bereitgestellt werden. Direktzahlungen müssen beispielsweise gezielt in Maßnahmen fließen, die Grundwasser- und Bodenschutz fördern statt weiter wirkungslos rein flächengebunden ausgezahlt zu werden“, sagt Dr. Sommer.

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