Ab dem 23. Oktober soll in Sibirien Getreide aus dem föderalen Interventionsfonds für den Markt freigegeben werden. Vorgesehen ist, im Rahmen von Ausschreibungen jeweils dienstags und mittwochs jede Woche bis zu 110 000 t Getreide anzubieten. Das teilte der für den Agrarbereich zuständige stellvertretende Ministerpräsident Arkadij Dworkowitsch bei einer Beratung am Montag vergangener Woche in Moskau mit.
Der Verkauf werde einem weiteren Anstieg der Getreidepreise entgegenwirken; allerdings sollten diese auch hoch genug bleiben, um zusätzliche Anreize für den Export zu verhindern, erklärte Dworkowitsch. Ziel sei es, den Getreideproduzenten eine ausreichende Rentabilität, andererseits aber auch vertretbare Verbraucherpreise zu gewährleisten. Die Abgabepreise dürften um 10 % bis 15 % unter dem Marktniveau liegen; Nahrungsweizen mittlerer und einfacher Qualität soll dem Vizepremier zufolge für umgerechnet 188 Euro/t bzw. 179 Euro/t angeboten werden. Als Käufer würden vorerst nur Betriebe der Mühlen- und Mischfutterwirtschaft aus Sibirien sowie aus den Föderationsbezirken Ural und Ferner Osten zugelassen. In diesen Landesteilen lägen die Getreidepreise aufgrund niedriger Ernten am höchsten. Generell sei aber die Lage am russischen Getreidemarkt derzeit stabil, betonte Dworkowitsch. Die Ernte veranschlagte er für ganz Russland auf 70 Mio. t oder leicht darüber. In Sibirien dürften nach einer Schätzung der Analysengesellschaft ProZerno dieses Jahr nur 9,8 Mio. t Getreide gedroschen werden gegenüber fast 14 Mio. t im Vorjahr.
Nur noch 2 Millionen Tonnen bis zum Maximum
Zum Getreideexport stellte Dworkowitsch fest, dass dieser aufgrund des Anstiegs der Preise inzwischen nicht mehr zunehme. Derweil markierte Landwirtschaftsminister Nikolai Fjodorow eine deutliche Zielvorgabe für die Ausfuhren. Er bezifferte das Exportpotential für 2012/13 auf maximal 10 Mio. t Getreide. Bislang hatte das Agrarressort als mögliches Ausfuhrvolumen 10 Mio. t bis 14 Mio. t genannt. Am Dienstag vergangener Woche teilte der Minister außerdem mit, dass seit Saisonanfang bereits rund 8 Mio. t Getreide exportiert worden seien. Dennoch lehne er jede Art administrativer Einschränkungen der Ausfuhren nach wie vor ab, stellte Fjodorow klar. Diese sollten nur bei außerordentlichen Umständen beschlossen werden. Allerdings werde das Ministerium den Exportverlauf und die Auswirkungen des Interventionsgetreideverkaufs genauestens verfolgen. Aus dem Fonds dürften bis Jahresende etwa 1 Mio. t Getreide veräußert werden, so der Ressortchef. Im September wurden aus Russland laut Angaben des Moskauer Consulting- und Forschungszentrums für Agrarökonomie (Sovecon) noch gut 3 Mio. t Getreide exportiert. (AgE)