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Schlachtbranche bei 95 % der Normalkapazität: Wo kommt da der Schweinestau her?

Beim Branchengespräch zwischen Politik und Wirtschaft ging es um die Zahlen: Wieviele Schweine stehen in den Ställen, wie groß ist der Stau, wieviel kommen noch? Und wo sind die Managementpläne?

Lesezeit: 5 Minuten

Mit 67 Teilnehmern fand am Freitag das zweite Branchengespräch Fleisch statt. Ging es im ersten Gespräch noch um die Lage auf dem Fleischmarkt und Wege zur Neujustierung der Tierhaltung in Deutschland, so stand nun die ASP- und Coronakrise im Vordergrund.

Durch die Schließung des Schlachthofs Weidemark in Sögel und die Einschränkungen bei Vion in Emstek wachsen die Überhänge am Schweineschlachtmarkt enorm: NRW-Agrarministerin Ursula Heinen-Esser sprach von 400.000 bis 500.000 Schlachtschweinen.

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Niedersachsens Agrarministerin Barbara Otte-Kinast liegen Zahlen vor, wonach derzeit 120.000 Schweine pro Woche nicht geschlachtet werden und den Überhand verschärfen. Eine positive, wenn auch überraschende Nachricht kam hierzu von der Schlachtbranche. So soll die Schlachtkapazität trotz der Einschränkungen und unter den verschärften Corona-Arbeitsschutzbedingungen derzeit 95 % betragen. Heinen-Esser kündigte daher an, analysieren zu wollen, wieso es dennoch zu so großen Überhängen kommen kann. Denn nach der Schließung von Tönnies in Rheda-Wiedenbrück sei der Überhang auch sehr kurzfristig wieder abgearbeitet worden.

Die Ministerinnen kündigten an, genaue Zahlen abfragen zu wollen. An die Branche appellierten die CDU-Politikerinnen, dass alle Beteiligten ihre Kapazitäten melden sollten, den Ist-Zustand sowie eine Schätzung für die kommende Entwicklung.

Kritik an Sögel-Schließung; Managementpläne müssen her

Barbara Otte-Kinast berichtete, dass sich alle Betriebe in Niedersachsen seit April an die Hygienepläne halten. Im Mai habe dadurch der Stau seinen Anfang genommen. „Und ich sage allen, wir sind noch nicht so schnell raus aus der Pandemie.“

Angesichts der Schließung des Weidemark-Schlachthofs in Sögel für 22 Tage frage sie sich allerdings schon, ob das noch verhältnismäßig ist. „Das fragen sich auch die Leute vor Ort“, so die Ministerin. Denn den wenigen positiv getesteten Mitarbeitern stünden 800 negativ getestete gegenüber.

Im Branchengespräch hatte sie daher den Wunsch nach Managementplänen geäußert. Notwendig sei ein Leitfaden für einen eventuellen Corona-Ausbruch. Dieser sollte gemeinsam erarbeitet und dann im Notfall bei den Gesundheitsämtern und den Landräten auf dem Tisch liegen, „damit es weitergeht – ohne komplette Schließungen“, so Otte-Kinast. Aktuelle Erfahrungen zeigten, dass man auch mit Hygieneregeln den Schlachtbetrieb offen halten kann. „Das ist doch eine gute Botschaft für alle anderen Unternehmen in der Branche. Die Länder brauchen jetzt passgenaue Lösungen.“

Wochenendarbeit erleichtert

Auch Ursula Heinen-Esser kritisierte nach dem Gespräch, dass Managementpläne fehlen. Sie hob in dem Zusammenhang hervor, dass Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen die Wochenendarbeit erleichtert haben. In NRW gebe es allerdings die Einschränkung, dass die Schlachtfirma vor Genehmigung einen tatsächlichen Überhang nachweisen muss.

Im Übrigen könnten die Schlachthöfe auch oftmals nicht einfach mehr schlachten über die Feiertage, da Mitarbeiter fehlen. Otte-Kinast ergänzte, dass sie den Firmen daher mehr Flexibilität einräumen will, damit sie mit den vorhandenen Mitarbeitern sieben Tage arbeiten können. Und Ministerin Klöckner warf ein, dass es auch nicht den einen großen Stau gebe in den Ställen, sondern dass es je nach Region sehr unterschiedlich aussehe. Denkbar sei daher eine Vermittlungsplattform, um Schweine zu verteilen, etwa in freie Ställe oder Schlachtstätten.

Abgelehnt habe die Gesprächsrunde dagegen einheitlich besondere Hilfsmaßnahmen. Zu kurz gekommen ist Ministerin Heinen-Esser allerdings, welchen Beitrag die landwirtschaftlichen Betriebe leisten könnten, um die Überhänge zu reduzieren. „Corona ist noch nicht vorbei, wir werden noch 9 bis 12 Monate unter der besonderen Situation arbeiten müssen.“

Laut der CDU-Politikerin kommen da auch Fragen ins Spiel, wie die Nutztierhaltung in Zukunft aussehen soll und was jetzt schon umgebaut werden könnte. Das sollen die Verbände zum nächsten Treffen in ein bis eineinhalb Monaten ausarbeiten.

Klöckner ergänzte, dass das Wirtschaften in Zeiten der Pandemie nun vorausschauend geplant sein müsse. Der Umbau der Tierhaltung spiele da mit hinein. Ihr Haus wolle den Landwirten in der Zeit helfen und sie begleiten.

ASP-Frei-Status jetzt bescheinigen lassen!

Auf das Thema Afrikanische Schweinepest angesprochen zeigten sich Niedersachsen und NRW gut vorbereitet. Zwei Themen seien Heinen-Esser aber ganz wichtig: Zum einen sollten Jäger bitte nicht nach Brandenburg reisen, die Gefahr ASP mitzubringen, sei sehr hoch. Zum anderen sollten sich die Höfe jetzt schon den ASP-Frei-Status bescheinigen lassen, d.h. dass sie alle Biosicherheitsmaßnahmen erfüllen. Dies wäre bei einem ASP-Fund sehr wichtig für Verhandlungen mit den Exportländern.

Zur privaten Lagerhaltung gibt es übrigens derzeit keine Pläne. Das könne nur Ultima Ratio sein und nur befristet. „Keiner in der EU hat bislang die Lagerhaltung gefordert“, stellte Julia Klöckner klar.

Eingeladen waren bei dem Gespräch Tierhalter, Schlachtereien, Ernährungswirtschaft, Lebensmittelhandel, Verbraucher und Tierschützer.

Hier sehen Sie die gesamte Pressekonferenz:

Rukwied verweist auf gute Konzepte aus der Fleischwirtschaft

DBV-Präsident Joachim Rukwied forderte in dem Gespräch erneut eindringlich, alle Möglichkeiten zu eröffnen, um die Schlachtkapazitäten deutlich zu erhöhen. „Die Not in unseren Betrieben ist groß. Der Schweinestau in den Ställen kann für viele Betriebe zur Existenzfrage werden. Die Tiere müssen schnellstmöglich geschlachtet werden."

Rukwied bezeichnete diese gefährliche Mischung aus Corona-Pandemie und Afrikanischer Schweinepest für eine Gefahr für die Schweinehalter. Coronabedingte Sperrzeiten bei Schlachthöfen müssten verkürzt werden.

"Es gibt mittlerweile gute Konzepte aus den bisherigen Coronafällen in der Fleischwirtschaft. Diese müssen genutzt werden, um sich ressortübergreifend auf bundesweit einheitliche Vorgehensweisen bzw. Managementkonzepte bei zukünftigen Corona-Ausbrüchen zu verständigen. Ziel muss sein, bei Beachtung des notwendigen Gesundheitsschutzes für die Mitarbeiter und die Bevölkerung die vorhandenen Schlachtkapazitäten möglichst auszulasten“, so Rukwied.

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