Schwache Ernte in Ukraine - Unterdurchschnittlich in Deutschland
Es fehlen rund 20 Mio. t Weizen am Weltmarkt. Und Satellitendaten aus der Ukraine zeigen, dass dort 17 % weniger Getreide auf den Feldern steht. Ganz gut sieht es dagegen in Deutschland aus.
Auf den Feldern der Ukraine reifen derzeit 22,48 Mio. t Brotweizen für die diesjährige Ernte heran. Dies geht aus aktuellen Berechnungen der BayWa Tochter VISTA Geowissenschaftliche Fernerkundung hervor. Im Vergleich zum Durchschnitt der vergangenen vier Jahre bedeutet das einen Rückgang um 17 %.
Prof. Klaus Josef Lutz, Vorstandsvorsitzender der BayWa AG, stellt fest, dass eine unterdurchschnittliche Ernte nicht mehr zu vermeiden sei. "Das ist vor allem für die Menschen in den ärmsten Ländern eine Katastrophe. Es fehlen rund 20 Mio. t Weizen am Weltmarkt. Teile der Welt werden hungern.”
DBV: Große regionale Unterschiede in Deutschland erwartet
Der Deutsche Bauernverband (DBV) geht derweil in seiner Prognose für die Bundesrepublik von einer Getreideernte in Höhe von rund 41,2 Mio. t aus. Damit liegen die Erwartungen deutlich unter dem Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2020 (44,2 Mio. t) und auch 3 % unter dem Vorjahresergebnis (42,3 Mio. t).
Entgegen dem Trend rechnen einige Betriebe auch mit einer guten Ernte. Für die Herbstkulturen sei der weitere Witterungsverlauf in den Sommermonaten entscheidend.
Mit Blick auf die Diskussion zur Ernährungssicherung ist Bauernpräsident Rukwied pessimistisch, ob die Bauern die Ernten in den kommenden Jahren weiter stabil halten können: „Die massiven Einschränkungen, die die EU-Kommission gerade auf den Weg gebracht hat, werden zu einem deutlichen Rückgang der Ernteerträge in ganz Europa führen. Angesichts der dramatischen Nahrungsmittelknappheit in einigen Ländern, ausgelöst durch den Krieg in der Ukraine, ist es beschämend, dass Europa nicht versucht hier zu helfen, obwohl wir es könnten. Wir Bauern fühlen uns moralisch dazu verpflichtet und werden von der Politik daran gehindert.“
Entscheidend für die zuverlässige Versorgung mit Lebensmitteln ist aus Sicht des DBV-Präsidenten die Verfügbarkeit von Gas. „Wir benötigen Gas für die Herstellung von Stickstoffdünger. Sollte dieser fehlen brechen die Ernteerträge deutlich ein. Außerdem brauchen wir für den gesamten Lebensmittelbereich eine Priorisierung beim Gas.“
„Westlich der Weser insgesamt durchschnittlich, im Osten Niedersachsens unterdurchschnittlich – je nachdem, wo Regen gefallen ist und wo nicht“, so fasste Landvolk-Präsident Dr. Holger Hennies die Erwartungen an die diesjährige Ernte zusammen. Bei der Getreiderundfahrt des Verbandes auf dem Hof von Familie Logemann in Schwaförden (Landkreis Diepholz) wurde deutlich, welche Auswirkungen die Trockenheit auf die Pflanzen hat oder wie sie von den Regenschauern zur richtigen Zeit profitierten.
„Bei Raps und Gerste ist die Ertragsbildung abgeschlossen, dem Weizen und den Hackfrüchten würde der Regen aber noch helfen“, ist sich Karl-Friedrich Meyer, Vorsitzender des Ausschusses Pflanze im Landvolk Niedersachsen, sicher. Vor allem beim Backweizen befürchten Niedersachsens Landwirte Mindererträge und Qualitätseinbußen durch die Trockenheit, wohingegen die erste gemähte Gerste viele Bauern positiv überraschte. „Die Hektolitergewichte passen bei der Wintergerste, das ist sehr erfreulich“, erläuterte Landwirt Stephan Logemann seine Ernteergebnisse vor den Ausschuss-Mitgliedern.
Die regionalen Unterschiede bei der Bodenqualität und beim Niederschlag werden jedoch nicht flächendeckend in Niedersachsen zu dicken Körnern in den Mähdreschern führen. „Je weiter wir nach Osten kommen, desto mehr hat sich die Trockenheit ausgewirkt, und von daher rechnen wir dort beim Backweizen mit einer unterdurchschnittlichen Ernte, während die robusteren Futtergetreidesorten damit etwas besser klarkommen“, sagte Hennies.
An Backweizen werden jedoch besonders hohe Anforderungen gestellt. Dies wurde bei der Podiumsdiskussion mit Vertretern der Handelspartner im Vorfeld der Feldrundfahrt deutlich. Die Kunden in deutschen Supermärkten erwarteten schließlich, dass das Toastbrot immer die gleiche Größe und Konsistenz habe. „Auch für das Fladenbrot in Marokko wird ein anderes Mehl gebraucht als für das im Iran“, gab Bernhard Chilla von der Agravis AG weitere Beispiele für die vielfältigen Qualitätskriterien.
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Auf den Feldern der Ukraine reifen derzeit 22,48 Mio. t Brotweizen für die diesjährige Ernte heran. Dies geht aus aktuellen Berechnungen der BayWa Tochter VISTA Geowissenschaftliche Fernerkundung hervor. Im Vergleich zum Durchschnitt der vergangenen vier Jahre bedeutet das einen Rückgang um 17 %.
Prof. Klaus Josef Lutz, Vorstandsvorsitzender der BayWa AG, stellt fest, dass eine unterdurchschnittliche Ernte nicht mehr zu vermeiden sei. "Das ist vor allem für die Menschen in den ärmsten Ländern eine Katastrophe. Es fehlen rund 20 Mio. t Weizen am Weltmarkt. Teile der Welt werden hungern.”
DBV: Große regionale Unterschiede in Deutschland erwartet
Der Deutsche Bauernverband (DBV) geht derweil in seiner Prognose für die Bundesrepublik von einer Getreideernte in Höhe von rund 41,2 Mio. t aus. Damit liegen die Erwartungen deutlich unter dem Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2020 (44,2 Mio. t) und auch 3 % unter dem Vorjahresergebnis (42,3 Mio. t).
Entgegen dem Trend rechnen einige Betriebe auch mit einer guten Ernte. Für die Herbstkulturen sei der weitere Witterungsverlauf in den Sommermonaten entscheidend.
Mit Blick auf die Diskussion zur Ernährungssicherung ist Bauernpräsident Rukwied pessimistisch, ob die Bauern die Ernten in den kommenden Jahren weiter stabil halten können: „Die massiven Einschränkungen, die die EU-Kommission gerade auf den Weg gebracht hat, werden zu einem deutlichen Rückgang der Ernteerträge in ganz Europa führen. Angesichts der dramatischen Nahrungsmittelknappheit in einigen Ländern, ausgelöst durch den Krieg in der Ukraine, ist es beschämend, dass Europa nicht versucht hier zu helfen, obwohl wir es könnten. Wir Bauern fühlen uns moralisch dazu verpflichtet und werden von der Politik daran gehindert.“
Entscheidend für die zuverlässige Versorgung mit Lebensmitteln ist aus Sicht des DBV-Präsidenten die Verfügbarkeit von Gas. „Wir benötigen Gas für die Herstellung von Stickstoffdünger. Sollte dieser fehlen brechen die Ernteerträge deutlich ein. Außerdem brauchen wir für den gesamten Lebensmittelbereich eine Priorisierung beim Gas.“
„Westlich der Weser insgesamt durchschnittlich, im Osten Niedersachsens unterdurchschnittlich – je nachdem, wo Regen gefallen ist und wo nicht“, so fasste Landvolk-Präsident Dr. Holger Hennies die Erwartungen an die diesjährige Ernte zusammen. Bei der Getreiderundfahrt des Verbandes auf dem Hof von Familie Logemann in Schwaförden (Landkreis Diepholz) wurde deutlich, welche Auswirkungen die Trockenheit auf die Pflanzen hat oder wie sie von den Regenschauern zur richtigen Zeit profitierten.
„Bei Raps und Gerste ist die Ertragsbildung abgeschlossen, dem Weizen und den Hackfrüchten würde der Regen aber noch helfen“, ist sich Karl-Friedrich Meyer, Vorsitzender des Ausschusses Pflanze im Landvolk Niedersachsen, sicher. Vor allem beim Backweizen befürchten Niedersachsens Landwirte Mindererträge und Qualitätseinbußen durch die Trockenheit, wohingegen die erste gemähte Gerste viele Bauern positiv überraschte. „Die Hektolitergewichte passen bei der Wintergerste, das ist sehr erfreulich“, erläuterte Landwirt Stephan Logemann seine Ernteergebnisse vor den Ausschuss-Mitgliedern.
Die regionalen Unterschiede bei der Bodenqualität und beim Niederschlag werden jedoch nicht flächendeckend in Niedersachsen zu dicken Körnern in den Mähdreschern führen. „Je weiter wir nach Osten kommen, desto mehr hat sich die Trockenheit ausgewirkt, und von daher rechnen wir dort beim Backweizen mit einer unterdurchschnittlichen Ernte, während die robusteren Futtergetreidesorten damit etwas besser klarkommen“, sagte Hennies.
An Backweizen werden jedoch besonders hohe Anforderungen gestellt. Dies wurde bei der Podiumsdiskussion mit Vertretern der Handelspartner im Vorfeld der Feldrundfahrt deutlich. Die Kunden in deutschen Supermärkten erwarteten schließlich, dass das Toastbrot immer die gleiche Größe und Konsistenz habe. „Auch für das Fladenbrot in Marokko wird ein anderes Mehl gebraucht als für das im Iran“, gab Bernhard Chilla von der Agravis AG weitere Beispiele für die vielfältigen Qualitätskriterien.