Selbst absolute Spitzenbetriebe schreiben derzeit in der Schweine- und Ferkelerzeugung herbe Verluste. Die Preise für Ferkel sowie für Schlachtschweine gaben Ende Juli nochmals deutlich nach. Für ein 25-kg-Ferkel gab es nur noch 36 Euro, bei den Schlachtschweinepreisen sackte die Notierung auf 1,53 Euro je kg Schlachtgewicht ab. „Aus betriebswirtschaftlicher Sicht müssten wir Preise von 1,80 Euro je kg Schlachtgewicht für Mastschweine beziehungsweise um die 60 Euro für ein Ferkel mit 25 kg erzielen“, sagt Hermann Wester, Vorsitzender des Veredelungsausschusses im Landvolk Niedersachsen.
Zusätzlich machen steigende Kosten zu schaffen. Mäster und Ferkelerzeuger hätten die Kosten bereits kräftig optimiert, weitere Einsparungen ließen sich nicht realisieren, verdeutlichte der Emsländer. Extrem hohe Futterkosten belasten Ferkelerzeuger wie Mäster. Nur wenige Monate nach der Dioxinkrise und nach mehreren Jahren ohne längere Phasen mit zumindest kostendeckenden Erlösen, bringt diese Situation viele Ferkelerzeuger an den Rand ihrer Existenz.
Auch die Aussichten für die kommenden Wochen und Monate schätzt Hermann Wester nicht gerade rosig ein:
- Ein Rückgang der Futtermittel- und Energiekosten sei nicht in Sicht, eine spürbare Entlastung erst recht nicht.
- Kurzfristig stehe in vielen Betrieben noch die Investition in die Gruppenhaltung für tragende Sauen an, wie sie die EU ab dem 1.1.2013 vorschreibt.
- Weitere Forderungen können in Sachen Tierschutz auf die Betriebe zukommen und weitere Investitionen erfordern
Wester befürchtet, dass vor diesem Hintergrund noch mehr Betriebe aus der Ferkelerzeugung ausscheiden werden. Angesichts des in Deutschland herrschenden Ferkeldefizits wäre das sicherlich ein Signal in die falsche Richtung. Die viel zitierte „Erfolgsgeschichte“ der Schweineerzeugung, die Deutschland und speziell Niedersachsen in den vergangenen Jahren geschrieben haben, stünde damit auf dem Spiel. Gefragt sei jetzt der Zusammenhalt der gesamten Branche, um die Wertschöpfung für die Kette auf ein auskömmliches Niveau zu heben.
Schlacht- und Verarbeitungsbetriebe müssen nach Einschätzung Westers gegenüber Handel und Verbrauchern klar machen, dass die Zeit der extrem niedrigen Fleischpreise angesichts galoppierender Kosten auf absehbare Zeit vorbei ist. Auch diese Argumentation muss Spielraum für höhere Erzeugerpreise schaffen: Immer höherer Standards in der Erzeugung verlangen ihren Preis. Das wäre auch ein in der Verbraucheraufklärung zu kommunizierender Auftrag für die Politik.