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topplus Stickstoffdüngerproduktion

SKW Piesteritz warnt vor Engpässen bei der Düngemittelversorgung

Die Preise für Erdgas befinden sich gegen Ende September auf einem Allzeithoch. Das bringt Düngerhersteller wie Yara, die SKW Piesteritz oder die Borealis AG in Bedrängnis.

Lesezeit: 4 Minuten

Erdgas ist in ganz Europa knapp und wird deshalb immer teurer. In einem Weckruf an die Politik hat die SKW Stickstoffwerke Piesteritz GmbH deshalb jetzt vor Versorgungsengpässen bei Düngemitteln und Industriechemikalien gewarnt.

Produktionsausfälle könnten weder kompensiert noch später wieder aufgeholt werden, teilte Deutschlands größter Ammoniak- und Harnstoffproduzent mit. „Die Gasversorgung der Bürger und der Industrie Europas muss wieder auf ein stabiles, bezahlbares Fundament gestellt werden“, forderte Petr Cingr, Vorsitzender der Geschäftsführung der SKW Piesteritz. Anderenfalls drohe ein Produktionsstopp in den Schlüsselindustrien.

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Die Verknappung chemischer Grundstoffe und ein dramatischer Anstieg der Preise für alle Güter, auch der Grundnahrungsmittel, könnten die Folge sein. „Ob die unverzügliche Inbetriebnahme der Ostseepipeline Nord Stream II oder eine Alternative: Die Politik ist hier gefordert, und zwar sofort“, stellte Cingr klar.

Man habe stets vor den möglichen Folgen gewarnt, die Industrie zunehmend mit hohen Gas- und Strompreisen sowie Kosten für CO2-Zertifikate zu belasten. Mit dem aktuellen Gaspreis sei die Grenze weit überschritten.

Ammoniak wird knapp

Neben der SKW Piesteritz machen die galoppierenden Gaspreise auch anderen Düngeranbietern zu schaffen. Der in Norwegen ansässige Hersteller Yara International hat vorige Woche angekündigt, aufgrund der „rekordhohen Erdgaspreise in Europa“ die Produktion von Ammoniak in einer Reihe seiner Anlagen einzuschränken.

„Einschließlich der Optimierung der laufenden Wartungsarbeiten wird Yara bis nächste Woche etwa 40 % seiner europäischen Ammoniakproduktionskapazitäten drosseln“, teilte das Unternehmen mit. Und auch der Chemiekonzern Borealis mit Sitz in Wien fährt kurzfristig seine Ammoniakproduktion in Europa herunter und will die Situation bezüglich seiner Werke in Österreich, Frankreich und den Niederlanden nach Angaben einer Unternehmenssprecherin „weiter analysieren“.

Panikmache nicht angebracht

Unterdessen sorgt sich der Zentralverband Gartenbau (ZVG) um die betriebswirtschaftlichen Folgen der rasant steigenden Dünger- und Energiepreise für seine Mitgliedsbetriebe. „Die hohen Energiepreise werden die gärtnerische Produktion direkt und indirekt treffen“, erklärte ZVG-Präsident Jürgen Mertz.

Für ihn sind massiv steigende Betriebsmittelkosten bereits jetzt absehbar. Der Unterglasanbau in Deutschland sei ohnehin durch die CO2-Bepreisung von höheren Produktionskosten betroffen, gab er zu bedenken.

Die jüngste Entwicklung bei den Gaspreisen belaste die Betriebe zusätzlich. Mertz geht davon aus, dass auch die Preiskapriolen am Düngemittelmarkt auf den deutschen Gartenbau durchschlagen werden. „Um diese Kosten zu stemmen, sind wir auf entsprechende Produktpreise angewiesen. Das wird auch der Verbraucher an der Ladentheke zu spüren bekommen“, sagte der ZVG-Präsident voraus.

Eine schiere Panikmache angesichts steigender Endverkaufspreise könne er wiederum nicht nachvollziehen. Vielmehr seien die Lebensmittelpreise in Deutschland im europäischen Vergleich sehr moderat und entlohnten nicht mal alle Leistungen des Gartenbaus vollständig, so Mertz.

Preisabsicherung wirkt nur kurzfristig

Die Preise für Erdgas befinden sich gegen Ende September auf einem Allzeithoch. Das bringt Düngerhersteller wie Yara, die SKW Piesteritz oder die Borealis AG in Bedrängnis, da Erdgas der wichtigste Grundstoff der Stickstoffdüngerproduktion ist. Im langjährigen Mittel schwankt der Großhandelspreis für die fossile Energiequelle in einem recht engen Band zwischen 15 €/MWh und 20 €/MWh. Zuletzt lag der Preis im Wochenschnitt aber bei rund 65 €/MWh und hat sich damit innerhalb weniger Monate mehr als verdreifacht.

An der Leipziger Energiebörse (EEX), wo Gas auf Termin gehandelt wird, mussten vorige Woche für eine Megawattstunde zeitweise sogar mehr als 74 € bezahlt werden. Viele Unternehmen sichern ihre Einkaufspreise über Terminkontrakte oder außerbörsliche Geschäfte gegen einen Anstieg ab. Doch dieser Schutz greift nicht mehr.

Am Markt wird darüber spekuliert, dass Russlands Staatspräsident Vladimir Putin die Erdgaslieferungen seines Landes Richtung Westen bewusst drosseln lässt, um politischen Druck für eine rasche Genehmigung der Nord Stream II-Pipeline aufzubauen. Ohnehin sind die Gastanks in Europa nicht so gut gefüllt wie in früheren Jahren, da die Versorger beim Einkauf auf wieder fallende Preise gesetzt hatten. Zu Heizzwecken muss Erdgas nun zu fast jedem Preis beschafft werden.

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