Die Preise für Eiweißfutter sind in den vergangenen Wochen deutlich gesunken. Sowohl Soja- als auch Rapsschrot notieren derzeit so niedrig wie seit Jahren nicht mehr. Sojaschrot kostet im Hamburger Großhandel aktuell gut 260 € pro t – so wenig wie zuletzt vor rund fünf Jahren. Und auch Rapsschrot liegt mit aktuell rund 240 € pro t in Rostock auf einem Vierjahrestief (siehe Grafiken). „Tierhalter sollten jetzt mal genauer auf den Eiweißmarkt schauen”, meint Jan Peters von Markt Pro. Er hält das Preisniveau für sehr interessant. Mehrere Faktoren tragen zu dieser Entwicklung bei.
Entspannung im Nahen Osten drückt Ölpreise
Ein wesentlicher Treiber für die zuletzt fallenden Schrotpreise ist die Beruhigung der Lage im Nahen Osten. „Es scheint sich im Nahen Osten zu beruhigen, und in der Folge sinkt der Ölpreis“, erklärt der Futterhersteller ForFarmers in seiner aktuellen Analyse. Da Pflanzenöle und deren Nebenprodukte eng mit dem Ölpreis korrelieren, wirkt sich diese Entwicklung direkt auf die Preise von Sojaschrot aus.
Starker Euro verstärkt den Preisdruck
Zusätzlichen Druck auf die Ölschrotpreise gibt es durch den starken Euro bzw. den schwachen Dollar. Der Wechselkurs ist zuletzt von rund 1,15 auf 1,17 gestiegen, wodurch importierte Rohstoffe für europäische Käufer deutlich günstiger werden. Im Februar mussten wir für einen Euro noch 1,04 Dollar zahlen.
Die Fundamentaldaten sprechen ebenfalls für anhaltend moderate Preise. Die Ernteaussichten in den USA bleiben positiv, sodass ein ausreichendes Angebot an Sojabohnen und somit auch an Sojaschrot mittelfristig gewährleistet scheint. Diese günstige Angebotslage wird durch die anhaltenden Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China verstärkt, da dadurch die Nachfrage nach US-Sojabohnen gedämpft wird.
Gute Versorgungslage in Europa?
Trotz der aus Sicht von Tierhaltern positiven Marktlage gibt es auch einige Unsicherheitsfaktoren. Zwar ist das Angebot an Sojaschrot in Westeuropa ausreichend, jedoch kommen Schiffe teilweise später als geplant an. „Es gibt ja auch immer wieder Streiks in argentinischen Häfen“, sagt ein Beobachter. Diese Verzögerungen können zu temporären Engpässen führen und den Preis auch kurzfristig in die Höhe treiben.
Rapsschrot bleibt vergleichsweise teuer
Im Vergleich zu Sojaschrot ist Rapsschrot weiterhin teuer. Die Preisunterschiede zwischen den beiden Eiweißfutterarten sind derzeit historisch gesehen viel zu klein. „Ein normaler Preisabstand liegt bei 70 bis 80 € pro Tonne“, erklärt Jan Peters von Markt Pro. Aktuell liegt er jedoch bei nur 20 bis 30 €. Dennoch ist auch das aktuelle Niveau bei Rapsschrot interessant. Denn Marktbeteiligte sehen einige Sondereffekte, die eine Normalisierung des Preisabstands verhindern. Thorsten Tiedemann, Vorstandsmitglied der Getreide AG, hat das gegenüber top agrar schon mal erklärt. Peters beobachtet bereits jetzt eine stärkere Nachfrage nach Rapsschrot.
Bald mehr GVO-Rapsschrot?
Marktteilnehmer verweisen zudem auf ein neues Risiko, das sich auf die Rapsschrotkurse auswirken könnte – zumindest gilt das für GVO-freie Ware. „Es gibt bei Ölmühlen die Überlegung, auch Canola aus Kanada einzusetzen“, erklärt ein Makler. Das würde GVO-freies Rapsschrot verknappen. Für viele Milchviehbetriebe kommt die GVO-Ware jedoch nicht infrage, da sie sich bei der Milchlieferung zu GVO-freier Produktion verpflichtet haben. Ob es wirklich so kommt, sei abzuwarten. Es würde jedoch die Preise beeinflussen.
Argentinien plant eine höhere Exportsteuer
Experten warnen zudem vor den Auswirkungen politischer Unsicherheiten. Die weiteren Entwicklungen sind vor dem Hintergrund geopolitischer Spannungen nur schwer abzusehen. Handelsstreitigkeiten, Währungsschwankungen und unvorhergesehene Ereignisse könnten die Märkte schnell gravierend verändern.
Carlos Boyadijan, Agrarmarktexperte aus Argentinien, warnt vor steigenden Exportsteuern ab dem 1. Juli. Demnach werden argentinische Sojabohnen künftig mit 33 statt 26 % und Sojaschrot mit 31 statt 24,5 % besteuert. Da die EU 28 % der argentinischen Sojaschrot-Exporte abnimmt, dürfte das am EU-Markt auch Spuren hinterlassen. Die Steuererhöhung führt bereits jetzt zu verstärkten Vorverkäufen. Diese sorgen temporär für ein zusätzliches Angebot, dürften aber ab Juli zu einer Verknappung führen.
Markt Pro: Kaufgelegenheit!
Jan Peters von Markt Pro empfiehlt vor diesem Hintergrund den Kauf. Damit steht er nicht allein. „Wer Sojaschrot unter 300 € pro t kaufen konnte, hat in den letzten Jahren nichts verkehrt gemacht”, sagt ein Makler. Historisch gesehen waren die Phasen von Ende Juli bis Anfang August im mehrjährigen Durchschnitt die besten Phasen zum Vorkauf, erklären die Marktkenner. Das sei aber kein „Evangelium“ und in den aktuell nervösen Märkten könne sich die Stimmung auch schnell ändern. Zudem gelte die bekannte Börsenregel: „Den Tiefpunkt erwischt ohnehin kaum jemand!“
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Die Preise für Eiweißfutter sind in den vergangenen Wochen deutlich gesunken. Sowohl Soja- als auch Rapsschrot notieren derzeit so niedrig wie seit Jahren nicht mehr. Sojaschrot kostet im Hamburger Großhandel aktuell gut 260 € pro t – so wenig wie zuletzt vor rund fünf Jahren. Und auch Rapsschrot liegt mit aktuell rund 240 € pro t in Rostock auf einem Vierjahrestief (siehe Grafiken). „Tierhalter sollten jetzt mal genauer auf den Eiweißmarkt schauen”, meint Jan Peters von Markt Pro. Er hält das Preisniveau für sehr interessant. Mehrere Faktoren tragen zu dieser Entwicklung bei.
Entspannung im Nahen Osten drückt Ölpreise
Ein wesentlicher Treiber für die zuletzt fallenden Schrotpreise ist die Beruhigung der Lage im Nahen Osten. „Es scheint sich im Nahen Osten zu beruhigen, und in der Folge sinkt der Ölpreis“, erklärt der Futterhersteller ForFarmers in seiner aktuellen Analyse. Da Pflanzenöle und deren Nebenprodukte eng mit dem Ölpreis korrelieren, wirkt sich diese Entwicklung direkt auf die Preise von Sojaschrot aus.
Starker Euro verstärkt den Preisdruck
Zusätzlichen Druck auf die Ölschrotpreise gibt es durch den starken Euro bzw. den schwachen Dollar. Der Wechselkurs ist zuletzt von rund 1,15 auf 1,17 gestiegen, wodurch importierte Rohstoffe für europäische Käufer deutlich günstiger werden. Im Februar mussten wir für einen Euro noch 1,04 Dollar zahlen.
Die Fundamentaldaten sprechen ebenfalls für anhaltend moderate Preise. Die Ernteaussichten in den USA bleiben positiv, sodass ein ausreichendes Angebot an Sojabohnen und somit auch an Sojaschrot mittelfristig gewährleistet scheint. Diese günstige Angebotslage wird durch die anhaltenden Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China verstärkt, da dadurch die Nachfrage nach US-Sojabohnen gedämpft wird.
Gute Versorgungslage in Europa?
Trotz der aus Sicht von Tierhaltern positiven Marktlage gibt es auch einige Unsicherheitsfaktoren. Zwar ist das Angebot an Sojaschrot in Westeuropa ausreichend, jedoch kommen Schiffe teilweise später als geplant an. „Es gibt ja auch immer wieder Streiks in argentinischen Häfen“, sagt ein Beobachter. Diese Verzögerungen können zu temporären Engpässen führen und den Preis auch kurzfristig in die Höhe treiben.
Rapsschrot bleibt vergleichsweise teuer
Im Vergleich zu Sojaschrot ist Rapsschrot weiterhin teuer. Die Preisunterschiede zwischen den beiden Eiweißfutterarten sind derzeit historisch gesehen viel zu klein. „Ein normaler Preisabstand liegt bei 70 bis 80 € pro Tonne“, erklärt Jan Peters von Markt Pro. Aktuell liegt er jedoch bei nur 20 bis 30 €. Dennoch ist auch das aktuelle Niveau bei Rapsschrot interessant. Denn Marktbeteiligte sehen einige Sondereffekte, die eine Normalisierung des Preisabstands verhindern. Thorsten Tiedemann, Vorstandsmitglied der Getreide AG, hat das gegenüber top agrar schon mal erklärt. Peters beobachtet bereits jetzt eine stärkere Nachfrage nach Rapsschrot.
Bald mehr GVO-Rapsschrot?
Marktteilnehmer verweisen zudem auf ein neues Risiko, das sich auf die Rapsschrotkurse auswirken könnte – zumindest gilt das für GVO-freie Ware. „Es gibt bei Ölmühlen die Überlegung, auch Canola aus Kanada einzusetzen“, erklärt ein Makler. Das würde GVO-freies Rapsschrot verknappen. Für viele Milchviehbetriebe kommt die GVO-Ware jedoch nicht infrage, da sie sich bei der Milchlieferung zu GVO-freier Produktion verpflichtet haben. Ob es wirklich so kommt, sei abzuwarten. Es würde jedoch die Preise beeinflussen.
Argentinien plant eine höhere Exportsteuer
Experten warnen zudem vor den Auswirkungen politischer Unsicherheiten. Die weiteren Entwicklungen sind vor dem Hintergrund geopolitischer Spannungen nur schwer abzusehen. Handelsstreitigkeiten, Währungsschwankungen und unvorhergesehene Ereignisse könnten die Märkte schnell gravierend verändern.
Carlos Boyadijan, Agrarmarktexperte aus Argentinien, warnt vor steigenden Exportsteuern ab dem 1. Juli. Demnach werden argentinische Sojabohnen künftig mit 33 statt 26 % und Sojaschrot mit 31 statt 24,5 % besteuert. Da die EU 28 % der argentinischen Sojaschrot-Exporte abnimmt, dürfte das am EU-Markt auch Spuren hinterlassen. Die Steuererhöhung führt bereits jetzt zu verstärkten Vorverkäufen. Diese sorgen temporär für ein zusätzliches Angebot, dürften aber ab Juli zu einer Verknappung führen.
Markt Pro: Kaufgelegenheit!
Jan Peters von Markt Pro empfiehlt vor diesem Hintergrund den Kauf. Damit steht er nicht allein. „Wer Sojaschrot unter 300 € pro t kaufen konnte, hat in den letzten Jahren nichts verkehrt gemacht”, sagt ein Makler. Historisch gesehen waren die Phasen von Ende Juli bis Anfang August im mehrjährigen Durchschnitt die besten Phasen zum Vorkauf, erklären die Marktkenner. Das sei aber kein „Evangelium“ und in den aktuell nervösen Märkten könne sich die Stimmung auch schnell ändern. Zudem gelte die bekannte Börsenregel: „Den Tiefpunkt erwischt ohnehin kaum jemand!“