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Ukraine-Krieg

Steigende Getreidepreise treffen arme Länder besonders hart

Die UN warnt vor dramatischen Folgen für einige Länder in Ostafrika und dem Nahen Osten, die ihre Getreideversorgung fast ausschließlich auf Importe aus Russland und der Ukraine ausgerichtet haben.

Lesezeit: 5 Minuten

Der Krieg in der Ukraine wird negative Folgen für die Welt-Getreideversorgung haben. Das erwarten Fachleute und verweisen auf die fruchtbaren Schwarzerdegebiete zwischen Sankt Petersburg, Odessa und Irkutsk, wo riesige Mengen Getreide, Zuckerrüben, Mais und Sonnenblumen angebaut werden.

Aus dieser Kornkammer würden auch Teile des Nahen Ostens und Ostafrikas ernährt. Die Sorge vor Engpässen habe bereits die Weltmarktpreise steigen lassen, berichtet die ZEIT. Nach Steigerungen um 30 % im letzten Jahr wird eine neuerliche Verteuerung von nochmals 30 % erwartet, heißt es.

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Russland und die Ukraine hätten einen Anteil von etwa einem Drittel der globalen Weizenexporte, bei Sonnenblumenkernen sogar von 80 %. Die Ukraine allein habe 2021 etwa 33 Mio. t verschifft. Künftig würden diese Exporte wohl dramatisch einbrechen.

Das Welternährungsprogramm (WFP) macht sich insbesondere um Staaten Sorgen, die historisch gewachsene Abhängigkeiten von Getreide aus dem Agrardreieck haben, wie der bürgerkriegsgeplagte Libanon oder auch Ägypten, das 50 % des Getreide aus der Krisenregion bezieht. Die ZEIT erinnert in dem Zuge an die Unruhen 1977 und 2011, wo es u.a. auch um eine gesicherte und bezahlbare Lebensmittelversorgung ging.

Gefahr: Unsere Getreidelieferanten könnten sich umorientieren

Folgen für die Versorgungssicherheit in Deutschland befürchtet unterdessen der Biberacher CDU-Bundestagsabgeordnete Josef Rief. Er fordert die Berücksichtigung bei der geplanten Ökologisierung der Landwirtschaft.

Wie er gegenüber top agrar erklärte, spielt die Ukraine zwar für die Versorgung in Deutschland direkt keine große Rolle, allerdings für viele andere Staaten auf dieser Welt. „Die leer ausgehenden Länder werden sich anderweitig umsehen und sich auch logischerweise an Lieferanten wenden, die bisher die Bundesrepublik beliefert haben. Deshalb kann es sich Deutschland im Augenblick nicht leisten, die Extensivierung der heimischen Landwirtschaft weiter voranzutreiben und damit zusätzlich zu einem Preisanstieg beizutragen.“

Es sei zwar richtig, dass die Landwirtschaft nachhaltiger werden müsse. Allerdings dürfe dies nicht zu niedrigeren Gesamternten und zusätzlicher Verknappung führen. Deshalb schlägt der Politiker vor, nur so viel ökologische Landwirtschaft weiterhin zusätzlich in den Fokus zu nehmen, wie es die gleichzeitigen Ertragssteigerungen zulassen. „Auch finanziell würde die zusätzliche Ausweitung der Ökolandwirtschaft auf 30 % jährlich etwa 1 Mrd. € an zusätzlichen Fördermitteln erfordern. Dies Geld müsste nach vorliegenden GAP-Plänen zum größten Teil aus Bundesmaßnahmen finanziert werden.“

Landwirte sorgen sich um Futterpreise

Nervosität breitet sich indes auf den Höfen angesichts sinkender Vorräte aus: Die Mischfutterhersteller haben ihre Lager zwar voll und gut vorgesorgt, der Konflikt wirkt sich aber auf die Preisentwicklung aus. „In der angespannten Lage werden Rohstoffe wie Getreide, aber auch Raps, Soja, Mais und Sonnenblumen knapp“, sagt Albert Hortmann-Scholten von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Der deutsche Bauer stehe mitten in einer globalen Rohstoffspirale.

Ob die Landwirte in der Ukraine in diesem Jahr ihre Äcker überhaupt bestellen können und was dann daraus werde, sei offen, sagt auch Landvolk-Vizepräsident Ulrich Löhr. Er erwartet, dass auch die Ernteschätzung des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums, welches von schlechten Aufwuchsbedingungen für Mais und Soja durch Trockenheit ausgeht, die Preise weiter steigen lassen wird.

Dies setzt die niedersächsischen Tierhalter unter Druck. „Ich glaube nicht, dass die Landwirte Preise für ihre Schweine, Rinder oder Hähnchen erzielen werden, die die hohen Futterkosten kompensieren können“, ist sich Hortmann-Scholten sicher.

„Landwirte, die ihre Futtergetreidebestände zum größten Teil aus eigener Ernte erbringen können, bleiben nicht nur höhere Preise sowie der Transport zur Mühle erspart, sondern sie können eine höhere Wertschöpfung erzielen und ihre CO2-Bilanz ist ebenfalls besser“, führt Löhr aus. Hähnchenhalter beispielsweise erwirtschaften aufgrund der gestiegenen Futterpreise bereits jetzt bestenfalls den Deckungsbeitrag, für einen Gewinn reichen die Erlöse nicht. „Das ist weniger dramatisch als bei den Schweinehaltern, Spaß macht es aber auch nicht gerade“, rechnet Löhr vor.

Den Hähnchenhaltern komme zugute, dass es in Deutschland eine gleichmäßig hohe Nachfrage nach dem fettarmen Fleisch der Tiere gebe. „Dass Hähnchen zudem Mist produzieren und damit wertvollen, natürlichen Dünger, ist bei den enormen Düngerpreisen mehr als vorteilhaft. Der Misthaufen wird zur Wertanlage“, verdeutlicht Löhr abschließend.

Bislang kaum Agrarsanktionen gegen Russland

Die agrarspezifischen Sanktionen gegen Russland aus dem Westen sind bisher überschaubar, meldet der Pressedienst Agra Europe. Unter anderem hält die Europäische Union weiter an ihrem Importverbot für Produkte aus den ostukrainischen Gebieten Donezk, Luhansk sowie von der Krim aufrecht.

Supermärkte in Estland, Lettland und Litauen hatten den Bezug von russischen Produkten bereits gestoppt. In Deutschland gibt es dagegen kaum russische Lebensmittel im Handel. Netto hat aber aus Solidarität angekündigt, alle Produkte aus Russland auszulisten; die Rede ist von 15 Produkten. Der Handelsverband HDE erwartet denn auch, dass deutsche Verbraucher keine Knappheit im LEH spüren werden. Die Preise für Energie, vor allem Gas und Heizöl, dürften aber in nächster Zeit weiter steigen. Wie es am Dienstag hieß, liefert Russland aber aktuell weiter Gas durch Nord Stream 1.

China für russischen Weizen offen

Derweil hat China seine Einfuhrbeschränkungen für Weizen aus Russland aufgehoben, so AgE weiter. So kann Weizen künftig aus der gesamten Russischen Föderation in die Volksrepublik importiert werden, wenn die Vorschriften gegen den Weizenbrand eingehalten werden.

Zuvor war die Einfuhr nur aus sieben russischen Anbauregionen möglich, die Hauptanbaugebiete waren nicht darunter. Die Ankündigung steht übrigens nicht im direkten Zusammenhang mit dem Krieg, weil die Vereinbarung schon Anfang Februar unterzeichnet wurde. Das Abkommen soll auch Gerste einschließen.

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