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Versorgungsfähigkeit in Gefahr

Tönnies-Notbrief zur aktuellen Situation in der Fleisch- und Wurstwarenindustrie

Tönnies Foodservice zählt die aktuellen Belastungen und Kostensteigerungen auf. Die Wurstbranche fordert mehr Rückendeckung und sieht die Gefahr, kurzfristig aus der Versorgungsfähigkeit zu laufen.

Lesezeit: 4 Minuten

Wegen der massiven Kostenexplosion in der Fleisch- und Wurstwarenindustrie hat Tönnies Foodservice am Donnerstag einen Brandbrief an seine Kunden gesendet. Darin mahnen Peter Strunz und Jörg Engel von der Geschäftsführung, dass die Grenze des wirtschaftlich Vertretbaren sowohl auf Ebene der Rohstoffpreise als auch der sonstigen Kostenpositionen endgültig übertroffen wurde.

„Das Ergebnis der seit zwei Jahren branchenübergreifenden gestörten Lieferketten haben wir in der Entwicklung der allgemeinen Kosten für z.B. Energie, Verpackungen, Mindestlohnerhöhung der Fleischbranche, Frachten etc. gesehen, der wir mit einem Erhöhungssatz von durchschnittlich 0,35 € Rechnung tragen mussten. Dass nun ein für uns alle zutiefst erschütternder Krieg in der Ukraine diese Situation derart verschärft, hat niemand vorhersehen können“, heißt es in dem Brief. Strunz und Engel zählen die Auswirkungen auf:

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  1. Force Majeure (Höhere Gewalt) Sonderkündigungsrechte von Strom- und Gaskontrakten.
  2. Force Majeure in den Lieferketten von EU Geflügel und Versorgungsengpass von deutschem/europäischem Geflügelfleisch.
  3. Force Majeure in der Beschaffung von Frittier-Fetten.
  4. Force Majeure bei Senfmehl und Senfsaaten.
  5. Force Majeure in der Logistik auf Grund Ausfall ukrainischer Fahrer.
  6. Knappheit von Paniermehlen.
  7. Explosion der Futtermittelkosten.
  8. Lieferausfälle auf Grund von Bedruckung / Veredelung von Verpackungen in der Ukraine.
  9. Knappheit von Arbeitskräften auf Grund von Ausfall ukrainischer Mitarbeiter.
  10. Massive Störung sämtlicher bestehender Geschäftsgrundlagen.

Tönnies weist auf die Befürchtungen des niedersächsischen Agrarministeriums hin, dass der Ukrainekrieg aufgrund bestehender Außenhandelsbeziehungen und durch mögliche Störungen in der Beschaffung von Rohstoffen und Energie für die Ernährungswirtschaft zu einer großen Herausforderung werden könnte. Im schlimmsten Fall werde die Versorgungssicherheit des Landes gefährdet. Das einberufene Krisennetzwerk hat auf Basis des Umstandes von höherer Gewalt offen über mögliche Szenarien zur Notabsicherung wie z.B. Exportverbote, Zuteilung von Gasmengen diskutiert.

Ukraine fällt als Hähnchenlieferant aus

Im Bereich des Geflügelmarktes zeichnen sich laut Tönnies Foodservice bereits erhebliche Einschnitte ab. Es fehlten alleine ca. 3.000 t Hähnchenbrustfilets, die pro Woche aus der Ukraine geliefert wurden. Zudem fällt mit der Ukraine einer der größten Futtermittelzulieferer aus dem Markt. Im ohnehin angespannten Geflügelmarkt seien Lieferausfälle durch Rohstoffengpässe nicht mehr zu verhindern. Überdies würden vorhandene Kontrakte gekündigt und entsprechende Lieferungen nachverhandelt.

Rinder: Schlachtvieh wird knapp

Auch auf dem Rindfleischmarkt sei die Situation von der Dramatik gleichlautend. Alleine letzte Woche seien die Rindfleischpreise für Kühe um 0,10 € / kg und damit auf ein Allzeithoch von 4,50 € gestiegen. Ein weiterer Anstieg sei zu erwarten. Dadurch, dass die Schlachtzahlen in den letzten Wochen nochmals dramatisch rückläufig waren, sei auch hier die Versorgung nicht sicherzustellen – es gebe einfach kein Schlachtvieh.

Schweinefleisch für Verarbeiter teuer geworden

Der für den Hauptteil der Produkte maßgebliche Schweinefleischmarkt hat sich innerhalb von wenigen Wochen dramatisch verändert. Am 10.02.22 notierte der Schweinepreisindex mit 1,20 €/kg, am 09.03.2022 mit 1,75 €/kg – Tendenz weiter stark steigend. Dies bedeutet für die Wursthersteller eine Rohstofferhöhung von über 45 %. Die Einkaufspreise für Schultern, Lachse, Schinkenteile und Abschnitten hätten sich innerhalb von nur 2,5 Wochen um mehr als 1 €/kg erhöht und damit die Kalkulationen der Branche weiter verschlimmert, beklagt Tönnies Foodservice.

„Der andauernde niedrige Schweinepreis hat die Landwirtschaft dahingetrieben, ganze Mastanlagen leer stehen zu lassen und massiv weniger Tiere einzustallen. Da auch die Ukraine Futtermittelieferant für die deutsche Schweinemast war, der Weizen mittlerweile 450 €/t kostet und die ersten Landwirte ihr eingelagertes Futtermittel lukrativer am freien Getreidemarkt verkaufen, werden wir durch die aktuelle Situation eine erhebliche Verknappung der Futtermittel und damit eine Rekordverteuerung für die Schweineerzeugung erleben. Auch das begründet weitere steigende Erzeugerpreise“, so Strunz und Engel weiter.

Versorgungsfähigkeit in Gefahr: Wursthersteller fordern mehr Verständnis

Um die Zukunft des Unternehmens zu schützen sei nun der Zeitpunkt gekommen, für diese ausnahmslose und durch höhere Gewalt getriebene Sondersituation in nunmehr allen Bereichen mehr gemeinsames Verständnis zu bekommen. Auf Grund der Knappheit der Schlachttiere bestehe die konkrete Gefahr kurzfristig aus der Versorgungsfähigkeit zu laufen.

„Im Rindfleisch werden uns beispielsweise bis Ostern die Schlachttiere ausgehen, die nur mit enormen finanziellen Mehraufwand an uns gebunden werden können. Wir bitten aus diesem Grund in aller Dringlichkeit darum jetzt einen partnerschaftlichen Abschluss über Preisänderungen für alle Rohstoffarten (Schwein, Rind, Geflügel, konventionell wie Bio) zu erreichen. Auf Grund der massiven Rohstoffkostenveränderungen bitten wir darum die Preise mit sofortiger Wirkung und zwingend zu kommender Woche umzusetzen“, so die Geschäftsführer in ihrem Notbrief.

Brief von TFB

Auch The Family Butchers (Reinert) verschickte vergangene Woche eine Mahnung:

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