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topplus Fleischkongress 2022

Trotz vieler Krisen: „Der Tierwohl-Trend bleibt“

Der Umbau der Tierhaltung und der sinkende Fleischkonsum bestimmten den 30. Fleischkongress. Trotz Zeitenwende sehen Wissenschaft und Politik keinen Grund für einen Strategiewechsel beim Fleisch.

Lesezeit: 4 Minuten

Die Rohstoffkrise, die durch den Krieg in der Ukraine ausgelöst wurde, wird den Trend zu mehr Tierwohl nicht umkehren. Mit dieser klaren Botschaft erteilte Prof. Dr. Achim Spiller von der Uni Göttingen aktuellen Stimmungen ein Absage, der Verbraucher werde wegen teurer Energie und Inflation wieder zur alten „Geiz ist geil“-Mentalität zurückkehren ohne Rücksicht aufs Tierwohl. Es werde allenfalls kurzzeitig aus dem Fokus der Gesellschaft geraten, erklärte Spiller bei seinem Vortrag anlässlich des 30. Fleischkongress der Lebensmittel Praxis auf dem Petersberg bei Bonn.

„Der Blick der Menschen auf das Tier hat sich verändert“, sagte Spiller. Das habe beispielsweise auch mit dem Trend zu mehr Haustieren zu tun. „Studien belegen eindeutig, dass Haustierhalter viel höhere Anforderungen an tiergerechte Haltung haben“, führte er weiter aus.

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Spiller: „Vegetarier sind oft Meinungsführer“

Zum Thema Fleischkonsum hielt Spiller den anwesenden „Fleisch-Freunden“ auch den Spiegel vor. Es sei Fakt, dass Vegetarier und Veganer nicht nur in den sozialen Netzwerken die Meinungsführerschaft besäßen. Es gibt demnach sehr viele Influencer, die sich gegen Fleischverzehr aussprechen. Nicht zuletzt deshalb sei auch der Anteil der Veganer und Vegetarier unter jungen Leuten doppelt so hoch wie im Rest der Gesellschaft.

Efken: „Schweinepreis ist hoch, weil Schlachter ihre Haken auslasten müssen.“

Eine gewagte These stellte Dr. Josef Efken vom Thünen-Institut in Braunschweig auf. Seiner Meinung ist der Schweinepreis derzeit auch so hoch, weil die Schlachter ihre Schlachthaken dringend auslasten müssen. „Rund 80 % der Kosten im Schlachthof entfallen auf den Einkauf der Schlachttiere. Um bei den verbleibenden 20 % keinen Nachteil zu erleiden, muss der Schlachthof höchstmöglich ausgelastet sein. Da verwundert es nicht, dass sich die Schlachter zusehends um Schweine bemühen“, so Efken.

Ob die positive Stimmung am Schlachtschweinemarkt so anhalten wird, vermochte Efken nicht zu sagen. Fakt sei aber, dass je mehr das Angebot zurückpendelt, der Kampf um die Schweine zunimmt. Efken glaubt indes nicht daran, dass die Schlachtunternehmen deutlich mehr Schweine aus dem Ausland kaufen werden. Dagegen sprechen schon die hohen Transportkosten, die bei weiter steigenden Dieselpreisen sich noch weiter erhöhen dürften. Hinzu kommt, dass die Transportbranche massiv unter Personalmangel leidet.

Konrad (FDP): „Wir brauchen den Fleischexport“

Grundsätzlich widersprachen auch nicht die politischen Vertretern auf dem Petersberg Spillers Ansichten. Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der FDP Carina Konrad warb für einen bewussten Fleischverzehr. Sie wolle aber niemandem vorschreiben, was er zu essen habe. Stattdessen sollte die Haltung der Nutztiere endlich über ein staatliches Tierwohllabel transparent werden. Es werde künftig sicherlich weniger Fleisch konsumiert und auch produziert. Gleichzeitig gehören Tiere aber auch zu einer nachhaltigen Landwirtschaft dazu, sagte sie. Dazu gehöre dann aber der Fleischexport, weil eben viele Nebenprodukte der Schlachtung sonst nicht gut verwertet würden.

Bär (Die Grünen): „Die Hälfte der Tierzahlen in der EU wäre nachhaltig“

Der Obmann des Ausschusses Ernährung und Landwirtschaft Karl Bär von den Grünen warnte in diesem Zusammenhang allerdings vor zu kleinen Schritten bei der Transformation. Er habe die Sorge, dass die Transformation zu wenig ambitioniert ist. Das sei zu Anfang zwar angenehm, könne sich aber langfristig rächen. „Ich esse selbst auch Fleisch“, bekannte der Bundespolitiker. Er fordere deshalb auch keine Abkehr von der Tierhaltung. In der EU würden aber insgesamt zu viele Tiere gehalten. Studien zeigen, dass man rund die Hälfte der aktuellen Tierzahlen in der EU nachhaltig wären.

Thies (CDU) „Ampel steht beim Tierwohl blank da“

Für Hans-Jürgen Thies von der Union steht die Ampelkoalition beim Tierwohl blank da. „Die Empfehlungen des Kompetenznetzwerks Nutztierhaltung, der Borchert-Kommission, müssen endlich angegangen werden. Doch insbesondere die Finanzierungsfrage ist bei der Ampel weiterhin völlig offen“ monierte Thies.

Kritik äußerte er auch beim Thema Tierwohlkennzeichen. Das BMEL hat weiterhin kein Konzept und Minister Özdemir ignoriert die Marktgesetze, wenn er jetzt im Alleingang ein nationales Tierhaltungslabel einführen will, betonte Thies. „Wir müssen das auf EU-Ebene vorantreiben“, forderte der CDU-Politiker.

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