Die weltweiten Weizenterminmärkte waren zuletzt unter Druck. Grund ist eine reichliche Versorgung und die Schätzung, dass die Endlager 2020/21 auf eine Rekordhöhe von fast 42 % des Jahresverbrauchs anschwellen könnten, wie es im WASDE-Bericht des US-Landwirtschaftsministeriums heißt. Zudem kommt die Ernte in den USA übten zügig voran.
In der EU werden die Weizen-Prognosen für die bevorstehende Ernte dagegen laufend gesenkt. Die Lager sollen laut Analyse von Strategie Grains auf eine enge Ratio von Endbestand zu Verbrauch von knapp 10 % abschmelzen, berichtet aiz.info.
Dazu kommt: Von den globalen Endlagern, die kommende Saison 316,09 Mio. t erreichen sollen, liegen 51,2 % in China und nur 11,22 % bei den großen Exporteuren (Argentinien, Australien, Kanada, EU, Russland und Ukraine), die nach 2020/21 18,51 % ihres Eigenverbrauchs auf Lager haben werden.
Und China, Indien oder der weltgrößte Weizenimporteur Ägypten stocken zurzeit ihre strategischen Weizenreserven noch weiter auf, weil die Preise niedriger sind, schreibt der Pressedienst weiter. Damit bleiben die französischen Experten von Strategie Grains bei ihrer Marktprognose, dass sich die weltweit sehr fragile und in der EU sowie im Schwarzmeerraum angespannte Weizenbilanz als preistreibend erweisen könnte. Noch aber verharrten die Weizennotierungen an der CBoT in Chicago auf einem Achtmonats-Tief und die an der Euronext in Paris knapp über einem dreimonatigen, so aiz.info.
Dabei kämpfte Pariser September-Weizenkontrakt (Ex-Erntepreise) diese Woche damit, die Latte von 180 Euro/t nicht zu unterlaufen. Der Liefertermin mit dem stärksten Handelsvolumen, der Dezember, schloss am Donnerstag bei 182 Euro/t. Der September-Future startete mit einem hauchdünnen Plus bei 180,25 Euro/t in den Freitaghandel und der Dezember mit einem ebensolchen bei 182,50 Euro/t.
Ägypten kaufte dieser Tage aus der dritten Ausschreibung binnen der letzten drei Wochen 120.000 t Weizen aus Russland und je 60.000 t aus Rumänien und der Ukraine. Die Zuschlagspreise seien bei umgerechnet etwa zwischen gut 184 bis 186 Euro/t fob gelegen und niedriger als für die letzten Zuschläge bei noch gut 202 Euro/t. Die Weichweizenausfuhren der EU summierten sich nach 50 Wochen des Wirtschaftsjahres zum 14. Juni auf 33,063 Mio. t und übertreffen die Vorjahreslinie um 65 %.
Soja
Starke Exportzahlen der USA ließen diese Woche - und insgesamt die vierte in Folge - die Sojabohnennotierungen an der CBoT weiter steigen. Das Washingtoner Agrarressort USDA meldete für die Woche bis 11. Juni Sojabohnenexporte von 1,92 Mio. t, wovon alleine China 1,35 Mio. t kaufte, so aiz.info in seinem Marktbericht weiter.
Es scheint, als würden allen politischen Querelen der beiden Supermächte zum Trotz die Chinesen ihre Verpflichtungen aus dem Phase-Eins-Deal zum Kauf von Agrargütern der USA erfüllen. Die US-Exporteure strahlen weiterhin Optimismus aus, dass dies so weiter anhalten werde.
Mais
Hoffnungen macht sich dabei auch die US-Maisbranche. Laut USDA werden Chinas Maisbestände von einer Kommandowurm-Plage heimgesucht. Die Gefräßigkeit des Falters Spodoptera exempta soll dem Ministerium zufolge dem Reich der Mitte dieses Jahr ein Maisdefizit und steigende Preise bescheren.
Zum Aufbau seiner Weizenreserven - die es übrigens sogar aus Frankreich kauft - stützt Peking seine Landwirte seit 2006 mit staatlich garantierten Mindestpreisen. 2020 sind diese mit umgerechnet gut 281 Euro/t festgesetzt und damit deutlich höher als aktuell von Agenturen genannte Exportpreise von rund 178 Euro/t oder gar den Chicagoer Weizennotierungen bei gut 158 Euro/t.
USDA-WASDE-Report: Weizen- und Maisernte global angehoben
Das USDA hebt in der zweiten Schätzung für das Wirtschaftsjahr 2020/21 im WASDE-Bericht vom Juni die weltweiten Ernteprognosen insbesondere für Weizen und Futtergetreide an, ebenso wie die Verbrauchserwartung für Mais und Futtergetreide. Mit der Annahme kleinerer Anfangsbestände an Mais, jedoch größerer von Weizen, resultieren daraus gegenüber dem Vorbericht im Mai höhere Endlagerprognosen für Weizen und Getreide insgesamt, aber kleinere von Mais. Vor allem mit einer nach oben revidierten Verbrauchsschätzung sieht der Report auch eine leichtere globale Ölsaatenbilanz als vor einem Monat.
Mehr Weizen in Indien und Australien, weniger in der EU und Ukraine
In die optimistischere Weizenernteprognose fließen insbesondere nach oben gesetzte Zahlen für Indien und Australien ein, während Dürre die Schätzungen für die EU um 2 Mio. t und für die Ukraine um 1,5 Mio. t nach unten korrigiert.
Mit einer um 13,78 Mio. t oder 8,9 % kleineren Weizenernte von 141 Mio. t (Weich- und Hartweizen) wird die EU naturgemäß auch weniger exportieren können als 2019/20. Die Weizenendbestände sollen dennoch um 0,8 Mio. t auf 11,55 Mio. t abschmelzen, obwohl auch der Verbrauch zur laufenden Saison um 3,2 Mio. t zurückgehen soll, heißt es.
Unter dem Strich bleibt der EU eine sehr enge Versorgungsbilanz mit 9,68 % Endlageranteil am Eigenverbrauch in krassem Gegensatz zur weltweit großzügigen Versorgung mit einer Ratio von stock to use bei 41,97 %.
Bestandsaufbau bei Mais geht auf Konto der USA - Abbau im Rest der Welt
Ähnlich wie beim Weizen verhält es sich mit der Verteilung der Maisreserven auf der Welt, hier hortet China 58,62 %. In den Maisschätzungen des USDA sticht der steile Zuwachs der Produktion in den USA um 17,46 % im Vergleich zur Ernte 2019 heraus. Damit geht der seit Jahren erste globale Bestandsaufbau von 24,96 Mio. t in 2020/21 auf das Konto der Anhäufung von 30,99 Mio. t mehr Mais in den USA, während sich die Lager auf der restlichen Welt um 6,03 Mio. t leeren.
Allerdings sind die USA weltmarktbestimmend mit 34,19 % Anteil (406,29 Mio. t) an der globalen Maisproduktion (1.188,48 Mio. t) und 29,92 % (54,61 Mio. t) aller Exporte (182,50 Mio. t). Insgesamt fällt die weltweite Maisbilanz in der Ratio von stock to use aber 2020/21 etwas leichter aus als in der Annahme vor einem Monat, weil die Anfangsbestände niedriger und der Verbrauch höher als im Mai-Report angesetzt werden.
Die EU soll dem Bericht zufolge im Herbst 2020 auch mehr Mais ernten - nämlich 68,30 Mio. t (+2,51%) - als im Vorjahr, aber mit 23 Mio. t (+6,98 %) gleichzeitig auch mehr importieren müssen, um den um 4,32 % wachsenden Bedarf decken zu können.
Leichter Lagerabbau bei Ölsaaten
Den Ölsaaten sagt der WASDE-Report 2020/21 einen etwas größeren Lagerabbau als vor Monatsfrist voraus. Auch hier stechen die USA mit einem starken Produktionszuwachs bei den Sojabohnen hervor. Da aber auch ihre Exporte stark zulegen sollen, sagt das USDA den Vereinigten Staaten im Gegensatz zur Maisbilanz bei den Bohnen einen Lagerabbau voraus.
Strategie Grains kürzt EU-Weizenprognose um 2 Mio. t
Die Juni-Ausgabe von Strategie Grains kürzt die Ernteprognose 2020 für die EU-27 und das Vereinigte Königreich zum Mai um 2 Mio. t auf 130,9 Mio. t nach 147,1 Mio. t der Ernte 2019. Allein um 1 Mio. t nimmt die Analyse die Weizenernte des größten Exporteurs Frankreich zurück. Sie falle wegen eines drastischen Rückgangs der Anbauflächen und wegen einer Abfolge unheilvoller klimatischer Verhältnisse auf den tiefsten Stand seit 2016.
Der Weizenverbrauch der EU soll nach dem Corona-bedingten Einbruch auf 114,6 Mio. t 2020/21 bei 112 Mio. t zu liegen kommen. Zwar sollen Nahrungsmittel- und Industrienachfrage wieder moderat zulegen, der tierische Verbrauch aber niedrig bleiben. Aus der kleineren Ernte steht in der Union 2020/21 mit 26,1 Mio. t auch deutlich weniger Weizen zur Verfügung als in der auslaufenden Saison 2019/20 mit 35,3 Mio. t. In der Bilanz steht 2020/21 ein Bestandsabbau von 13,2 Mio. t Weizen auf 10,7 Mio. t und ein Defizit von 0,4 Mio. t nach einem Überschuss von 1,6 Mio. t im laufenden Wirtschaftsjahr.
Zwar um 1,7 Mio. t weniger als im Vormonat, aber immer noch mit 3,2 Mio. t Überschuss beziffert Strategie Grains die Gerstenbilanz der Union und des Königreichs als gesättigt. Die Ernteprognose steigt zum Mai vor allem dank günstiger Bedingungen in Spanien um 1,1 Mio. t auf 63,6 Mio. t. Die jüngsten Regen lassen auch die Maisernteprognose um 1,8 Mio. t auf 65,9 Mio. t (Ernte 2019: 64,1 Mio. t) steigen. Um den auf 800,2 Mio. t (2019/20: 79,5 Mio. t) steigenden Binnenverbrauch zu decken, werde die EU 18,7 Mio. t Mais importieren und mit diesen Mengen einen Überschuss von 1,6 Mio. t Mais auslösen.