Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

topplus Interview

Ukraine erntet 2021/22 mehr Getreide und Ölsaaten

top agrar sprach mit Dr. Alex Lissitsa, Präsident des Ukrainischen Agribusiness Clubs und Geschäftsführer der Agrarholding IMC in Kiew über die weitere Entwicklung an den Märkten.

Lesezeit: 4 Minuten

Die bisherigen Ertragsmeldungen aus der Ukraine bestätigen die Prognose, dass für das Vermarktungsjahr 2021/22 eine überdurchschnittliche Getreideernte in der Ukraine eingefahren wurde.

Wie ist die Ernte in der Ukraine in diesem Jahr tatsächlich gelaufen? Man spricht von 20 Prozent Ertragssteigerungen. Ist das realistisch?

Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Lissitsa: Es wird in der Ukraine tatsächlich eine Rekordernte bei Getreide und Ölsaaten erwartet, vor allem aufgrund der sehr günstigen Wetterbedingungen in den südlichen und zentralen Regionen des Landes. Beim Weizen ernteten die Landwirte ca 32 Mio. Tonnen mit einem durchschnittlichen Ertrag von 4,64 t/ha, das sind 19% mehr als im Vorjahr. Die Ernte von Sojabohnen und Sonnenblumen ist fast abgeschlossen. Am Ende erhalten wir wohl 3,4 Mio. t Sojabohnen (26% mehr als im Vorjahr) und 15,4 Mio. t Sonnenblumen (15% im Vergleich zum Vorjahr).

...und beim Mais?

Die Maisernte dauert noch an. Die aktuellen Maiserträge sind recht hoch und liegen in den wichtigsten Maisanbauregionen über 9 t/ha, landesweit bei 6,5 t/ha. Allerdings muss auch erwähnt werden, dass bis Ende Oktober noch nicht einmal die Hälfte der Maisanbauflächen gedroschen wurde. Durch den verzögerten Erntebeginn ist die Feuchtigkeit etwas höher als normal. Bei den derzeitigen Erdgaspreisen ist der Mehraufwand für die Getreidetrocknung erheblich.

Wie läuft derzeit die Winteraussaat?

Lissitsa: Regenfälle in der ersten Septemberhälfte haben den Zeitpunkt der Winteraussaat etwas verschoben und die geplante Aussaatfläche reduziert. 90 % der erwarteten Flächen sind jedoch bereits ausgesät. Die Pflanzen hinken in der Entwicklung hinterher, aber die Situation ist nicht kritisch.

Wann ist Ihrer Meinung nach mit einem Abebben der ukrainischen Getreideexporte zu rechnen?

Lissitsa: Wir erwarten keinen Rückgang der Getreideexporte. Im Gegenteil, der Maisexport hat begonnen und bis zum Ende des Wirtschaftsjahres Mitte nächsten Jahres werden die ukrainischen Häfen voraussichtlich stark mit Exporten belastet. Das ist anders als in der Vergangenheit, als die Getreideexporte vor allem bis Ende des Jahres erfolgten.

Wie gestaltet sich momentan der ukrainische Inlandsmarkt für Getreide? Nimmt die Nachfrage aus der Tierproduktion zu?

Lissitsa: Die Inlandsnachfrage nach Getreide ist zurückgegangen, sowohl für die Ernährung als auch für Futtermittel. Im vergangenen Jahr haben wir einen Rückgang in der Geflügelhaltung verzeichnet, insbesondere in der Eierproduktion. Eine Reihe von eierproduzierenden Betrieben wurden geschlossen. Eine negative Entwicklung ist auch in der Milchwirtschaft festzustellen. Stattdessen gibt es ein leichtes Wachstum in der industriellen Schweineproduktion.

Es ist immer wieder von Qualitätsproblemen beim ukrainischen Getreideexport zu lesen. Ist das richtig? Und wenn ja, woran liegt das?

Lissitsa: Ukrainisches Getreide hat im Allgemeinen eine gute Qualität und ist nicht schlechter als andere. In der Vergangenheit hatten wir einen größeren Anteil an Futterweizen und weniger Brotweizen. Aber in den letzten Jahren hat sich die Situation geändert. Der Anteil an Brotweizen überwiegt. Die Ukrainischen Landwirte haben sehr viel in die Produktionstechnik investiert und die Qualität massiv verbessert.

Warum ist der ukrainische Ackerbau in diesen Jahren so erfolgreich? Gibt es auch noch unentdeckte Potentiale in der Tierproduktion?

Lissitsa: In den letzten 15 Jahren haben wir die Produktionstechnik deutlich verbessert, insbesondere im Hinblick auf einen besserer Umgang mit dem Boden, aber auch gutes Saatgut und Technik stehen ganz oben auf der Prioritätenliste der Betriebe Die Viehhaltung ist etwas schwieriger zu erneuern im Vergleich zum Ackerbau. Einige Gründe sind: hohe Kapitalintensität, die Notwendigkeit, die Tiergenetik zu verbessern, starker Wettbewerb auf Exportmärkten und erhebliche technische Hindernisse in den Importländern. Die Rentabilität ist nicht so hoch wie in der Pflanzenproduktion, aber dennoch erzielen effiziente Betriebe gute Ergebnisse. Ich denke, dass die Ukraine auf dem Weg ist, sich von industrialisierten aber schwer zu führenden Milchviehbetrieben mit 1000 und mehr Milchkühen zu trennen und hochmoderne und effiziente kleinere Familienbetriebe in Zukunft Entwicklungschancen haben. Dieser Prozess wird aber sicherlich noch 10 bis 15 Jahre dauern.

Bleibt die starke Wettbewerbsfähigkeit der ukrainischen Landwirtschaft auch in den kommenden Jahren erhalten?

Lissitsa: Ich bin sehr zuversichtlich, dass die Ukraine ihre Wettbewerbsfähigkeit noch steigern wird, und das nicht nur für Getreide und Ölsaaten, sondern auch für eine Reihe anderer Produkte, u.a. Gemüse, Obst, Beeren, Nüsse usw. Die Produktionskosten bleiben auch in den nächsten Jahren aufgrund der Bodenpreise und Betriebsgrössenstruktur niedriger als in Westeuropa, auch wenn die Arbeitskosten ansteigen werden.

Können europäische Landwirte in der Ukraine inzwischen Ackerland kaufen und einen Betrieb gründen?

Lissitsa Ausländer können derzeit kein Ackerland in der Ukraine kaufen. Diese Frage kann nach 2024, der zweiten Phase der Öffnung des Bodenmarktes, überdacht werden. Dies ist jedoch kein wesentliches Problem für die Geschäftstätigkeit. Die Ukraine hat einen entwickelten Pachtmarkt und ausländische Investoren können einen Betrieb kaufen, der Ackerland langfristig gepachtet hat.

Das Interview führte Heinz Strubenhoff, Hamburg.

Mehr zu dem Thema

Die Redaktion empfiehlt

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.