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Ukraine-Konflikt: „Im Kriegsfall würden die Weizenpreise deutlich steigen“

Der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine beschäftigt die Märkte für Getreide und Raps. Wir haben einen ukrainischen Agrarhändler gefragt, wie er die Lage einschätzt.

Lesezeit: 4 Minuten

Die Schwarzmeerregion ist entscheidend für die globale Versorgung mit Getreide und Raps. Wir haben den ukrainischen Agrarhändler Olivier Bouillet gefragt, wie er die Lage einschätzt. Bouillet ist gebürtiger Franzose und lebt seit vielen Jahren in der Ukraine. Er handelt für einen ukrainischen Ackerbau-Großbetrieb (20.000 ha in der Nähe der Stadt Dnipro) mit Getreide und Ölsaaten.

top agrar: Die Welt schaut mit bangen Blicken nach Osteuropa und hofft, dass sich der Konflikt zwischen der Ukraine und Russland entspannt. Welche Auswirkungen haben die Spannungen zwischen den beiden Nationen schon jetzt auf die Agrarmärkte?

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Olivier Bouillet: Der Preisanstieg auf den globalen Getreidemärkten, den wir im Januar beobachtet haben, war natürlich hauptsächlich auf die aktuellen Spannungen zwischen Russland und der Ukraine zurückzuführen. Die Marktteilnehmer haben eine Risikoprämie verlangt. Das war aber nur ein kurzzeitige Effekt. Aktuell pendeln die Preise wieder etwas zurück.

Während der Krim-Krise stiegen die Weizenpreise um 20 Dollar je t

Was erwarten Sie auf den Agrarmärkten, wenn der Konflikt weiter eskaliert?

Bouillet: Die Hauptbedrohung besteht in der Tat darin, dass im Falle militärischer Angriffe die Ukraine-Exporte unterbrochen würden. Ein Blick zurück hilft vielleicht: Als im Frühjahr 2014 Russland die Krim annektierte und im Donbass (Regionen Donezk und Luhansk) militärisch aktiv war, stiegen die Weizenpreise um etwa 20 Dollar pro t an.

Russland und die Ukraine sind wichtige Weizenlieferanten für den Weltmarkt. Es wird erwartet, dass die Ukraine in dieser Saison deutlich mehr exportieren wird als im vergangenen Jahr. Sind diese Exportziele unter den aktuellen Bedingungen überhaupt erreichbar?

Bouillet: Grundsätzlich bleibt das Ziel erreichbar. Die Ukraine hat 2021 Rekorderträge beim Weizen von durchschnittlich 4,5 t je ha eingefahren. Das sind 10 % mehr als der bisherige Rekord. Die Vorräte der Ukraine sind so üppig, dass in diesem Jahr auch ein neuer Rekord beim Weizenexport möglich ist. Rekordverdächtig ist das Exportpotenzial übrigens auch beim Mais.

Schauen wir auf die nächste Ernte. Sind die Bestände bisher gut durch den Winter gekommen? Wie ist der Zustand der Getreide- und Rapsfelder in der Schwarzmeerregion?

Bouillet: Bisher sind die Witterungsbedingungen insgesamt gut. Die wichtigen Anbaugebiete sind derzeit in der Ruhephase und weitgehend durch Schnee geschützt. Vor allem der Raps sieht gut aus. Was Weizen betrifft, muss man unterscheiden. Der frühgesäte Weizen beispielsweise nach Raps sieht ebenfalls sehr gut aus. Etwas kritischer sieht der Weizen der nach Sonnenblumen gesät wurde. Die Sonnenblumenernte hat sich 2021 aufgrund der nassen Bedingungen und der hohen Erträge stark verzögert, sodass später als üblich gedrillt wurde. Das sieht man diesen Beständen an.

Bei diesen Düngerpreisen überlegen die Landwirte genau, wie viel Stickstoffe sinnvoll ist

Wie gehen die Bauern in Osteuropa mit den gestiegenen Düngemittel- und Strompreisen um?

Bouillet: Dieses Problem haben alle Farmer weltweit. Unsere lokalen Preise sind genauso gestiegen wie in der EU. Dünger ist auch bei uns nur eingeschränkt verfügbar, für unseren Betrieb wurden aber alle bestellten Mengen geliefert. Die Landwirte werden sich in dieser Saison genau überlegen, wieviel Stickstoff sie ausbringen. Wie viel das sein wird, entscheidet sich aber erst zu Frühjahrsbeginn. Erst dann können wir erkennen, welches Ertragspotenzial die Getreide- und Rapsbestände haben.

Was erwarten Sie für die Weizen- und Rapspreise in den kommenden Monaten?

Bouillet: Der ukrainische Markt korreliert sehr stark mit dem europäischen. Wir schauen orientieren uns an den Weizen- und Rapskursen an der Euronext in Paris. Für die Ernte 2022 können wir derzeit bei Lieferung im Juli an den Schwarzmeerhafen Odessa die Weizenkurse in Paris (Sept22) mit einem Abschlag ca. 20 Dollar je t vorkontrahieren. Beim Raps ist der Abschlag auf den August-Kontrakt aktuell etwa 10 Dollar je t. Wir haben bereits erste Mengen festgemacht.

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