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USDA rechnet mit deutlicher Verknappung von Zucker am Weltmarkt

Die weltweite Zuckerbilanz 2022/23 soll deutlich enger ausfallen. Einer wachsenden Erzeugung steht ein noch stärker steigender Verbrauch gegenüber.

Lesezeit: 4 Minuten

Für den Zuckermarkt zeichnet sich global betrachtet im Wirtschaftsjahr 2022/23 eine engere Bilanz ab. Aktuell erwartet das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) für die laufende Saison zwar eine insgesamt höhere Erzeugung, aber eine noch umfangreichere Steigerung des Verbrauchs auf einen neuen Rekord, so dass ein Rückgriff auf die Lagerbestände notwendig sein wird.

Derweil dürften die Zuckerexporte ausgeweitet werden. Die weltweite Zentrifugalzuckererzeugung 2022/23 sieht das US-Landwirtschaftsministerium jetzt bei 183,15 Mio t Rohwert; das wären 2,80 Mio t oder 1,6 % mehr als im Vorjahr.

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Im Einzelnen wird dabei für das Zuckeraufkommen in Brasilien ein Zuwachs um 2,60 Mio t oder 7,3 % auf 38,05 Mio. t vorausgesagt. Die Fachleute begründen dies mit witterungsbedingt höheren Zuckerrohrerträgen, die die Verkleinerung der Anbaufläche zugunsten von Sojabohnen und Mais mehr als ausgleichen dürften. Derweil soll der Anteil des für die Ethanolerzeugung verwendeten Zuckerrohrs auf dem Vorjahresniveau von 55 % verharren. Brasilien ist der größte Zuckerproduzent und -exporteur der Welt.

Kleinere Zuckerausbeute in Indien

Dagegen erwartet das USDA für Indien, den zweitgrößten Zuckererzeuger und drittgrößten Zuckeranbieter am Weltmarkt, für 2022/23 im Vorjahresvergleich einen Rückgang des Aufkommens um 1,08 Mio t oder 2,9 % auf 35,8 Mio t. Die Washingtoner Experten gehen davon aus, dass dort die Zuckerausbeute aus Zuckerrohr kleiner ausfällt.

Indes veranschlagen die US-Beamten die Zuckererzeugung 2022/23 in der Europäischen Union - sie ist die Nummer drei unter den Produzenten - jetzt auf 16,15 Mio. t; das wären 329.000 t weniger als die Schätzung für das vergangene Vermarktungsjahr.

Maßgeblich für den erwarteten Rückgang sei die Einschränkung der Zuckerrübenfläche zugunsten profitablerer Ackerfrüchte wie Mais und Sonnenblumensaat. Den vierten Platz auf der Weltrangliste der Zuckererzeuger dürfte wie im Vorjahr Thailand belegen, und zwar mit einem Aufkommen von 10,5 Mio. t; das wären 343.000 t mehr als im Vorjahr.

Chinas Zuckerbedarf steigt

Der globale Zuckerbedarf für den menschlichen Verzehr wird nach Einschätzung des USDA als Folge des Wachstums in Märkten wie China, Indonesien und Russland in dieser Vermarktungssaison im Vergleich zu 2021/22 um 3,13 Mio. t oder 1,8 % auf die Rekordmenge von 176,37 Mio. t steigen.

Vor allem die Nachfrage Chinas soll zunehmen, und zwar um 500.000 t auf 15,3 Mio t. Als Auslöser wird die Lockerung coronabedingter Restriktionen angeführt. China ist der drittgrößte Zuckerverbraucher der Welt. Für Indonesien wird ein Verbrauchsplus von 300.000 t auf 7,9 Mio t Zucker vorausgesagt, und zwar als Folge des steigenden Bedarfs der dort expandierenden Lebensmittel- und Getränkeindustrie.

Ein weiterer treibender Faktor in dem südostasiatischen Land ist das Bevölkerungswachstum. Derweil dürfte der Zuckerverbrauch in der Europäischen Union auf dem Vorjahresniveau von 17 Mio. t verharren.

Mehr Zucker aus Thailand

Auch die Zuckerausfuhren werden nach der Prognose der Washingtoner Fachleute gegenüber 2021/22 zunehmen, und zwar um 1,41 Mio. t oder 2,1 % auf 69,25 Mio. t. Dabei werden voraussichtlich umfangreichere Ausfuhren Brasiliens und Thailands die wohl deutlich rückläufigen Exporte Indiens mehr als ausgleichen. Im Einzelnen wird für Indien nach dem Rekordjahr 2021/22 ein Exportminus von 2,34 Mio. t oder fast einem Fünftel auf 9,39 Mio t erwartet. Das wäre aber immer noch die zweithöchste Menge aller Zeiten.

Dagegen sollen die Zuckerausfuhren Brasiliens wegen des voraussichtlich umfangreicheren exportfähigen Angebots um 2,25 Mio t oder 8,7 % auf 28,2 Mio t zunehmen. Aus demselben Grund wird Thailand laut der USDA-Prognose seine Zuckervermarktung im Ausland auf 11 Mio t steigern, was im Vorjahresvergleich einem Plus von 1 Mio. t oder 10 % entspräche.

Lagermenge reicht für 80 Tage

Da der Anstieg des weltweiten Zuckerverbrauchs den Produktionszuwachs übertreffen dürfte, werden die globalen Lagerbestände insgesamt weiter abnehmen. Das USDA veranschlagt den weltweiten Endbestand an Zucker für 2022/23 jetzt auf 38,56 Mio. t, verglichen mit schätzungsweise noch 44,49 Mio. t zum Vorjahreszeitpunkt. Diese Menge würde ausreichen, um den globalen menschlichen Verbrauch für 80 Tage zu decken. Die betreffende Kennzahl des vergangenen Wirtschaftsjahres würde demnach um 14 Tage verfehlt, der entsprechende Durchschnitt der vergangenen vier Jahre sogar um 24 Tage.

Damit im Einklang bewegten sich die Weltmarktpreise für Zucker zuletzt auf einem recht hohen Niveau. An der New Yorker Börse wurde der Rohzucker-Future mit Fälligkeit im März 2023 am 13.11. gegen 17.15 Uhr hiesiger Zeit für 19,58 cts/lb (421,30 €/t) gehandelt; das entsprach gegenüber dem Ende Oktober markierten Zwischentief einem Aufschlag von fast 12 %.

Auch für den Weißzucker an der Agrarterminbörse in London ging es aufwärts. Dort rangierte der betreffende Kontrakt zur Lieferung im März 2023 zuletzt mit 537 $/t (524 €) um gut 11 % über dem Zwischentief von Ende Oktober und nur knapp unter dem zur Monatsmitte erreichten Laufzeithoch von 552,80 $/t (539,53 €).

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