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Verfehlte Agrarpolitik: Studie warnt vor Einbruch der Milcherzeugung

Eine Studie der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf warnt vor einem weitergehenden Einbruch der deutschen Milcherzeugung, sollten die aktuellen agrarpolitischen Vorhaben wie geplant umgesetzt werden.

Lesezeit: 4 Minuten

Trotz historisch hoher Erzeugerpreise steht es schlecht um die heimische Milchbranche. „In den vergangenen sechs Jahren sind 600.000 Milchkühe und bis zu 40.000 Milchviehbetriebe aus Deutschland verschwunden. Der deutsche Selbstversorgungsgrad bei Rohmilch könnte demnächst unter 100 % sinken“, verdeutlichte der hessische Bauernpräsident und Präsident des Verbandes der Deutschen Milchwirtschaft (VDM), Karsten Schmal, beim „Milchpolitischen Frühstück“ heute in Berlin. Er befürchtet einen weiter anziehenden Strukturwandel, denn „aktuell kommt mit der neuen GAP, Tierwohl und den europäischen Reduktionsplänen einfach zu viel auf die Milchviehhalter zu“.

Strukturwandel wird aktuell beschleunigt

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Das belegt auch die heute vorgestellte Studie „Perspektiven der Milchproduktion und -verarbeitung in Deutschland bis 2030“ eines Forschungsteams um Prof. Johannes Holzner von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. Danach hängt die mittel- und langfristige Entwicklung des deutschen Milchsektors maßgeblich von den anstehenden politischen Weichenstellungen ab. Die Forscher stellen fest, dass sich die deutsche Milcherzeugung schon heute in einem massiven Transformationsprozess befindet, der durch die geplanten politischen Maßnahmen in den Bereichen Tierhaltungskennzeichnung, Düngeverordnung, Klimabilanzierung oder auch Antibiotikaverwendung weiter beschleunigt werden könnte.

Negative Folgeeffekte

„Die Studie zeichnet ein pessimistisches Bild“, betonte Holzner. Nach seinen Erkenntnissen führt ein politisches „Weiter so“ jedoch eindeutig zu dem Ergebnis, dass die deutsche Milcherzeugung mittelfristig stark einbricht. Das hat nach Darstellung des Weihenstephaner Agrarökonomen weitere negative Folgeeffekte. So habe die nachhaltige und hocheffiziente Milcherzeugung in Deutschland einen relativ kleinen CO2-Fußabdruck. Eine Einschränkung hierzulande und die Verlagerung in andere Länder mit weniger guten natürlichen Voraussetzungen sei daher schädlich für den Klimaschutz. Der Rückgang der Rinderbestände führe zudem zu einer stärkeren Abhängigkeit von Mineraldüngerimporten, da weniger Wirtschaftsdünger zur Verfügung stehe.

Holzner sieht die Konsequenzen der schlechten Stimmung auch in seiner Hochschule. Nach seinen Angaben plant praktisch keiner seiner Studenten, von denen 70 % Hofnachfolger sind, aktuell Investitionen in die Milchviehställe. Selbst in den Betrieben mit Anbindehaltung werde nicht an Umbau, sondern eher an Aufgabe gedacht, so Holzner.

Keine staatlichen Eingriffe in Tierhaltungskennzeichnung

Um den Milchsektor für die nächsten Jahre zu stabilisieren, raten er und sein Team unter anderem von staatlichen Eingriffen in die Tierhaltungskennzeichnung ab. Diese dürfe nur der Förderung der etablierten privatwirtschaftlichen Kennzeichnung dienen. Auch die Kombinationshaltung müsse weiter möglich sein. Die Düngeverordnung dürfe die Sicherung der Nahrungsmittelversorgung nicht in Gefahr bringen, warnen die Autoren der Studie. Zusätzlich müsse das Verursacherprinzip beim Nährstoffmanagement in den Fokus gerückt werden.

Mit Blick auf die aktuelle und mögliche kommenden Energiekrisen wird dringend empfohlen, Molkereien und deren Zulieferer als „kritische Infrastruktur“ und als systemrelevant einzustufen. Diese müssten bei Energieengpässen priorisiert werden, da sonst die gesamte Lieferkette bei Milchprodukten vom Erzeuger bis zum Verbraucher zusammenbrechen würde, erläuterte Holzner. Er rät auch davon ab, deutsche Moorstandorte zu extensivieren, da die Produktion dann in Regionen mit höheren „Kohlenstoff-Opportunitätskosten“ verlagert wird.

Falsche politische Weichenstellungen vermeiden

Der Bauernverband, der Milchindustrieverband (MIV) und die weiteren Initiativverbände der „Strategie 2030 der deutschen Milchwirtschaft“ stellen sich mit Nachdruck hinter die Empfehlungen der Studie. Schmal hofft nun, dass sich die politischen Entscheidungsträger die wichtigsten Empfehlungen der Studie zu eigen machen. Der deutsche Milchsektor trage – auch in Ausnahmesituationen – zur krisenfesten Lebensmittelversorgung bei. Dies könne er aber nur dann tun, wenn seine Strukturen unterstützt und nicht durch zusätzliche Auflagen eingeschränkt werden. Der VDM-Präsident appelliert deshalb an die Entscheidungsträger: „Der Trend der abnehmenden Zahl an Milchviehbetriebe, Milchkühen und Milchmenge in Deutschland darf durch falsche politische Weichenstellungen nicht noch weiter verstärkt werden.“

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