Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

topplus News

Vion: „Wir brauchen auch leichte und schwere Schweine“

Der Schlachtkonzern Vion erlaubt in den Niederlanden plötzlich mehr Streuung bei Gewicht und Fett. Schweinehalter unterschreiben nun reihenweise Lieferverträge. top agrar hat den Vion-Manager Frans Stortelder und zwei Landwirte gefragt, was dahinter steckt.

Lesezeit: 4 Minuten

Der Schlachtkonzern Vion erlaubt in den Niederlanden plötzlich mehr Streuung bei Gewicht und Fett. Schweinehalter unterschreiben nun reihenweise Lieferverträge. top agrar hat den Vion-Manager Frans Stortelder und zwei Landwirte gefragt, was dahinter steckt. Die Reportagen lesen Sie in der top agrar-Ausgabe 12/2017


Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Herr Stortelder, in den Niederlanden revolutionieren Sie gerade Ihren Lebendeinkauf. Warum?


Stortelder:Der Weltmarkt ist voller interessanter Sub-Märkte für spezielle Qualitäten. Wir wollen mit unseren Produkten die Wünsche der internationalen Kunden präziser bedienen. Das gelingt aber nur, wenn wir unseren Einkauf grundlegend ändern.


Erzeugen die Schweinehalter nicht mehr die Tiere, die der Markt nachfragt?


Stortelder:So paradox es klingt: Es liegt daran, dass die Schweinehalter immer besser werden. Die Schlachtpartien werden immer einheitlicher und homogener. Uns fehlen heute einfach die Ausreißer. Früher bekamen wir fast mit jeder Liefergruppe auch sehr leichte, sehr schwere oder auch sehr fette Tiere. Als Schlachtunternehmen haben wir die Schlachtkörper dann sortiert, sodass wir für jeden Kunden das Richtige hatten.


Sind die Bedürfnisse der Kunden denn wirklich so unterschiedlich?


Stortelder:Ja. Wir spüren das tagtäglich, weil wir rund 60 % unserer Waren exportieren. Jedes Land hat spezielle Wünsche. Italiener wollen zum Beispiel besonders schwere Schinken, mit Fettabdeckung und intramuskulärem Fett. In Japan sind hingegen kleine Filets gefragt. All diese Anforderungen mit einem Standardschwein zu bedienen, ist kaum noch möglich.


Und wie kommen Sie nun an die richtigen Schlachttiere?


Stortelder: Wir bieten den Schweinehaltern völlig andere Liefermodule an. In unserem Programm Good Farming Balance haben Landwirte die Wahl zwischen drei unterschiedlichen Liefermodulen. Das Modul „Breit“ erlaubt eine größere Streuung der Schlachtgewichte, das Modul „Robust“ belohnt u. a. eine höhere Speckdicke und das Modul „Basis“ konzentriert sich auf den Muskelfleischanteil.


Kann jeder Schweinehalter bei dem Programm mitmachen?


Stortelder: Eigentlich schon, sofern sein Betrieb in den Niederlanden liegt und er bereit ist, einen entsprechenden Liefervertrag mit uns einzugehen. Damit verpflichten wir uns, seine Schlachttiere abzunehmen, und wir können die Mengen für die speziellen Absatzmärkte besser planen. Grundsätzlich können diese Verträge mit einer Frist von 12 Monaten gekündigt werden.


Wie gut wird das neue Angebot angenommen?


Stortelder: Sehr gut! Wir sind im März 2017 gestartet und haben schon 50 % unserer holländischen Schweine unter langfristige Lieferverträge in Good Farming Balance gebündelt. Am stärksten nachfragt ist das Modul „Breit“, weil die Mäster dafür wenig verändern müssen, gleichzeitig aber weniger Abzüge wegen überschwerer Schweine drohen.


Was glauben Sie, warum die Schweinehalter so darauf abfahren?


Stortelder: Ich glaube der Zeitpunkt ist günstig. Viele Schweinehalter haben schwere Jahre hinter sich, und suchen nach einer alternativen Vermarktung mit höherem Deckungsbeitrag. Nicht zuletzt deshalb sehen wir bei Vion ein steigendes Interesse der Bauern, sich Wertschöpfungskonzepten anzuschließen, die vom eigenen Betrieb bis zum Endkunden reichen. 


Wann wollen Sie Good Farming Balance auf Deutschland übertragen?


Stortelder: Eigentlich müssten wir damit 2018 nach Deutschland gehen, der Zeitplan dafür steht aber noch nicht. Wir haben allerdings bereits die ersten Gespräche mit unseren Lieferanten dort geführt.


Sind bei der Preisfindung ebenfalls Veränderungen geplant?


Stortelder: Ja. Das läuft sogar schon. Wir haben in den Liefermodulen heute drei unterschiedliche Preisbildungssysteme: Den alten Spotmarkt, die Vion Preisindexgarantie (PIG) und einen Festpreis, der über drei oder sechs Monate festgeschrieben ist.


Was ist eine Preisindexgarantie?


Stortelder: Das ist unsere wichtigste Variante über die wir mittlerweile 80 % unserer Schlachtschweine einkaufen. Dabei garantieren wir dem Bauern, dass sein Preis im Vergleich zu den Notierungen in Deutschland, Spanien, Dänemark und Belgien im Jahresverlauf nicht abrutscht. Verliert der Vion-Preis doch an Boden, gleichen wir die Differenz aus. 


Was stört Sie am Spotmarkt, wie er in Deutschland üblich ist?


Stortelder: Diese großen Preisschwankungen von einer auf die nächste Woche schaden allen. Mal werden Schweine zurückgehalten oder mal zu früh abgeliefert. Die Mengen lassen sich dabei nicht planen. Mit dem Fest- oder Garantiepreis nehmen wir die Spekulation aus dem Markt und der Landwirt kann sich auf die Produktion konzentrieren.

Die Redaktion empfiehlt

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.