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topplus David mit Goliath

Wie Edeka Rhein-Ruhr mit den Landwirten bei Obst und Gemüse zusammenarbeitet

Edeka ist die größte Handelskette Deutschlands. Durch Partnerschaften mit Landwirten schärft der Konzern sein regionales Profil. Thomas Kühnle von Edeka erklärt, was ihn antreibt.

Lesezeit: 5 Minuten

Herr Kühnle, als Edeka-Konzern ­versorgen Sie Millionen Menschen Tag für Tag mit Lebensmitteln. Es geht also um Masse. Warum sind regionale Partnerschaften mit Landwirten, bei denen es um relativ kleine Mengen geht, für Sie so wichtig?

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Kühnle: Regionalität ist keine Mode­ererscheinung, sondern wird bei uns seit 2009 gelebt: Als Kooperation ­zwischen Edeka Rhein-Ruhr und kleinen bis mittelgroßen Landwirtschaftsbetrieben aus Nordrhein-Westfalen (NRW). Diese Betriebe produzierten im ver­gangen Jahr 350 verschiedene Lebensmittel für unsere Marke „meinLand“ und bringen einen Umsatzanteil von immerhin 5 %. Bei Obst und Gemüse kann es in der Saison sogar auf gut ein Fünftel ansteigen. Das ist für uns auch ökonomisch interessant.

Wir stärken aber auch die Wirtschaft vor Ort und halten die Transportwege kurz, weil alle Produkte zu 100 % in NRW erzeugt und verarbeitet werden müssen. All das funktioniert aber nur auf Basis einer fairen Partnerschaft, von der langfristig beide Seiten profitieren.

All das funktioniert aber nur auf Basis einer fairen Partnerschaft, von der langfristig beide Seiten profitieren.

Allein die Edeka Rhein-Ruhr macht knapp 6 Mrd. € Umsatz und hat 50.000 Mitarbeiter. Wenn Sie mit einer Landwirtin oder einem Landwirt am Tisch sitzen, ist das wie David gegen Goliath. Kann man da wirklich von ­einer fairen Partnerschaft sprechen?

Kühnle: Ich finde schon. Wir erfüllen mit diesem Angebot einen Ver­braucherwunsch und die Menge von Produzenten aus der Region ist begrenzt. Insofern besteht eine wechselseitige Abhängigkeit. Fragen Sie Landwirte, die wir bei „meinLand“ mit im Boot haben. Es sind mittlerweile 200 Betriebe, und die meisten ­ar­beiten gerne mit uns zusammen.

Wir haben mit Herrn Pottbäcker gesprochen, der Ihnen Süßkartoffeln liefert. Er ist in der Tat zufrieden mit der Zusammenarbeit und freut sich über den steigenden Absatz. Ihm sei aber auch bewusst, dass er so viele Kartoffeln nur über die Edeka vermarkten könne. Können Sie ihm langfristige Garantien für sein Standbein geben?

Kühnle: Ob Süßkartoffeln auf Dauer zum Speiseplan der Deutschen gehören, garantiert Ihnen niemand – auch wir nicht. Klar ist aber auch, dass wir mit Herrn Pottbäcker seit sechs Jahren vertrauensvoll zusammenarbeiten und es nie größere Schwierigkeiten gab. Wir haben ihm zugesagt, die produzierten Mengen abzunehmen und das haben wir auch immer erfüllt.

Sie könnten Süßkartoffeln auch ­einfach im Großhandel kaufen. ­Vermutlich mit weniger Aufwand und vielleicht sogar günstiger. ­Warum machen Sie sich die Mühe und bauen ein eigenes Netz an landwirtschaftlichen Lieferanten auf?

Kühnle: Sicher könnten wir einfach spanische Süßkartoffeln im Groß­handel bestellen. Unser Anspruch ist aber ein anderer. Wir kennen unsere Produzenten, haben kurze Trans­portwege und punkten mit Regio­nalität und Frische beim Verbraucher. Er ­bekommt bei uns Produkte aus der Region so frisch wie möglich. Dabei geht es natürlich auch um Allein­stellungsmerkmale im Wettbewerb.

Der Verbraucher will aber auch ­immer das volle Sortiment in hoher Qualität zu günstigen Preisen.

Wie viel Regionalität ist mit diesen Vorgaben überhaupt möglich?

Kühnle: Da haben wir klare Vorstellung. Wo es Sinn macht, ersetzen wir Importware durch heimische Ware.

Wo es Sinn macht, ersetzen wir Importware durch heimische Ware.

Bei der Herkunft der Produkte gehört Kirchturmdenken fest zu unserer ­Kultur. Unsere Edeka-Kaufleute haben die Freiheit, mit Landwirten auf lokaler Ebene Kooperationen einzugehen. Gleichzeitig bieten wir mit unserer Regionalmarke „meinLand“ ein großes Angebot an Produkten aus NRW an, auf das alle Kaufleute zurückgreifen können. Regionalität bei Fleisch, Gemüse und Obst ist für Verbraucher ein starkes Argument für den Kauf – auch wenn Importware oft günstiger ist.

Suchen Sie eigentlich aktuell noch ­weitere Betriebe für die regionale ­Partnerschaft?

Kühnle: Grundsätzlich sind wir ­immer auf der Suche, unser Regionalprogramm auszubauen. Wie gesagt, die Zahl unserer landwirtschaftlichen Partner wächst langsam, aber stetig. Aktuell könnten wir beispielsweise ­sofort einen Lieferanten für Radieschen aus NRW aufnehmen, weil wir diese Ware zu einem großen Teil aus der Pfalz beziehen müssen. Außerdem suchen wir im Großraum Hamm noch einen Anbauer für Erdbeeren aus geschütztem Anbau – also unter Glas.

Bei welchen Produkten macht es aus Ihrer Sicht keinen Sinn noch ­regionaler zu werden und warum?

Kühnle: Aus meiner Sicht ist beispielsweise der Neu-Anbau von Steinobst durch die langen Reifezeiten nicht ohne Risiko. Quitten haben gerade ein kleines Comeback und wären ein spannendes regionales Produkt. Bis uns aber eine ausreichende Menge zur Verfügung steht, könnte der Verbraucher schon wieder einen neuen Favoriten haben. So etwas erfordert eine genaue Planung und Analyse, um das Risiko abzuwägen.

Haben Sie einen Rat an Erzeuger, die regionale Produkte anbieten und gerne mit Edeka auf lokaler oder regionaler Ebene zusammenarbeiten wollen. Wie sollten sie vorgehen?

Kühnle: Einerseits muss bei Produkten für die breite Masse eine hohe Warenverfügbarkeit gegeben sein, damit wir sie ins Sortiment aufnehmen können, Stichwort Radieschen. Andererseits gibt es auch spannende Nischen­produkte wie im Fall von Herrn Pott­bäcker, wo wir gemeinsam wachsen können. Wir sind offen für unterschiedliche Ansätze und immer an neuen Produkten interessiert – gerne auch im persönlichen Gespräch.

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