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Wie ein Landwirt seine Süßkartoffeln direkt an den LEH verkauft

Ohne Zwischenhandel an den LEH liefern – das hat Andreas Pottbäcker mit seinen Süßkartoffeln geschafft. Es war ein langer Weg, aber er hat sich gelohnt.

Lesezeit: 5 Minuten

Es war ein Zufall, der Andreas Pottbäcker aus Rheurdt am ­Niederrhein zu der Süßkartoffel brachte. Ein Abnehmer von Pottbäckers Speisekartoffeln beschwerte sich damals, dass in einer Charge einige Süßkartoffeln waren. „Das muss beim Abpacker passiert sein, denn wir hatten damals keine Süßkartoffeln“, erzählt der Kartoffelspezialist. Das kann vorkommen, weil dort viele Lieferanten, Sorten und Varianten unter einem Dach zusammenkommen. Keine große Sache, aber der Startschuss für das neue Standbein auf dem Kartoffelhof Pottbäcker.

Der Ackerbaubetrieb liegt in einer Gunstregion für Hackfrüchte. Mildes Klima und feine beregnungsfähige Böden bilden die ideale Grundlage für den intensiven Kartoffelanbau. Der Vater von Andreas Pottbäcker kaufte 1972 den Betrieb mit 3,5 ha. Milchvieh und später Bullenmast bildeten bis 1994 ein wichtiges Standbein des Betriebs.

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Heute lagern im ehemaligen Bullenstall Süßkartoffeln und der Betrieb bewirtschaftet insgesamt 200 ha, wovon allein 120 ha auf Kartoffelanbau fallen. Schwerpunkt ist der Speisekartoffelanbau mit 80 ha, gefolgt von 30 bis 40 ha Industriekartoffeln, die vor allem der Pommesproduktion dienen.

„Ich habe vieles ausprobiert“

Mit der Süßkartoffel wollte Pottbäcker allerdings nicht in den Großhandel so wie mit seinen anderen Kartoffeln. „Ich wollte mich mal von den üblichen Vermarktungsstrukturen lösen und einen neuen Weg gehen“, erklärt der Landwirt.

Doch am Anfang stand zunächst der Anbau. „Die Süßkartoffel war hierzulande noch neu, und es gab nur wenig Anbauerfahrungen“, berichtet er. Botanisch gesehen ist es noch nicht mal eine Kartoffel, sondern gehört zu der Familie der Windengewächse und stammt ursprünglich aus Südamerika. Pottbäckers langjährige Erfahrung im Kartoffelanbau nutzte ihm also recht wenig. „Ich habe Infos im Internet gesucht und viel ausprobiert“, berichtet Pottbäcker. Er testete über Jahre verschiedene Sorten, Dammformen oder auch Erntetechniken.

Die ersten Süßkartoffeln baute er 2017 auf einem halben ha an. Anders als bei normalen Kartoffeln werden dabei aber nicht die Knollen, sondern Sprossstecklinge gepflanzt. Da sie keinen Frost vertragen, werden die Stecklinge erst nach den Eisheiligen im Mai in die Dämme gesetzt. Ein großes Problem ist das Unkraut. „Es gibt keine ­zugelassenen Herbizide“, berichtet Pottbäcker. Er bedeckt die Dämme deshalb mit Mulchfolien. Das verhindert das Auflaufen der Unkrautsamen und wärmt zusätzlich den Boden. Letztlich bleibt aber viel Handarbeit.

Anruf bei Edeka-Märkten

Spannend wurde es dann nach der ersten Ernte. „Ich habe bei allen umliegenden Edeka-Märkten angerufen“, berichtet Pottbäcker. Er war zunächst sehr unsicher, wie die Kaufleute reagieren würden. „Ich habe aber in keinem Fall eine Absage bekommen und durfte meinen Betrieb und meine Ware vorstellen“, berichtet er stolz. In vielen Fällen konnte er dann Testmengen liefern, und es sind langjährige Geschäftsbeziehungen entstanden.

Dabei ging es aber immer nur um kleine Mengen. Den Kontakt zur Zentrale Edeka Rhein-Ruhr hat sein Vater hergestellt, der bei einer Veranstaltung den Edeka-Einkaufsleiter Obst und Gemüse Thomas Kühnle kennenlernte.

Heute baut Pottbäcker auf 10 ha Süßkartoffeln an und vermarktet das meiste über die Edeka Rhein-Ruhr. „Wir ernten etwa 30 bis 40 t pro ha“, sagt er. Die Zusammenarbeit läuft über Rahmenvereinbarungen, in denen nur noch Menge und Preis je nach Ernteverlauf abgestimmt werden. „Ich habe vor der ersten Ernte schon ein mulmiges Gefühl gehabt“, gibt der Kartoffelbauer zu. Was wäre, wenn er auf seiner Ernte sitzen geblieben wäre. „Die Preisverhandlungen und die Abnahme liefen aber immer fair“, berichtet Pottbäcker.

Angst vor Konkurrenz und Preisdruck hat er nicht. „Von 10 Bauern, die anfangen, hören 9 wieder auf“, meint er. Er hat viel Zeit und Herzblut in das neue Standbein gesteckt und lerne nach sechs Jahren immer noch dazu. Mit seiner Ware kann er die Edeka mittlerweile bis in den Frühsommer beliefern. Zwei Wochen bevor sein Süßkartoffellager leer ist, gibt er der Edeka Bescheid, damit sie auf ausländische Ware umstellen können.

Pottbäcker will den Anbau nicht weiter ausdehnen, sondern versucht die Ware besser zu verwerten. „Etwa 70 % der Kartoffeln haben die ideale Größe und lassen sich über Edeka vermarkten“, berichtet er. Zu kleine und zu große Kaliber werden zu Chips verarbeitet. Was noch übrig bleibt, wird zu Püree und Schnaps. „So verwerte ich fast 100 %“, sagt er zufrieden.

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Süßkartoffelanbau

  • Süßkartoffeln mögen es warm und brauchen lange Sommer. Temperaturen über 30 Grad hemmen das Wachstum.
  • Sie vertragen keinen Frost und keine Staunässe.
  • Gepflanzt werden sie von Hand als Sprosssteckling von Ende Mai bis Anfang Juni in Dämme.
  • Die Einsatzmöglichkeiten für ­Pflanzenschutzmittel sind sehr ­begrenzt. Die Unkraut­bekämpfung erfolgt überwiegend von Hand – wenn ­möglich auch mechanisch.
  • Erträge liegen zwischen 25 und 40 t pro ha (brutto).
  • Bei der Ernte im September/­Oktober kommen Siebkettenroder zum Einsatz. Die Schale ist aber sehr empfindlich und erfordert auch viel Handarbeit.
  • Der Arbeitsaufwand ist 10 bis 20 mal höher als bei Speisekartoffeln.
  • Nach der Ernte werden die Süßkartoffeln zunächst 10 bis 14 Tage bei etwa 30 °C gelagert, um die Schale zu festigen und Stärke in Zucker umzuwandeln. Danach beträgt die Lagertemperatur 12 bis 15 Grad.
  • Die Verkaufspreise für heimische Ware liegen im Supermarkt bei 3 bis 4 € je kg.
  • Die deutsche Ernte beträgt 3.000 bis 5.000 t/Jahr. Laut BLE werden ca. 48.000 t importiert (2020).

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