Das hydrologische Winterjahr 2024/2025, also der Zeitraum von November bis April, war von Trockenheit und einem milden Winter geprägt. Sinkende Grundwasserbestände, Trockenstress und bundesweite Waldbrandgefahren waren bisher die Folge.
Nun drehte sich in den letzten Tagen das Wetter. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) hält sich aktuell ein sog. "Höhentief", also ein Tiefdruckgebiet, das in den höheren atmosphärischen Luftschichten vorkommt, über Deutschland. Zusammen mit einer bodennahen Tiefdruckrinne bildet es ein Druckzentrum mit dem Namen "Günter".
Der Deutsche Raiffeisenverband e.V. (DRV) gab in einer Pressemitteilung eine Einschätzung für das Erntejahr 2025 bekannt. Konnte der Regen das bisherige Wasserdefizit ausgleichen?
Der Regen fiel noch rechtzeitig
Der Regen sei noch rechtzeitig gekommen, um viele der Ackerkulturen in diesem Jahr vor Schäden zu bewahren, so Guido Seedler, Getreidemarktexperte des DRV. Das Getreide sei aktuell "saftig grün" und der Raps blühe in weiten Teilen in Deutschland.
Details zu den Schätzungen des DRV finden Sie in dieser Tabelle: Ernteschätzung April 2025
Wir brauchen daher dringend weiteren Regen, damit die Getreide- und Rapsbestände ihr Ertragspotenzial entfalten können."
Ernteprognose unverändert
Angesichts der Regenfälle der letzten Tage bekräftigt der DRV keinen Rückgang der Erntemengen von Getreide für das Jahr 2025. Mit einer prognostizierten Erntemenge von knapp 42 Mio. t wird ein Plus von 7 % im Vergleich zum Vorjahr erwartet. Für Winterraps wird mit knapp 4 Mio. t, also einem Plus von 10 % im Vergleich zum Vorjahr, gerechnet, erklärt Seedler.
Ausschlaggebend für den Anstieg der prognostizierten Getreideernte für 2025 sei zum einen die gestiegene Anbaufläche um +3,4 % und die höhere Ertragserwartung +3,9 % im Vergleich zum Vorjahr. Der DRV gibt an, dass im Schnitt 71 dt/ha gedroschen werden sollen. Im Vorjahr waren es 68,3 dt/ha.
Weizen
Der DRV gibt an, dass für den Weizenanbau 48 % der Gesamtgetreideflächen verwendet werden. Für das Jahr 2025 soll durch einen Anstieg der Anbaufläche um +9,9 % eine Steigerung der Hektarerträge um +5,3 % erzielt werden. Das entspricht einer Erntemenge von insgesamt 21,4 Mio. t.
Gerste
Der Anbau von Gerste sei laut dem DRV im Vergleich zum Vorjahr um -4,8 % zurückgegangen. Dennoch sollen die Erträge in diesem Jahr mit einem Plus von +4,6 % ausfallen. Daraus ergebe sich eine unveränderte Erntemenge im Vergleich zum Vorjahr und einen Rückgang um -10,7 % im Vergleich der letzten fünf Jahre.
Mais
Die Maisanbaufläche ist in diesem Jahr um -0,6 % gesunken. Auch das Ertragsniveau liege in diesem Jahr mit einem Defizit von -3,3 % unter dem Niveau des Vorjahres. Das geschätzte Gesamtergebnis bleibe aber bei einem Plus von +8,8 % im Vergleich der letzten Jahre.
Roggen
Der DRV gibt an, dass flächen- und ertragsbedingt in diesem Jahr von einer Steigerung der Erntemenge von Roggen um +9,8 % im Vergleich zum Vorjahr ausgegangen werden kann. Im Jahresmittel der letzten 5 Jahre bedeutet das dennoch einen Rückgang um -10,7 %
Triticale
Durch einen größeren Flächeneinsatz wird in diesem Jahr mit einem Ernteplus von +5,2 % für Triticale ausgegangen. Im mehrjährigen Vergleich bedeutet das dennoch einen Rückgang um -17,3 %.
Hafer
Der DRV gibt an, dass eine geringere Anbaufläche und geringere Ernten in diesem Jahr zu einem Ernterückgang von -4,4 % für Hafer führen wird.
Raps
Für die diesjährige Rapsernte geht der DRV von einer Ertragssteigerung von 4 Mio. t im Vergleich zu 3,6 Mio. t im Vorjahr aus. Zurückführen ließe sich diese Steigerung auf eine um +2,3 % größere Anbaufläche und eine Ertragssteigerung von +7 % in Bezug auf den Ertrag/ha.
Erste Defizite machen sich bemerkbar
Der Schein einer gänzlichen Erholung der Ackerkulturen solle nicht täuschen, so Seedler. Schaue man genauer hin, erkenne man an vielen Pflanzen weniger Seitentriebe und die Wuchshöhe falle in diesem Jahr geringer aus. Grund dafür sei vor allem die Frühjahrestrockenheit und der sich noch vor wenigen Tagen ausbreitende Trockenstress in Deutschland. Für ein ausgeprägtes Ertragspotenzial im Raps und Getreide brauche es in diesem Jahr deutlich mehr Regen, so Seelder.
Die kommenden Wochen sind entscheidend
Ob in diesem Jahr die Erntemenge im Vergleich zum Vorjahr nicht nur gleich bleibt, sondern sogar ansteigt, entscheide sich in den kommenden Wochen, so Seedler. Diese seien im Moment dringend gebraucht, um die Trockenphase der letzten Wochen deutschlandweit auszugleichen.
Unwetter über Deutschland
Die Folgen von Tiefdruck Günther machen sich in den letzten Tagen in ganz Deutschland bemerkbar. Vor allem Süd- und Mitteleuropa seien betroffen. Vor zwei Tagen fielen im oberbayerischen Rosenheim Hagelkörner in Größe von Euromünzen. Wenige Gemeinden weiter im Ort Fischbachau entwickelte sich eine sog. "Superzelle", also ein starkes und rotierendes Gewitter. Blitzeinschläge waren die Folge.
Auch in Augsburg blitzte es. Ein Dachstuhl stand in der Gewitternacht in Flammen. Die Ursachen seinen Medienberichten zufolge noch nicht Sicher auf das Unwetter zurückzuführen.
Ein Unwetterband zog sich in den letzten zwei Tagen weiter über die Mitte von Deutschland. Der DWD gab eine Unwetterwarnung bekannt. Stark betroffen war u.a. der Harz. Vor allem in Dardesheim (Sachsen-Anhalt) habe der Starkregen zu Überschwemmungen in der Gemeinde geführt.
Hochwasser-Monitoring
Das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr NRW stellt in der interaktiven Hochwasserkarte für den Raum NRW ein Frühwarnsystem bei Überflutungen und Hochwasser bereit.
Standortspezifische Frühwarnsysteme und aktuelle Daten finden Sie auch in der H2OCHWASSER APP vom Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung NRW in Zusammenarbeit mit der Emschergenossenschaft Lippeverband und dem Hochwasser Kompetenz Centrum e.V.