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Wie sich der Anbau von Weizen und Raps rechnet

Die Preise für Winterweizen und Raps bewegen sich wie die für Betriebsmittel immer noch auf hohem Niveau. Wie wirtschaftlich sind die beiden Kulturen aktuell und wie viel Stickstoff sollte man düngen?

Lesezeit: 5 Minuten

Ein Fachbeitrag von Katrin Kößler und Ena Zolić, Landesanstalt für Landwirtschaft, Ernährung und Ländlichen Raum (LEL) Schwäbisch Gmünd.

Für Ackerbauern gestaltet sich die Planung für die Anbausaison 2022/23 nicht einfach. Zum einen schlagen die Agrarmärkte seit Monaten Kapriolen. Zum anderen bringt die Agrarpolitik neue Regelungen zu Fruchtfolgen, Ökoregelungen und Stilllegung.

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Maßgeblich für die Wirtschaftlichkeit der einzelnen Kulturen sind vor allem die Erzeugerpreise, die Erntemengen und die Betriebsmittelpreise wie Dünger, Pflanzenschutzmittel oder Kraftstoff. Deshalb ist es wichtig, die Agrarmärkte im Blick zu behalten.

Prognose: Getreidepreise von 30 €/dt

Schon in der zweiten Hälfte des Jahres 2021 sind die Preise in der pflanzlichen Erzeugung stark gestiegen. Mit Beginn des Ukrainekriegs haben die Preise für Betriebsmittel und für pflanzliche Erzeugnisse, besonders die Getreidepreise, noch einmal deutlich zugelegt.

Seit Beginn der Getreideernte ist ein Rückgang der Erzeugerpreise zu beobachten. Dennoch wird aktuell ein Erzeugerpreis von 30 €/dt prognostiziert. Die Preise für Kraftstoff sind seit 2020 um über 80 % gestiegen, die Düngemittelpreise haben sich zeitweise verdreifacht.

Unterm Strich kompensieren bei der aktuellen Marktlage die immer noch hohen Erzeugerpreise für Weizen und Raps gut die hohen Preise für Betriebsmittel (siehe Übersicht 1 und Übersicht 2). Die Aussichten lassen ein weiter hohes Erzeugerpreisniveau erwarten, auch wenn die Prognosen mit Unsicherheiten behaftet sind. Zudem ist neben den deutlich höheren Erzeugerpreisen gegenüber 2021 bei Winterweizen und bei Raps mit etwas höheren Hektarerträgen als im Vorjahr zu rechnen.

Auch bei den Betriebsmitteln muss man weiterhin von sehr hohen Preisen ausgehen. Deren Verlauf hängt vor allem von den weiteren Entwicklungen am Energiemarkt und dem Verlauf des Krieges gegen die Ukraine und seinen globalen Folgen ab.

Vollkostendeckung bei Winterweizen und Raps möglich

Die gestiegenen Betriebsmittelkosten und Erzeugerpreise spiegeln sich in den Deckungsbeiträgen der Marktfrüchte wider. Nach derzeitiger Einschätzung liegen diese für die Ernte 2022 unterm Strich deutlich über den letztjährigen. Zur Ernte 2022 dürften nach derzeitigen Prognosen Winterweizen und Raps sogar die Schwelle zur Vollkostendeckung überschreiten, sodass auch echte Gewinne erzielt werden können.

Mit welchen Erzeugerpreisen für die kommende Anbauperiode gerechnet werden kann, lässt sich nicht mit Sicherheit beantworten. Die Terminkurse für 2023 lassen im Augenblick eine Entspannung erwarten, jedoch auf weiter hohem Niveau. Für Düngemittel ist das Verharren auf sehr hohem Niveau durchaus denkbar. Dieser Unsicherheit ist in den Planungen soweit wie möglich Rechnung zu tragen. Setzt sich der Trend der steigenden Betriebsmittelpreise fort, so ist bei sinkenden Erzeugerpreisen ab einem gewissen Punkt die Wirtschaftlichkeit nicht mehr gegeben.

Ein Rückgang der Erzeugerpreise um 20 % würde aktuell 24 €/dt bei Winterweizen und 50 €/dt bei Raps bedeuten. Die damit erzielbaren Deckungsbeiträge wären gerade noch kostendeckend. Eine Eigenkapitalbildung aus dem Marktfruchtbau wäre damit allerdings nicht mehr möglich.

Bei gleichbleibenden Erzeugerpreisen könnten Ackerbauern trotz weiter steigender Betriebsmittelpreise also noch positiv in die Zukunft blicken. Erst wenn die Erzeugerpreise um 20 % sinken und gleichzeitig die Betriebsmittelpreise um 20 % steigen, was beim Dünger nicht auszuschließen ist, wäre der Erlös nicht mehr kostendeckend.

Wie viel Stickstoff düngen?

Die Stickstoffdüngung ist essenziell für den Ertrag und die Qualität von Winterweizen und Raps. Da der N-Dünger derzeit auch das teuerste Betriebsmittel mit den höchsten Preissteigerungen ist, spielt er auch bei der Bestimmung der Wirtschaftlichkeit eine wichtige Rolle.

Ausgehend von der aktuellen Marktsituation sollen hier verschiedene Szenarien genauer betrachtet werden. Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Preisschwankungen der Dünger- und Getreidepreise verdeutlichen Übersicht 3 und Übersicht 4. Die hier vorliegenden Ertragsdaten entsprechen den Mittelwerten aus mehrjährigen N-Steigerungsversuchen.

Bei der Bestimmung des optimalen Stickstoffeinsatzes unterscheidet man zwischen der Erzielung des Maximalertrags und des ökonomisch optimalen Ertrags. Die Ertragsfunktion – in den Schaubildern grün – beschreibt die erzielbare Erntemenge in Abhängigkeit des eingesetzten Stickstoffdüngers.

Das Ertragsmaximum für Weizen lag im Durchschnitt bei 92 dt/ha bei einem Stickstoffeinsatz von ca. 200 kg N/ha. Im Raps wurde das Maximum von durchschnittlich 43 dt/ha bei einer N-Düngung von 240 kg N/ha erreicht.

Weizen: 140 kg N sind optimal

Die Ergebnisse der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung sind ebenfalls in den Abbildungen aufgeführt. Aus der Ertragsfunktion, den Kosten für Stickstoff und dem Getreidepreis ergeben sich die Erlösfunktionen. Dabei haben wir aktuell mit folgenden Preisen gerechnet:

  • Stickstoff: 2,39 €/kg N
  • Weizen: 30 €/dt
  • Raps: 63 €/dt

Der aus den langjährigen Versuchen abgeleitete Maximalertrag entspricht bei den gegebenen Preisen nicht dem wirtschaftlichen Optimum. Das wird durch die Marktsituation bei Redaktionsschluss Ende Juni mehr als deutlich. Das wirtschaftliche Optimum von Weizen liegt vielmehr bei einer N-Gabe von 140 kg/ha und einer Ertragserwartung von 90 dt/ha (dunkelblaue Kurve in Übersicht 3).

Im Rapsanbau liegt das wirtschaftliche Optimum bei einer N-Gabe von 180 kg/ha und einem Ertrag von 41,5 dt/ha (dunkelblaue Kurve in Übersicht 4). Die hohen Düngerpreise verschieben das wirtschaftliche Optimum der Stickstoffdüngung also nach unten.

Die aktuelle Kursentwicklung für Marktfrüchte ist leicht rückläufig. Mit beginnender Getreideernte sinken derzeit die Preise für Weizen wie für Raps. In Übersicht 3 und Übersicht 4 zeigen die hellblauen Kurven das Szenario mit geringeren Erlösen und gleichbleibenden Rohnährstoffpreisen.

Weniger Stickstoff bei sinkenden Produktpreisen

Bei einem Preisrückgang von 20 % auf 24 €/dt beim Weizen verändert sich das wirtschaftliche Optimum kaum und liegt für Weizen immer noch bei 140 kg N/ha und 90 dt/ha Ertrag. Wird dagegen mit einem Rapspreis von 50 €/dt kalkuliert, dann rutscht dessen wirtschaftliches Optimum auf eine Düngergabe von 140 kg N/ha und einen Ertrag von ca. 40 dt/ha ab.

Da der Raps in der Summe einen höheren Düngerbedarf pro Dezitonne Ertrag hat als Weizen, wirken sich die Preisveränderungen des Erlöses stärker auf die Gewinnspanne aus. Aus diesem Grund sollten Ackerbauern die optimale Intensität bei jeder einzelnen Kultur genau im Auge behalten.

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