Die Zuckerpreise an den internationalen Warenterminmärkten stehen weiter unter Druck. In der vergangenen Woche fiel die Notierung für den Rohzuckerfuture mit Fälligkeit im Oktober an der New Yorker ICE unter die Marke von 11,00 cts/lb (221 Euro/t) und schwächte sich bis Freitagmittag weiter auf 10,75 cts/lb (216 Euro/t) ab; das war der tiefste Stand seit mehr als sechseinhalb Jahren.
Im August 2012 ließ sich für den weißen Rohstoff noch rund das Doppelte erlösen. Auch die Notierungen für Weißzucker an der Londoner Liffe sind am Boden. Mitte Juni 2015 wurde dort mit 344,2 $/t (313,9 Euro) ein neues Fünfjahrestief erreicht; am vergangenen Freitag gegen 14.00 Uhr wurde der Oktoberkontrakt mit 347,0 $/t (316,5 Euro) kaum höher abgerechnet.
Für den jüngsten Notierungsabschwung machen Marktanalysten neben dem Überangebot am globalen Zuckermarkt vor allem den schwachen brasilianischen Real verantwortlich. Die Währung des weltweit größten Zuckerproduzenten hat seit Mitte Juli gegenüber dem US-Dollar um mehr als 9 % abgewertet und damit die Zuckernotierungen weiter nach unten gedrückt. Zum anderen habe die globale Erzeugung in den vergangenen fünf Jahren über dem Verbrauch gelegen und die Lagerbestände auf Rekordhöhe anwachsen lassen, so die Experten.
Erst kürzlich hatte die Rabobank in einer Marktstudie weiter sinkende Zuckerpreise für wahrscheinlich gehalten und dies unter anderem mit den guten Ernteergebnissen in Thailand und Indien, dem zweitgrößten Zuckererzeuger nach Brasilien, begründet.
Der indische Zuckerindustrieverband (ISMA) schätzte die Zuckerproduktion 2014/15 im eigenen Land zuletzt auf 28,3 Mio t; das wären 1,8 Mio t mehr als Ende April erwartet worden waren. Das US-Landwirtschaftsministerium prognostizierte im Mai für den Subkontinent gar einen Produktionsanstieg gegenüber 2013/14 von fast 11 % auf 29,5 Mio t. Die thailändischen Exporteure sollen laut Medienberichten noch auf 5 Mio t unverkauftem Zucker sitzen.
Derweil kommt die Zuckerrohrernte in Brasilien dortigen Marktbeobachtern zufolge gut voran. Deshalb erwartet die Rabobank für das dritte Quartal des laufenden Jahres ein zunehmendes Angebot bei gleichzeitig kleiner Nachfrage am Weltmarkt und einem damit weiterhin anhaltenden Preisdruck.