In den nächsten Wochen beginnt die Ernte und Verarbeitung der Zuckerrüben. Im Vergleich zu den letzten Jahren haben sich die Rübenpflanzen durch ausreichend Niederschläge vielerorts gut entwickelt. In einigen Gebieten führte die starke Feuchtigkeit allerdings auch zu höherem Pilzbefall. Nun hofft die Branche auf zusätzliche Sonnenstunden, damit der Zuckergehalt in den Rüben steigt. Das teilt Günter Tissen, Hauptgeschäftsführer der Wirtschaftlichen Vereinigung Zucker, mit.
Die seit Jahren rückläufige Zahl der Rübenanbauer hält er für besorgniserregend. „In diesem Trend sehen wir auch die Folgen der andauernden Wettbewerbsverzerrungen zu Lasten deutscher Anbauer.“ Die Sonderprämien für den Rübenanbau in anderen EU-Mitgliedstaaten oder die Subventions- und Umweltpolitik großer Zuckererzeuger auf dem Weltmarkt fördern den Preisdruck auf die hiesige Branche.
„Unsere Appelle an die Bundesregierung hier gegenzusteuern, haben bisher am unfairen Wettbewerb nichts geändert. Wenn wir Lebensmittel aus regionalem und nachhaltigem Anbau möchten, ist die Zuckerrübe eigentlich genau richtig. Aber unfairer Wettbewerb führt dazu, dass Rübenanbauer aufgeben und am Ende Zuckerfabriken geschlossen werden müssen“, so Günter Tissen.
Neben einem fairen Wettbewerb ist die Ertragssicherung bei steigenden Anforderungen an Nachhaltigkeit und Umweltschutz entscheidend für die Zukunft der Zuckerrübe. Mit Hochdruck arbeitet die Branche hier an alternativen Anbauverfahren und Pflanzenschutzmaßnahmen. „Um die Zukunft des Rübenanbaus zu sichern, brauchen wir dabei politische Unterstützung, um die Chancen der Digitalisierung und neuer Züchtungstechniken nutzen zu können. Aber die Entwicklung neuer Verfahren braucht auch Zeit. Deshalb dürfen Wirkstoffe im Pflanzenschutz nicht verboten werden, bevor wirksame Alternativen marktreif sind“, fasst Günter Tissen zusammen.