Damit haben selbst die größten Optimisten nicht gerechnet: Plus 65 Cent innerhalb eines Monats und kaum Widerstand der Schlachtunternehmen. Der deutsche Schweinemarkt kommt mit Schwung aus der Lethargie. Selbst ausgewiesenen Marktkennern fällt es allerdings schwer, diese rasante Entwicklung zu erklären. Es ist wohl eine Mischung aus Psychologie und sinkendem Angebot:
Die Stückzahlen in Deutschland gehen immer weiter zurück. Zuletzt waren es nicht mal mehr 800000 Schlachtschweine pro Woche.
Marktbeteiligte haben den Effekt der anstehenden Lockerungen der Coronamaßnahmen unterschätzt. Stadien und Biergärten füllen sich und Familienfeste werden nachgeholt. Das sorgt für einen Nachfrageschub, zumal die meisten Großverbraucher und Verarbeiter über viele Monate hinweg nur auf Sicht gefahren sind und keine Vorräte hatten.
Das Ostergeschäft steht vor der Tür und beflügelt die Nachfrage zusätzlich.
Die vielbeschriebene Lagerware scheint zudem nicht immer für den akuten Bedarf zu taugen. „Wir wissen doch gar nicht, was eingelagert wurde“, erklärt ein Branchenkenner. Jetzt werde jedenfalls überwiegend Frischware gebraucht.
Mindestens genauso wichtig wie diese physischen Faktoren ist aber wohl auch der psychologische Effekt durch den Krieg in der Ukraine. Schlagartig wurde der gesamten Wirtschaft bewusst, dass auch bei uns Versorgungssicherheit kein Naturgesetz ist. Die Kostenexplosion fegte offenbar auch die Widerstände der Fleischabnehmer gegen höhere Preise weg. „Der LEH hat seine sonst ausgesprochen harten Bandagen in den Preisverhandlungen beiseite gelegt“, erklären Vertreter der roten Seite.
Aber wie geht es nun weiter? Das Umfeld für weitere Preissteigerungen ist günstig, und Marktteilnehmer sehen in Kürze die 2 €-Marke fallen. Für Euphorie ist dennoch kein Platz. Bei aktuellen Futter- und Energiekosten müssten 2,40 € pro kg SG her, rechnet die Landwirtschaftskammer vor.
Klar ist auch: Die Preisrallye bei den Erzeugerpreisen dürfte in den kommenden Monaten auch bei den Verbrauchern ankommen. Man darf gespannt sein, wie diese bei sinkender Kaufkraft durch Inflation auf steigende Fleischpreise reagieren.
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Damit haben selbst die größten Optimisten nicht gerechnet: Plus 65 Cent innerhalb eines Monats und kaum Widerstand der Schlachtunternehmen. Der deutsche Schweinemarkt kommt mit Schwung aus der Lethargie. Selbst ausgewiesenen Marktkennern fällt es allerdings schwer, diese rasante Entwicklung zu erklären. Es ist wohl eine Mischung aus Psychologie und sinkendem Angebot:
Die Stückzahlen in Deutschland gehen immer weiter zurück. Zuletzt waren es nicht mal mehr 800000 Schlachtschweine pro Woche.
Marktbeteiligte haben den Effekt der anstehenden Lockerungen der Coronamaßnahmen unterschätzt. Stadien und Biergärten füllen sich und Familienfeste werden nachgeholt. Das sorgt für einen Nachfrageschub, zumal die meisten Großverbraucher und Verarbeiter über viele Monate hinweg nur auf Sicht gefahren sind und keine Vorräte hatten.
Das Ostergeschäft steht vor der Tür und beflügelt die Nachfrage zusätzlich.
Die vielbeschriebene Lagerware scheint zudem nicht immer für den akuten Bedarf zu taugen. „Wir wissen doch gar nicht, was eingelagert wurde“, erklärt ein Branchenkenner. Jetzt werde jedenfalls überwiegend Frischware gebraucht.
Mindestens genauso wichtig wie diese physischen Faktoren ist aber wohl auch der psychologische Effekt durch den Krieg in der Ukraine. Schlagartig wurde der gesamten Wirtschaft bewusst, dass auch bei uns Versorgungssicherheit kein Naturgesetz ist. Die Kostenexplosion fegte offenbar auch die Widerstände der Fleischabnehmer gegen höhere Preise weg. „Der LEH hat seine sonst ausgesprochen harten Bandagen in den Preisverhandlungen beiseite gelegt“, erklären Vertreter der roten Seite.
Aber wie geht es nun weiter? Das Umfeld für weitere Preissteigerungen ist günstig, und Marktteilnehmer sehen in Kürze die 2 €-Marke fallen. Für Euphorie ist dennoch kein Platz. Bei aktuellen Futter- und Energiekosten müssten 2,40 € pro kg SG her, rechnet die Landwirtschaftskammer vor.
Klar ist auch: Die Preisrallye bei den Erzeugerpreisen dürfte in den kommenden Monaten auch bei den Verbrauchern ankommen. Man darf gespannt sein, wie diese bei sinkender Kaufkraft durch Inflation auf steigende Fleischpreise reagieren.