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Maximale Transparenz

Lesezeit: 4 Minuten

Die Blockchain soll landwirtschaftliche Lieferketten rückverfolgbar und transparenter machen. Das zeigen erste Anwendungsbeispiele. Inwieweit die Technologie zum Einsatz kommt, ist aber noch offen.

Wurden die Schweine wirklich auf Stroh gehalten? Ist das für die Milchkühe gelieferte Sojafutter tatsächlich gentechnisch unverändert? Stammt die aufgestallte Ferkelpartie aus ein- und demselben Bestand? Während Handelsbeziehungen heute oft auf Vertrauen basieren, fordern Landwirte, Händler oder Verbraucher immer häufiger rückverfolgbare Frachtwege und lückenlose Herkunftsnachweise. Die Blockchain-Technologie soll die exakte Rückverfolgbarkeit von Produkten in landwirtschaftlichen Lieferketten ermöglichen (siehe Grafik S. 16).Im Paradebeispiel dient Blockchain zur Steigerung der Lebensmittelsicherheit.

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So hat etwa der IT-Konzern IBM mit „Food Trust“ ein System entwickelt, das der US-Einzelhandelsriese „Walmart“ nutzt. Er verfolgt unter anderem Salat und Schweinefleisch zurück, um gewappnet zu sein, falls Lebensmittel mit Bakterien kontaminiert werden.

Dazu war es 2006 in den USA bei der Ausbreitung von E.coli auf Spinat gekommen, dem drei Todesfälle zugeschrieben wurden. Auch in Deutschland ist der jüngste Skandal nicht allzu lang her: 2011 ging die EHEC-Infektion um, die 53 Todesfälle nach sich zog, und schließlich auf Keimsprossen zurückzuführen war. In beiden Fällen gelang die Rückverfolgung ohne Blockchain, dauerte aber bedenklich lange.

Konsequenzen für Landwirte

Für Landwirte – die etwa, wie im Beispiel, ihre Ware an Walmart liefern – bedeutet das Folgendes: Sie sind die erste Instanz, die die Ursprungsdaten in die Blockchain einfügt. Ein Schweinehalter kann also zum Beispiel Informationen über die Herkunft seiner Tiere, die Tiergesundheit, Futtermittel oder Haltungsbedingungen preisgeben (siehe Praxisbeispiel S. 20). Über QR-Codes oder Labels ist jede einzelne Charge rückverfolgbar. Ob das nötig und ökonomisch sinnvoll ist, muss von Fall zu Fall entschieden werden.

Aus vermarktungstechnischer Sicht bedeutet das aber noch etwas anderes: Die „Macht“ geht im Beispiel von Walmart vom Handel aus. Er setzt die Standards und nimmt nur noch Ware von Landwirten an, die sich an der Blockchain beteiligen. Wer sich weigert, ist raus. „Hier hat der LEH den Vertragslandwirten die Technologie aufgezwungen“, sagt Martin Stoussavljewitsch, Geschäftsführer des Blockchain-Start-ups „Youki“ aus Amberg. „Wenn die Landwirte den Handel einfach machen lassen und die Blockchain ihm überlassen, sind sie gefangen.“ Die Landwirtschaft müsse die Blockchain vielmehr als Chance gegenüber dem Handel begreifen. „Landwirte können Mehrwerte sichtbar machen, die vorher schwer nachzuweisen waren, und sich dadurch von anderen differenzieren“, sagt er.

Mehrwerte könnten z.B. besondere Tierhaltungsbedingungen oder Regionalität sein. Stoussavljewitsch erklärt diesen Effekt am Beispiel einer lokalen Milchkooperation, in der sich Milchviehhalter einer bestimmten Region zusammentun. Wenn diese ihre aktuellen Tierzahlen und die Literangaben in der Blockchain pflegen, an die auch Molkerei und Handel angeschlossen sind, dann könne nachweislich nur diese Milchmenge im Handel unter der lokalen Marke verkauft werden. „Die Abnehmer der Milch können nicht mogeln und andere, günstigere Milch als regional ausweisen, wenn die Ware gut läuft. Die Blockchain hält das nach.“

Transparenz gewünscht?

Mit der Nutzung der Blockchain geben die Akteure tiefe Einblicke in ihre Arbeit. Allerdings muss dabei nicht zwangsläufig die gesamte Kette abgebildet werden. Die Blockchain kann auch zwischen einzelnen Teilnehmern eingeführt werden, die sich gegenseitig nicht trauen. In landwirtschaftlichen Lieferketten wären Blockchains zudem nicht öffentlich einsehbar, sondern nur für die Beteiligten zugänglich. Denn Transparenz ist nicht immer gewünscht: Ein Großhändler möchte etwa aus Wettbewerbsgründen nicht preisgeben, von welchem Betrieb er zu welchem Preis seine Rohstoffe bezieht. Daher könnte er entscheiden, ob er statt des Namens etwa nur die Region angibt (siehe Praxisbeispiel S. 20). Da sich die Daten aber nachträglich nicht mehr ändern lassen, muss jeder Akteur zwangsläufig korrekte Angaben machen.

Trotz anfänglicher Skepsis der Beteiligten laufen erste Praxisprojekte an (siehe Praxisbeispiel S. 20). In welchem Umfang sich die Technologie durchsetzen wird, ist noch offen. Laut Stoussavljewitsch sind Geschäftsmodelle nötig, bei denen die Technologie sinnvoll und gewinnbringend eingesetzt wird. ▶

Ihr Kontakt zur Redaktion:

anne.kokenbrink@topagrar.com

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