Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Milchpreis Maisaussaat Ackerboden Rapspreis

topplus Aus dem Heft

Mehr Flexibilität im Stall

Lesezeit: 8 Minuten

Flexible Liegeboxen und Fressgitter versprechen mehr Komfort für Kühe. Wir geben einen Überblick und zeigen, worauf Rinderhalter beim Einbau achten sollten.

Ein Neu- oder Umbau soll oft nicht nur arbeitswirtschaftliche Vorteile bringen, sondern auch mehr Kuhkomfort. Die Stalleinrichtung spielt dabei eine wichtige Rolle: Bequeme Liegeboxen sorgen für eine gesunde und leistungsfähige Milchviehherde. Zudem sorgt ein tiergerechter Fressplatz für eine hohe Futteraufnahme. Statt der üblichen starren Abtrennungen, sollen flexible Liegeboxen und Fressplätze genau diese Anforderungen erfüllen.

Das Wichtigste zu den Themen Rind + Milch mittwochs per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Flexible Boxen haben eine verformbare und bewegliche Abgrenzung, die an einer festen Konstruktion verbaut ist. Es gibt sie in verschiedenen Materialien, Formen und Farben. Durch ihre Beweglichkeit sollen sie laut der Hersteller mehr Komfort beim Liegen bzw. Fressen bieten und Druckstellen oder Abschürfungen vermeiden. Das soll Stress reduzieren und die Milchproduktion verbessern.

Mehrere Lehr- und Versuchsanstalten haben die beweglichen Boxen im praktischen Einsatz. Die Erfahrungen dort zeigen, dass die Kühe die Boxen zum Teil schneller und häufiger annehmen. Schwellungen und Schürfwunden sollen seltener sein und die Tiere eher im Stehen abkoten. Eindeutig wissenschaftlich bewiesen ist dies nicht.

Boxen richtig einstellen

Dr. Jan Harms von der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) Bayern erklärt aber: „Grundsätzlich können die flexiblen Elemente dabei helfen, Verletzungen zu vermeiden. Denn der direkte, harte Kontakt beim Abliegen oder Aufstehen mit der Stalleinrichtung ist mit einem beweglichen Element schonender.“

Aber auch in einer flexiblen Box sollen sich die Kühe möglichst arttypisch ablegen und aufstehen können. Dazu benötigen sie Platz für den Kopfschwung und ein ausreichend hohes Nackenrohr. Hinzu kommen die Abgrenzungen zu den Seiten der Liegefläche. Ist das nicht möglich, sind Schmerzen, Stress und ein unnatürliches Liegeverhalten die Folge.

Harms warnt davor, die flexiblen Abtrennungen als Allheilmittel für Probleme und falsche Boxenabmessungen zu nutzen: „Die richtigen Maße sind bei beweglichen Boxen genauso wichtig wie bei starren Systemen: Weil die Begrenzungen flexibel sind, erschwert das auch die optimale Steuerung und Ausrichtung der Kuh in der Box.“ Sind die Boxen zu klein bemessen, liegen die Kühe auch in einer flexiblen Box schräg und verschmutzen die Liegefläche.

Flexibel und verstellbar ideal

Bei Boxen, die kleiner sind als die empfohlenen 1,25 m Breite und 3 m Länge (inkl. Kopfraum) können Kühe die Bügel stark verbiegen und so zwei Boxen parallel belegen. Das sollten Landwirte besonders beim Umbau berücksichtigen, da das die Belegdichte einschränken kann. Harms empfiehlt grundsätzlich Liegeboxenabgrenzungen, die sich nachträglich verstellen lassen. Wenn sich die Position von Nacken- oder Bugrohr verändern lässt, können Landwirte die Abmessungen der Liegebox an die betrieblichen Bedingungen anpassen.

Besonders berücksichtigt werden sollte beim Einbau die Befestigung an den Standpfosten, wo viel Druck entstehen kann. Wer hierbei die Herstelleranweisung befolgt, vermeidet Bruchstellen und auch Garantiemängel.

Das bieten die Hersteller

Auf dem Markt gibt es viele Modelle flexibler Liegeboxen (Übersicht 1). Weit verbreitet sind PVC-Rohre. So bilden bei den Firmen Cow-Welfare, Agriprom und TORENNA zwei gerade, voneinander getrennte und flexible Rohre eine Boxenabtrennung. Bei Stockingerbau ist nur das untere Rohr flexibel. Zu berücksichtigen ist bei diesen Modellen, dass sich Kühe mit Halsbändern in den Rohren verfangen könnten.

Einige Hersteller verbinden die Rohre durch eine Gummischlaufe (EASYFIX) oder Stahlschlaufe (Royal de Boer) bzw. biegen aus einem langen PVC-Rohr den Boxenbügel (Condon). Dies soll nach Angaben der Unternehmen die Stabilität der Bügel erhöhen. Firma Krieger bietet die PVC-Rohre einzeln und auch als gebogenen Boxenbügel an.

Das Nackenrohr ersetzen einige Hersteller durch PVC-Rohre, die sie entweder fest oder beweglich verbauen. Condon und Royal de Boer setzen auf geschwungene bzw. bewegliche Stahlrohre. Einige Hersteller haben feste, gewellte Stahlrohre im Angebot.

Der französische Hersteller Speed France bietet ein mit Kunstharz ummanteltes Verbundseil als Bügel und Nackenrohr an. Das soll die Kühe leiten, aber auch biegsam sein. Bei einer erhöht angebrachten Querstrebe ist eine Flucht nach vorn möglich.

Bei den Stalleinrichtern Kristen und Zimmermann bildet eine Holzbohle die Boxenabgrenzung. Diese ist in beweglichen Gelenken eingespannt und kann horizontal dem sich abliegenden Tier ausweichen. Ebenfalls bieten beide Hersteller eine mit einem PE-Schutzrohr umfasste und federgespannte Kette als Nackenrohr, die ein zu weites Eintreten in die Box verhindern, aber die Flucht nach vorne ermöglichen soll.

Bei der Montage gibt es bei einigen Hersteller mehrere Optionen. Die PVC-Rohre von TORENNA lassen sich an Pfosten und an horizontalen Schienen befestigen. In der Regel werden die Bügel an Stahlpfosten montiert und sind je nach Pfosten in der Höhe variabel. Bei Firma Krieger gibt es die Ständer in feuerverzinktem Stahl oder Chromstahl. Die Pfosten lassen sich einbetonieren oder am Beton befestigen.

Flexible Fressplätze

Viele Hersteller bieten auch elastische Fressgitter an. Deren Einsatz hat unter anderem die Lehr- und Versuchsanstalt Futterkamp (Schleswig-Holstein) erprobt: „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Tiere bevorzugt an diesem Fressgitter die Futteraufnahme beginnen“, sagt Hans-Jochim Rohweder, Leiter des Fachbereichs Bauen, Immissionsschutz, Bau- und Energielehrschau. „Die Kühe können das Fressgitter zügig aufsuchen, wieder verlassen und sie können weiter auf den Futtertisch vordringen. Zudem verursachen die flexiblen Fressgitter keine Scheuerstellen an den Schultern oder im Nackenbereich.“ Das fördert das Wohlbefinden, die Futteraufnahme und damit die Leistungen der Tiere. Für Behandlungen oder Besamungen sind aber zusätzliche Fangfressgitter oder eine Selektion nötig.

Betriebe sollten vor dem Kauf abklären, ob sich der ggf. vorhandene Futter- bzw. Anschieberoboter an der offenen Abtrennung orientieren kann. Einige Roboter benötigen dafür Querstreben im Fressgitter.

Angebote für Fressplätze

Für die flexiblen Fressgitter verwenden Cow-Welfare, EASYFIX und TORENNA ebenfalls PVC-Rohre. Während Cow-Welfare leicht biegsame, senkrechte Kunststoffrohre auf einem gummigelagertem Stahlrohr verbaut, verzichten die anderen Hersteller darauf. Sie setzen auf im Schulterbereich der Rinder gebogene (EASYFIX) oder schräg verbaute (TORENNA), senkrechte PVC-Rohre. Nach Angaben der Hersteller passt sich das Fressgitter an den Körperbau der Tiere an und erlaubt mehr Bewegungsfreiheit beim Fressen.

TORENNA bietet außerdem ein Nackenrohr aus Kunststoff an, welches sich in der Halterung den Bewegungen der Tiere am Futtertisch anpassen kann.

Speed France hat ein mit Kunstharz ummanteltes Verbundseil im Sortiment. Dies soll nach Angaben des Unternehmens den Bewegungen der Tiere folgen. Bricht der Kunstharz, soll das Seil die Elemente zusammenhalten.

Nicht alle Firmen haben einen Preis genannt. Ein Preisvergleich ist daher nur schwer möglich – auch zu vergleichbaren Angeboten nicht-flexibler Systeme. Hier sollten Landwirte sich konkrete Angebote einholen.

Praxiserfahrungen

Mehrere Modelle testen, dann entscheiden

Um das Tierwohl zu verbessern, will Bettina Hueske aus Südlohn (Nordrhein-Westfalen) auf flexible Liegeboxen umstellen. Die Milcherzeugerin ist von den Vorteilen überzeugt: „Mir ist es wichtig, dass sich die Kühe frei bewegen bzw. liegen können. Besonders bei großen Tieren und einer nicht ganz so homogenen Herde eignen sich die flexiblen Abtrennungen.“ Die Milchviehhalterin hat bereits einige flexible Boxen zur Probe eingebaut und kann keine Nachteile im Management feststellen. Die Tiere liegen trotz Freiraum noch relativ gerade in den Boxen.

Haltbarkeit unbefriedigend

Einziges Manko ist laut Hueske die Haltbarkeit: „Im Trockensteherbereich haben wir vor mehr als zehn Jahren die Bügel von Cow-Welfare eingebaut. Die haben sich mit der Zeit verbogen und sind teilweise abgebrochen.“ Für den Neubau des Kuhstalls vor sechs Jahren kam das Modell deshalb nicht infrage.

Weil es damals keine Alternativen gab, entschied sich Hueske zunächst für starre Boxenbügel. Vor zwei Jahren verbaute sie nachträglich jeweils zehn Boxen flexibel: „Bei den zur Probe eingesetzten Bügeln der Firma EASYFIX halten die Verschraubungen nicht den Bewegungen der Kunststoffrohre stand“. Die defekten Halterungen hatte der Hersteller nachgeliefert, überzeugten die Landwirtin aber trotzdem noch nicht voll. Hier soll nach Angaben der Hersteller durch stabilere Verschraubungen und dickere Wandstärken in den Pfostenaufnahmen und PVC-Rohre nachgebessert werden.

Bewegliches Nackenrohr

Positiv fielen Hueske die ebenfalls testweise eingebauten Liegeboxen von Royal de Boer auf: „Die Tiere haben durch die gebogene Form des Standpfostens viel Kopffreiheit, sie berühren kaum die Bügel und können zur Not vorwärts aus der Box flüchten.“

Die leicht schräge Führung des Nackenrohrs verhindert beim Eintreten der Kuh in die Box, dass sich das Rohr dabei unnötig anhebt. „Steht aber ein Tier auf und berührt das Nackenrohr, folgt es der Bewegung der Kuh“, freut sich Hueske über das System. Allerdings mussten auch hier bereits einzelne Verschieberahmen aus Hartplastik aufgrund von Materialschwäche ausgetauscht werden. Dabei zeigte sich der Hersteller kulant.

Bei der Auswahl rät Hueske anderen Landwirten auch darauf zu achten, wie die Konstruktion in einen bestehenden Stall bzw. die vorhandenen Liegeboxen passt. Nicht immer ist beispielsweise Platz für einen zusätzlichen Standpfosten. Die Milcherzeugerin hat sich von verschiedenen Herstellern Angebote geben lassen. „Entscheiden würde ich mich für Royal de Boer“, sagt sie. „Allerdings nicht in der aktuellen wirtschaftlichen Lage.“

Michael Hollstegge anke.reimink@topagrar.com

Die Redaktion empfiehlt

top + Top informiert in die Maisaussaat starten

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.