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Klimaschutz braucht Vertrauen

Wochenlange Sonne und wachsende Sorgen vor Trockenschäden, Waldbrände und Dürregefahr. Der Klimawandel zeigt sich spürbar, doch beim Klimaschutz herrscht Uneinigkeit. Ein Kommentar.

Lesezeit: 3 Minuten

Dieser Kommentar ist zuerst erschienen im Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben.

Wochenlang trocken und sonnig: Waldbauern fahren die Holzernte ohne Matsch ein, Landwirte kommen mit den Frühjahrsarbeiten gut voran, die Solarstromproduktion läuft auf Hochtouren, die Grillsaison ist eröffnet und viele Menschen sind besser drauf.

Doch Land- und Forstwirte blicken auch beunruhigt in den Himmel. Aufgeforstete Bäume vertrocknen, Waldbrände nehmen zu. Winterungen sowie Sommerungen sind von Trockenschäden bedroht – und für Osteuropa deutet sich bereits eine Dürre an. Denn der März war zu trocken und warm. Im Schnitt fielen in Nordrhein-Westfalen nur 10 mm Nieder­schlag – so wenig wie seit fast 100 Jahren nicht mehr, nach einem schon trockenen Februar. Die Durchschnittstemperatur von 7,0 °C bricht keine Rekorde, liegt aber über dem Schnitt.

Damit geht 2025 so weiter, wie das vergangene Jahr aufgehört hat. 2024 war in Deutschland das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Die Jahresmitteltemperatur lag mit 10,9 °C  nochmals über dem Rekord aus dem Vorjahr. Gleichzeitig fiel bundesweit mit 902 l/m2 überdurchschnittlich viel Niederschlag. Für den Deutschen Wetterdienst ist das ein beschleunigter Klimawandel: Temperaturen, die bis 1990 extrem waren, sind heute normal. Zudem wechseln sich sehr nasse sowie trockene Jahre stärker ab.

Studie zeigt Klimaschutz-Skepsis

Diese Veränderungen sind als erstes für Land- und Forstwirte spürbar. Doch Wetterextreme nimmt auch die Bevölkerung wahr. Dennoch gehen die Meinungen beim Klimaschutz auseinander, zeigt eine Sinus-Studie mit mehr als 2.000 Bürgern im Auftrag von „heimatwurzeln“. Der Verein setzt sich für mehr Akzeptanz für Klimaschutz in der Mitte der Gesellschaft ein.

Dort gibt es laut der Studie Nachholbedarf. So meinen bis zu 43 % der Bürger in der Mitte der Gesellschaft sowie am unteren sozialen Rand, dass die deutsche Landwirtschaft durch Klimaschutz mehr verliert als gewinnt. Nur jeder Dritte glaubt, dass Umwelt- sowie Klimaschutz das Leben in der Heimat verbessert. Die Bildungselite antwortet meist gegenteilig. Zudem fällt auf:

Für Gruppen am unteren sozialen Rand und für die Mittelschicht sind Lebenshaltungskosten wichtiger als ökologische Fragen. Sie sehen ihren Lebensstandard durch Klimaschutz bedroht.

Mehr als 90 % der Gruppen der Mittelschicht vertrauen der Politik beim Klima- und Umweltschutz nicht. Eine riesige Verdrossenheit.

Politikverdrossenheit durch geplatzte Regierung

Dazu hat auch die geplatzte Ampelregierung beigetragen. Sie hat nötige Klimaschutzmaßnahmen schlecht erklärt und am Ende parteipolitischem Streit geopfert. Der Start der neuen Koalition war nicht besser: Erst durch Drängen der Grünen hat Schwarz-Rot 100 Mrd. € Sondervermögen dafür eingeplant.

Wenn Klimaschutz ankommen soll, muss die Regierung voll dahinter stehen und die Bevölkerung mitnehmen. Dabei sollte sie auf umsetzbare Schritte sowie Anreize setzen – und ehrlich ­sagen, dass Klimaschutz Geld kostet, die Klimafolgekosten aber gravierender sind. Gepaart mit einer zuversichtlichen Grundstimmung kann aus Klima-Angst dann neuer Klima-Mut werden.

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