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Mitarbeiter langfristig binden

Lesezeit: 8 Minuten

Damit Ihre Mitarbeiter langfristig gerne bei Ihnen arbeiten, sollten Sie als Betriebsleiter einige Punkte beachten. Wir zeigen, wie es geht.

Endlich kann ich Arbeit abgeben und alles wird leichter“, so die Hoffnung vieler Chefs, wenn sie einen neuen Mitarbeiter einstellen. Wächst einem die Arbeit über den Kopf, wird jede einigermaßen geschickte Person als Entlastung empfunden.

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Doch so einfach ist es nicht. Ein neuer Mitarbeiter bedeutet auch neue Aufgaben für Sie als Betriebsleiter. Wir zeigen, wie Sie mit Ihren Mitarbeitenden langjährig gut zusammenarbeiten können.

Zum einen sollten Sie sich schon vor der Einstellung überlegen, welche Aufgaben Sie an den Mitarbeiter abgeben wollen (s. top agrar 3/2022 S. 60 ff). Zum anderen müssen Sie sich im Klaren darüber sein, dass Ihr Mitarbeiter die Aufgaben auf seine Weise erledigen wird. Das ist oft anders, als Sie es machen würden: Vielleicht arbeitet er nicht so sorgfältig wie Sie, hält sich nicht an Absprachen, arbeitet nicht selbstständig genug oder er ist zu selbstständig und erledigt beispielsweise Arbeiten, für die er gar nicht zuständig ist.

Positiv führen

In solchen Situationen hilft die passende Grundhaltung. Als Chef ist es Ihre Aufgabe, die Beziehung zu Ihren Mitarbeitenden zu gestalten. Diese ist ein stetiger Prozess, in dem Sie und Ihr Mitarbeiter als Team wachsen. Management Prof. Kim Cameron aus Michigan entwickelte dazu die Methoden der positiven Führung.

Ein Chef sollte folgende Eigenschaften haben:

  • Sinn und Zweck der Aufgaben erklären,
  • Schwächen vergeben und Fehler als Lernmöglichkeiten sehen,
  • die Mitarbeiter in ihren Stärken unterstützen und
  • bei seinen Mitarbeitern das Gefühl von Zutrauen und Kompetenz stärken.

Cameron konnte nachweisen, dass das Mitarbeiterteam produktiver und qualitativ besser arbeitete. Außerdem war die Stimmung unter den Kollegen besser. Insgesamt führte diese Entwicklung zu höheren finanziellen Ergebnissen. Wie also die Methoden der positiven Führung umsetzen?

Aufgaben gut erklären

Ihr Ziel als Betriebsleiter ist es, die Leistung bzw. den Erfolg zu erhöhen. Ihre Mitarbeitenden wollen gerne zum Erfolg des Unternehmens beitragen. Aber was ist eigentlich der Erfolg des Unternehmens? Für Sie als Chef ist das oft klar, Sie sagen z.B. „Die Leistung im Stall muss besser werden.“ Ihr Mitarbeiter weiß aber mitunter gar nicht, wie er erkennen kann, dass die Leistung besser oder schlechter wird. Sie sollten deshalb zusammen mit Ihrem Mitarbeiter erarbeiten, was die Leistung eigentlich ausmacht, z.B. konkrete Zahlen, an denen Sie sich orientieren wie tägliche Zunahmen, Milchleistung etc. An der Entwicklung der Zahlen sieht Ihr Mitarbeiter dann direkt, dass sich etwas verändert und kann darauf reagieren.

Zutrauen stärken

Ebenfalls muss Ihnen und Ihrem Mitarbeiter klar sein, mit welchen Stellschrauben sie die Leistung verbessern können. Hinter einer Spitzenleistung steht eine Vielzahl von kleinen Arbeitsschritten und Entscheidungen. Beispiel: Indikatoren für eine gesunde Kuh sind eine hohe Milchleistung, hohe Fruchtbarkeit und kaum Krankheiten. Zu den Stellschrauben gehören die richtige Genetik, die Fütterung, ein sauberer, heller, luftiger Stall, wenig Stress mit Artgenossen, ein entspannter Umgang mit dem Tier beim Melken oder Behandeln etc. Für die einzelnen Punkte sind oft mehrere Personen auf dem Hof zuständig. Doch für seinen Bereich ist jeder selbst verantwortlich und muss hier eigene Entscheidungen treffen.

Nehmen Sie sich daher regelmäßig die Zeit, die einzelnen Bereiche, für die Ihr Mitarbeiter verantwortlich ist, gemeinsam mit ihm zu beleuchten. Was hat er besonders gut gemacht? Welche (Zwischen) Ziele hat er erreicht? Was hat nicht so gut funktioniert? Was kann in Zukunft besser laufen? Es bringt nichts, wenn Sie die richtigen Schritte zum Erfolg wissen, diese Ihrem Mitarbeiter aber nicht richtig vermitteln. Erarbeiten Sie deshalb gemeinsam Lösungen für auftretende Probleme. Wenn Sie sich für Ihren Mitarbeiter Zeit nehmen und noch seine Ideen anhören und aufnehmen, zeigen Sie, dass Sie seine Meinung schätzen und seine Arbeit wichtig ist und zum Unternehmenserfolg beiträgt. Außerdem hat er dann keine Scheu, sich Ihnen anzuvertrauen, sodass er Ihnen auch für ihn schwierige Themen nicht vorenthält.

Mehr Entscheidungsfreiheit

Jeder kennt unangenehme Arbeiten, die er gerne umgehen will. Das könnte beispielsweise Silofegen sein. Sie ärgern sich, dass das Mais- und Grassilo nach dem Füttern immer dreckig ist, obwohl Ihr Mitarbeiter dieses nach dem Füttern fegen soll. Wie können Sie als Chef reagieren? Oftmals heißt es dann: „Der Chef muss seine Mitarbeitenden mehr motivieren.“ Aber: Ein Mensch kann sich nur selbst zu einer Handlung motivieren – oder zwingen. Als Chef können Sie Anreize dafür geben. Das sind beispielsweise die vorher definierten Ziele, wie in diesem Fall ein bestimmter Futterverlust/Siloverlust. „Wenn ich das Silo sauber halte, sind die Futter-/Siloverluste geringer und wir sparen Futterkosten.“

Überlegen Sie dann, was die Gründe sein könnten. Vielleicht ist der Besen kaputt oder er steht nicht direkt am Silo. Das lässt sich ändern. Vielleicht ist Ihrem Mitarbeiter das Fegen mit der Hand auch einfach lästig. Dann könnte ein Laubpuster oder eine Kehrmaschine eine Lösung sein. Lassen Sie hier Ihren Mitarbeiter entscheiden, was er bevorzugt.

Stärken erkennen

Natürlich können Sie Ihre Mitarbeitenden auch zwingen, das Silo zu fegen. Ein Anreiz in Form von Zwang „du musst“ oder „das muss getan werden“, sollte aber nur eine kurzfristige Lösung sein. Ein Zwang kann Sinn machen, wenn Ihr Mitarbeiter trotz Erklärung nicht einsieht, dass die Aufgabe notwendig ist oder Eile geboten ist. Es gibt dann auch kein Patentrezept, wie Sie Mitarbeitende in solchen Situationen am besten motivieren.

„Muss“ darf aber nicht zum Dauerzustand werden. Hier haben Sie immer mit inneren Bremsen zu tun. Wenn Sie eine starke Persönlichkeit zwingen wollen, kann das schnell in einem Machtspiel ausarten. Das ist keine Basis für eine gute Zusammenarbeit.

Denn oft vergisst man, dass jeder Mensch seine Stärken und Vorlieben hat. Ihre Aufgabe als Chef ist es, diese zu erkennen und wertzuschätzen. So machen Sie das Beste aus der gemeinsamen Zusammenarbeit. Die Aufgaben sollten daher zu den Stärken und der Leidenschaft des Mitarbeiters passen. Ein Technikliebhaber kann bis spät in die Nacht ackern und am Traktor schrauben. Die Frischmelker zu behandeln, ist ihm dagegen ein Graus. Andere arbeiten alles genau bis ins Detail aus. Solche Menschen belastet es, wenn sie unter Zeitdruck die Arbeiten nur schnell und oberflächlich erledigen müssen.

Ein Tipp von Motivationstrainerin Antje Heimsoeth aus Rosenheim: Wenn Sie Mitarbeiter als schwierig empfinden: Nehmen Sie sich Zettel und Stift und schreiben Sie mindestens 15 Stärken und positive Eigenschaften der Person auf – gerade vor schwierigen Gesprächen. Das stärkt die Wertschätzung und besinnt auf das Positive.

Zugehörigkeit spüren

„Wir sind, wie eine Familie.“ Ein familiäres Hofleben bindet Menschen. Gemeinsame Zeit durch gemeinsame Mahlzeiten, Grillabende oder Ehrungen langjähriger Mitarbeiter schätzen Ihre Mitarbeitenden. Außerdem fördern diese Events die Teambildung und die Stimmung untereinander. Ein gutes Betriebsklima bindet Ihre Mitarbeiter noch stärker an den Betrieb. Dazu zählt aber auch, dass Sie Verständnis für die Belange Ihrer Mitarbeiter haben. Ist beispielsweise sein Kind krank, kann er kurzfristig nach Hause gehen. Er kann sich darauf verlassen, dass Sie die Arbeit umorganisieren.

Mitarbeitende finanziell beteiligen

Ein wichtiger Anreiz ist sicherlich auch das Gehalt. Einige Mitarbeiter stellen gegenüber, was sie bekommen und wie viel sie bei einem anderen Arbeitgeber verdienen würden. Bei diesen Menschen spielen Geld und Status eine große Rolle.

Eine gute Orientierung zum Lohnniveau bietet der Entgeltatlas der Agentur für Arbeit. Mit wenigen Klicks können Sie hier die durchschnittlichen Löhne für einzelne Berufe, z.B. Landwirt und die Fortbildungsstufen wie Meister oder Betriebswirt Agrarbetrieb, recherchieren.

Eine Möglichkeit, um das Gehalt aufzubessern, sind finanzielle Zusatzleistungen. Erfüllen Sie die Voraussetzungen nach dem Einkommensteuergesetz (§2,3,8,40), zahlen Sie auf die Zuwendung keine Einkommensteuer und keine Sozialversicherungsbeiträge. Allerdings sind sie dann auch nicht rentenwirksam für Ihren Mitarbeiter. Beispiele sind:

  • Werkzeuggeld: Das ist die Entschädigung, wenn Sie das Werkzeug Ihres Mitarbeiters betrieblich nutzen
  • Arbeitskleidung, z.B. Sicherheitsschuhe
  • Führerschein Kl. T, CE
  • Betriebsfeste bis zu einem Freibetrag von 110 € (inkl. MwSt.) pro Arbeitnehmer im Jahr
  • betriebliche Altersvorsorge: Sie können Ihren Angestellten bis zu 4% der Beitragsbemessungsgrenze in eine Pensionskasse oder einen Pensionsfonds einzahlen. Diese Leistung gilt als Betriebsausgabe.
  • finanzielle Hilfe bei der Kinderbetreuung
  • Geschenke bis 60 € zu einem persönlichen Ereignis (Geburtstag, Hochzeit)
  • Handy oder Computer ohne Betragsbegrenzung; Sie müssen allerdings Eigentümer der Geräte bleiben
  • Fort- oder Weiterbildungskosten
  • Sonn- und Feiertagszuschläge
  • Sachbezüge bis 50 €/Monat, z.B. Warengutschein oder Tankgutschein, Mitgliedschaft im Sportstudio, Gutschein für einen Streaming Dienst etc.

Bedenken Sie: Sicherlich können Sie Ihre Mitarbeitenden durch einen höheren Lohn eine Zeit lang halten. Doch Geld und Zulagen wirken in der Regel nur kurzfristig. Entscheidender für eine langfristig gute Zusammenarbeit ist, wie Sie die menschliche Beziehung zu ihm aufbauen. Wertschätzung, Eingehen auf die Stärken und Schwächen, regelmäßiges Feedback und gemeinsame Events sind dafür wichtige Punkte.

Ihr Kontakt zur Redaktion:maike.schulze-harling@topagrar.com

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