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topplus Reportage

Nachhaltig mit hohen Leistungen

Lesezeit: 6 Minuten

Landwirt Lutz Decker sieht weitere Leistungssteigerungen und will klimaneutral Milch produzieren.

Regenerativ, effizient und sozial nachhaltig. Das sind die Ziele von Familie Decker für ihren Betrieb in Bierbergen (Niedersachsen). Dafür drehen sie an vielen Stellschrauben: vom Ackerbau über die Milchproduktion bis zum Mitarbeitermanagement.

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Betriebsleiter Lutz Decker bewirtschaftet mit seiner Frau Anke einen Milchviehbetrieb, eine 3000 kW-Biogasanlage und mit seinem Schwager ein Agrarservice-Unternehmen für Lohnarbeiten. Zum landwirtschaftlichen Betrieb gehören 160 ha Acker- und 80 ha Grünland. Aktuell melken Deckers 270 Kühe und wollen die Herde bald auf 480 erweitern. Die weibliche Nachzucht steht auf einem anderen Betrieb.

Melkstand und Melkroboter

Eine „intensive Stallhaltung“ gehört für Deckers zum Gesamtkonzept. „Denn mit einer optimalen Kuhumwelt, einer angepassten Rationsgestaltung, genauster Futterarbeit und professionellem Herdenmanagement sind höchste Tierleistungen ohne Einschränkungen der Tiergesundheit möglich“, machte Lutz Decker in seinem Vortrag beim Dairy Event deutlich.

Die Herde erreicht mit dreimal täglichem Melken eine Leistung von rund 13500 kg Milch (3,90% Fett, 3,42% Eiweiß, 130000 Zellen/ml). Die Abgangsleistung liegt bei 40000 kg – Ziel sind 50000 kg Milch. „Aktuell haben wir einen starken Färsenjahrgang und selektieren ältere Kühe frühzeitiger aus. Die Remontierung liegt deshalb bei rund 30%. Wir wollen die Kühe vier Laktationen melken“, erklärt Decker.

Zwei Melksysteme kombinieren

Zukünftig will er seine Herde in zwei Ställen managen: Die altmelkenden Kühe bleiben im bisherigen Stall und werden nur noch zweimal täglich im Melkstand (Doppel 16er-Fischgräte) gemolken. Die Frischmelker sollen in einen neuen Stall mit vier Melkrobotern, die mehr als zweimal täglich melken können. Dieses System ist für Decker vor allem aus Sicht des Mitarbeitermanagements sinnvoll: „Schaffe keine Jobs, die keiner machen will! Sechs Stunden Melkzeiten sind nicht attraktiv.“

Aktuell sind im landwirtschaftlichen Betrieb fünf Mitarbeiter, drei Azubis und drei Aushilfen beschäftigt. Zukünftig wollen Deckers mit nur einem zusätzlichen Herdenmanager die doppelte Tierzahl betreuen: „Wir erzeugen 700000 kg Milch pro Arbeitskraft. Das Budget für Löhne liegt bei 5 ct/kg, sodass sich ein Brutto-Lohnniveau von 35000 € ergibt. Dafür finden wir noch Fachkräfte in der Region und das wollen wir auch beibehalten.“ Bei der Schichtplanung folgen auf vier Arbeitstage zwei freie Tage.

Fütterung ist Erfolgsfaktor

Um auch für die Kühe angenehme Bedingungen zu schaffen, hat sich der Landwirt für einen offenen Stall mit Folien-Runddach entschieden. Hier herrscht auch im Sommer ein kühles Klima. Im Winter hält eine Fußbodenheizung mit der Abwärme der Biogasanlage die Laufgänge frostfrei. Zudem setzt der Milcherzeuger auf eine strategische Belegdichte: „Bei den Trockenstehern planen wir mit maximal 80% Belegung, denn sie brauchen einfach mehr Platz. Damit die Frischmelker bei Rangkämpfen nicht untergehen, belegen wir da mit 90%.“

Der entscheidende Erfolgsfaktor für Decker ist die Fütterung. Die Herde ist abhängig vom Laktationsstand in vier Gruppen eingeteilt und bekommt je eine Voll-TMR. Bei der Futteranalyse und Rationsberechnung arbeitet der Milcherzeuger mit dem CNCPS-System (Cornell Net Carbohydrate and Protein). Das amerikanische Fütterungsmodell analysiert die Verdaulichkeit und Verfügbarkeit von Protein, Fett und Kohlenhydraten sowie unterschiedliche Faserfraktionen und die Passagerate (top agrar 8/2017, S. R34).

Für eine hohe Verdaulichkeit setzt der Landwirt auf das Maishäckselverfahren Shredlage und einen kurzen Grasschnitt in Sandwich-Silagen. Die Partikellängen der Silagen sind ähnlich groß, was das Selektieren am Futtertisch reduziert. Zudem enthält die Ration fein vermahlenes Maisschrot. „Durch die Zugabe von Wasser verbinden sich Mais-, Raps- und Sojaschrot mit der Silage“, sagt Decker.

Die Wassermenge steuert er abhängig von der Trockensubstanz des Grundfutters. Ziel ist eine Trockenmasse von 36 – 37% in der Ration. Die Futterreste werden täglich zurückgewogen und einmal pro Woche die Trockensubstanz der Ration analysiert.

„Die Ration muss sehr gut verdaulich sein und eine hohe Passagerate erreichen. Nur so erhalten die Kühe die Energie und Nährstoffe, die sie für hohe Leistungen brauchen. Wenn sie 27 bis 29 kg fressen, kommt die Milchleistung von alleine,“ erklärt der Landwirt und verweist auf die Leistungszahlen: Die Kühe vom 100. bis 160. Laktationstag melken über 50 kg Milch und fressen mehr als 28,5 kg pro Tag Trockenmasse. So ist eine weitere Leistungssteigerung möglich, ist Decker überzeugt.

Regenerativer Ackerbau

„Kraftfutter ohne Hafen“ ist Decker für eine klimaneutrale Milchproduktion wichtig: „Anstatt auf Importfutter zu setzen, wollen wir unser Futter mit Berufskollegen vor Ort erzeugen und die Nährstoffe wieder zurückführen.“ Seit 2019 setzt Familie Decker auf Direktsaat ohne Bodenbearbeitung, Cultan-Düngung, Injektion und Zwischenfrüchte auf allen Flächen. Die Böden sollen möglichst das ganze Jahr bewachsen sein. So wollen sie den Humusaufbau, das Bodenleben und das Pflanzenwachstum fördern.

Neuerdings lassen Deckers die weiblichen Kreuzungsrinder direkt auf dem Acker die Zwischenfruchtmischung beweiden. Damit wollen sie die Kosten für die Aussaat direkt in Fleisch umwandeln und die Bodenfruchtbarkeit fördern. Die ersten Erfahrungen mit der Winterweide oder dem sogenannten „Stockpile grazing“ sind durchwachsen, da früher Frost zu Verlusten der Futterqualität führte. Deckers wollen jetzt die Sortenauswahl optimieren.

CO2-Fußabdruck minimieren

Aktuell liegt der CO2-Fußabdruck der Milchproduktion auf dem Betrieb Decker bei 490 g CO2eq/kg energiekorrigierte Milch (ECM). Der Durchschnitt in Deutschland liegt bei knapp 1000 g CO2eq/kg ECM Milch. Der Betrieb will diesen Wert auf etwa 400 reduzieren und die restlichen Emissionen mit dem Aufbau von Humus kompensieren. Das lassen sie sich mit CO2-Zertifikaten bescheinigen.

Die klimaneutrale Milch wollen Deckers mit einem Preisaufschlag vermarkten. „Nachhaltig produzierte Milch hat ein gutes Image. Das müssen wir nur bewerben: Intakte Böden, in denen das ursprüngliche Verhältnis von Pilzen und Bakterien wieder hergestellt wird, führen zu nährstoffreichen Futtermitteln, die über die Veredelung im Tier ein hochwertiges Nahrungsmittel ergeben. Das ist der Ausgangspunkt für den gesunden, leistungsfähigen Menschen.“

Decker ist überzeugt: „Wir Landwirte müssen den Trend umkehren. Denn der größte Feind landwirtschaftlich erzeugter Lebensmittel sind nicht „Rote Gebiete“ oder „Farm to Fork“. Es ist der Hype um alternative, hochverarbeitete (häufig vegane) Produkte. Es gilt die Errungenschaften moderner Landwirtschaft in einen neuen emotionalen Kontext zu bringen: regenerativ & effizient & sozial nachhaltig.“

Ihr Kontakt zur Redaktion:

anke.reimink@topagrar.com

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