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topplus Reportage

Neue Düngestrategie erprobt

Lesezeit: 4 Minuten

Funktioniert und lohnt die Cultan-Düngung im A-Weizenanbau? Diese Frage beantwortet Mathias Stricker in seiner Meisterarbeit.

Landwirt Mathias Stricker bewirtschaftet einen gut 320 ha großen Ackerbaubetrieb bei Elstra (Sachsen), den er Mitte 2022 von seinem Vater übernehmen wird. Zwar war der ausgebildete Landmaschinenmechaniker schon 2004 in den elterlichen Betrieb mit eingestiegen. Für die rechtmäßige Übernahme verlangte das Landwirtschaftsamt eine Ausbildung zum staatlich geprüften Wirtschafter, die Stricker in zwei Winterhalbjahren an der Fachschule Großenhain absolvierte.

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Für die Meisterausbildung hängte der 37-Jährige noch einmal zwei Winterhalbjahre dran, die sich seiner Meinung nach sehr gelohnt haben: „Die Lehrerinnen und Lehrer an der Schule sind top, und aus den zwölf Meisterschülern der Klasse ist eine gute Truppe geworden. Wir stehen immer noch in Kontakt“, erklärt er.

Cultan-Düngung in A-Weizen?

In seiner abschließenden Meisterarbeit wollte Stricker herausfinden, ob sich ein Langzeitdünger-Unterfußverfahren (Cultan) auch für den A-Weizenanbau im eigenen Betrieb eignet. Auf rund 100 ha baut Stricker Winterweizen an. „Die Düngung in einer Überfahrt erledigen zu können, wäre arbeitswirtschaftlich von Vorteil“, erklärt der 37-jährige.

Die notwendige Spezialtechnik für die Ausbringung des Flüssigdüngers per Injektionswalze ist in der Nähe von Strickers Betrieb verfügbar. Weiter wollte der angehende Betriebsinhaber prüfen, ob der Einsatz des Cultan-Düngers in Bezug auf Ertrag, Qualität und Gesamtwirtschaftlichkeit lohnt.

Als Versuchsfläche wählte Stricker einen 11 ha großen, betriebsnahen Schlag aus, auf dem er im Herbst 2019 Winterweizen aussäte. Bodenbearbeitung und Pflanzenschutz erfolgten für den gesamten Schlag gleich. Für den Düngeversuch legte der Landwirt acht aneinanderliegende Versuchsparzellen von je 18 m Breite und 0,3 ha Größe an.

Nach der Ermittlung des Stickstoffbedarfs per Nmin-Bodenproben erfolgte dann Anfang bzw. Mitte März die Düngung: Abwechselnd wurden auf den Streifen entweder der gesamte Stickstoffbedarf von 166 kg N/ha aus dem flüssigen Ammoniumsulfatdünger Cultan per Injektionswalze ausgebracht oder die erste Gabe des betriebsüblichen Düngeverfahren (Piasan S 25/6, insgesamt 100 kg N + 24 kg Schwefel). Die zweite Gabe auf diesen Streifen düngte Stricker Ende April und brachte 66 kg/ha Stickstoff in Form von flüssigem Piasan 28 aus.

Bis zur Ernte besser

Stricker bonitierte die Parzellen von der Saat bis zur Ernte regelmäßig. „Sechs Wochen nach der Düngung waren die Cultan-Parzellen deutlich dunkelgrün gefärbt und von den anderen Parzellen zu unterscheiden“, erinnert er sich. Auch Ende April präsentierten sich die Pflanzen gesund und in optimalem Zustand.

Das blieb bis zur Ernte so. Optisch zeigten die Parzellen bei der Ernte Ende Juli 2020 keinen Unterschied, Stricker konnte 93 dt/ha Weizen von den Cultan-Parzellen ernten und 91 dt/ha von den betriebsüblich gedüngten Streifen. Von jeder Parzelle zog Stricker eine Probe und lies diese auf die Ertragsparameter für Qualitätsgetreide hin untersuchen. ▶

Überraschung am Ende

Und dabei zeigte sich eine ernüchternde Überraschung: Sowohl beim Proteingehalt, als auch beim Klebergehalt und beim Sedimentationswert schaffte der Cultan-Weizen nicht die Sollwerte für A-Weizen. Selbst das Hektolitergewicht war mit 74,8 kg knapp zu leicht. Damit wurde der langzeitgedüngte Weizen nur als B-Weizen und entsprechend niedriger abgerechnet. „Das wirkte sich natürlich massiv auf die betriebswirtschaftliche Analyse aus“, erklärt Stricker: Die Auswertung zeigte schnell, dass in den betriebsüblich gedüngten Parzellen trotz mehrfacher Düngung und mehr Überfahrten ein Mehrerlös von knapp 100 €/ha erzielt wurde. „Das überraschte umso mehr, als dass mich die Ausbringung, Bestandsentwicklung und Pflanzengesundheit auf den Cultan-Parzellen absolut überzeugten. Die permanente Verfügbarkeit des Stickstoffs war auf den Cultan-Parzellen bis in die Kornfüllungsphase deutlich erkennbar. Nur zum Schluss, bei Trockenheit und abnehmender Wasserverfügbarkeit änderte sich das jedoch, und dem Cultan-Verfahren konnte zum Schluss die tolle Gesundheit der Pflanzen zwar in Ertrag, nicht aber in Qualität umsetzen.

Trotz des negativen Ergebnisses des Versuchs will Stricker dem Verfahren im Betrieb weiterhin eine Chance geben. Allerdings nicht im A-Weizen, wo es mehr auf Qualitäten ankommt als auf Ertrag, sondern eher in der Wintergerste und auf Grünland. „Klimawandel und Kostendruck stellen uns vor immer neue Herausforderungen, da müssen wir offen bleiben für Veränderungen und neue Verfahren ausprobieren“, ist sein Fazit. Daher will er als nächsten Schritt das Cultan-Verfahren mit der Direktsaat verbinden und beides kombiniert als Versuch in seinem Betrieb ausprobieren.

Christian Brüggemann

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