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Amerikanische Farmer warnen vor Folgen der Bayer-Monsanto-Hochzeit

Farmer aus Nord- und Südamerika warnen vor den Folgen einer Fusion von Monsanto und Bayer. Eindringlich schildern sie die Abhängigkeit. Nach dem Scheitern der Roundup-Ready Pakete müssten sie heute Dicamba einsetzen, das wehe jedoch auf die Nachbarfelder. Auch Kritiker müssten daher heute Monsantos XTend-Saatgut kaufen

Lesezeit: 6 Minuten

Mehrere Tageszeitungen haben diese Woche kritisch über die anstehende Fuison von Bayer und Monsanto berichtet. So werde der 62,5 Milliarden Dollar-Deal wie kein zweiter Einfluss auf die Landwirtschaft und Ernährung der Menschen haben, schreiben u.a. die WELT und Spiegel Online.

 

So fürchten Kritiker die zunehmende Konzentration und die Folgen für den Wettbewerb. Vor allem warnen sie davor, dass Landwirte zunehmend abhängig werden könnten von übermächtigen Chemiekonzernen. Hintergrund sind die bereits abgeschlossenen Fusionen von Dow Chemical und DuPont sowie die Zusammenlegung von Syngenta und Adama, die zum chinesischen Konzern ChemChina gehören.

 

Bayer-Monsanto würde die beiden anderen Agrarchemieriesen nach Umsatz und Marktanteil aber weit übertreffen, so die WELT weiter. Knapp 70 % seines Umsatzes erwirtschaftet Bayer bisher mit dem Pharmageschäft. Kommt Monsanto hinzu, werde der Konzern seinen Umsatz je zur Hälfte mit der Herstellung von Arzneien sowie mit Saaten und PSM einfahren, heißt es. Außerhalb von Europa ist das Kerngeschäft von Monsanto in den letzten Jahren rasant gewachsen. In den USA wurden knapp 73 Millionen Hektar mit GVO bewirtschaftet.


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Für Bayer-Vorstand Werner Baumann eine Erfolgsgeschichte: "Immer mehr Menschen verstehen nun, was für ein hoch innovatives Unternehmen das wirklich ist", zeigt er sich erfreut. Seiner Meinung nach gelte Monsanto zu Unrecht als "die Inkarnation des Bösen". Vielmehr werde sein Konzern dabei helfen, die wachsende Erdbevölkerung zu ernähren, den Hunger zu bekämpfen, Afrikas Landwirtschaft zu verbessern und die Bauern in aller Welt zu unterstützen, zitiert Spiegel Online und merkt an, dass der Saatgutkonzern seit Jahrzehnten wegen seiner aggressiven und oft unethischen Geschäftspraktiken, wegen seiner gentechnisch veränderten Produkte und des Pflanzenschutzmittels Glyphosat weltweit in den Kritik stehe.


Sperrfeuer schlechter Nachrichten


Demnach stehe Baumann gerade vor einem Berg von Problemen: Aus internen E-Mails gehe hervor, dass die Firma von den Gesundheitsgefahren um Glyphosat gewusst und sie wissentlich vertuscht haben muss. Zudem soll das Unternehmen angeblich heimlich an Studien mitgearbeitet haben, die später den Aufsichtsbehörden als Arbeiten unabhängiger Wissenschaftler präsentiert worden seien, so Spiegel Online weiter. Beide Vorwürfe bestreitet Monsanto vehement.


Und in den USA würden Tausende Krebsopfer gegen Monsanto klagen, weil sie Glyphosat für ihre Erkrankung verantwortlich machen. Gleichzeitig forderten amerikanische Landwirte Entschädigungen für Ernteverluste, die Monsantos neue Produkte ausgelöst hätten. In Brasilien zog der mächtige Verband der Sojabauern gegen Monsanto vor Gericht, weil das Saatgut angeblich nicht wie versprochen funktioniert. Im Europaparlament bekamen Monsanto-Lobbyisten Hausverbot, weil sie nicht zu einer Anhörung erschienen.


Für Baumann wird das Sperrfeuer schlechter Nachrichten nach Einschätzung der Zeitung daher zunehmend zum Problem. Der üble Ruf von Monsanto könne leicht auf Bayer übergreifen, so die Befürchtung. Bei dieser Megafusion gehe es längst um mehr als nur um Wettbewerbsrecht. „Es geht darum, wem man die Verantwortung für das Essen der Welt überträgt. Wer bestimmen darf, was angebaut wird. Und wie. Von wem. Und zu welchem Preis“, schreibt Spiegel Online und berichtet von enttäuschten Bauern in den USA.


Gefangen in der Abhängigkeit von Monsanto


Als die Kombination Gentechnik-Soja und Roundup irgendwann aufgrund von Resistenzen nicht mehr funktionierte, habe sich das gefürchtete Unkraut "Pigweed" explosionsartig ausgebreitet, ist zu lesen. Mittlerweile seien in den USA 34 Millionen Hektar Ackerland von Superunkräutern befallen. Um weiter mit Saatgut und Unkrautvernichtern ein Milliardengeschäft machen zu können, habe Monsanto auf die alte, hoch umstrittene Chemikalie Dicamba zurückgergriffen. Damit sei es aber nur noch schlimmer geworden, berichtet ein Farmer. Denn 2015 folgte das dazugehörige GVO-Saatgut "XTend". Es ist gentechnisch resistent gegen das Spritzmittel; das gleiche Geschäftsmodell also wie bei den alten Roundup-Paketen.


Das Problem: Dicamba wird bei höheren Temperaturen gasförmig und weht auf andere Felder. Dazu heißt es weiter beim Spiegel: „Weil Monsantos Dicamba-Spritzmittel zunächst von den Behörden nicht genehmigt wurde, nutzten viele Bauern das neue Saatgut und spritzten dann eben ein Dicamba-Mittel anderer Hersteller. Die Folgen waren verheerend: Wer seine Felder nicht mit XTend bestellt hatte, musste mit ansehen, wie die eigene Ernte von verwehtem Dicamba angegriffen wurde.“ Schäden im sechsstelligen Bereich seien die Folge gewesen, schildert ein Ackerbauer.


Dazu kommt, dass der Friede unter den Nachbarn zerstört ist. Ein „Gespräch“ zwischen zwei Bauern um abgedriftetes Dicamba auf ein Nachbarfeld endete nach einer Schießerei der Kontrahenten tödlich. Inzwischen sei vielen Bauern klar, dass ein Gift, das nicht auf den Feldern bleibt, nicht zum Einsatz kommen dürfe, ist zu hören.


Das Konzept von Monsanto indes gehe auf. Selbst die Gegner müssten weiter Saatgut mit der XTend-Technologie kaufen und auf den einigen Feldern aussäen, weil Monsanto ihnen keine Wahl lasse, berichtet ein Farmer dem Magazin, es gehe um reine Selbsterhaltung.


Mittlerweile hätten Farmer in 24 US-Bundesstaaten Beschwerden wegen Dicamba-Schäden eingereicht. „Doch der Bauernaufstand lässt Monsanto offenbar kalt. Die Firma meldet eine hohe Nachfrage nach Saatgut für Sojabohnen und feiert einen Anstieg des Jahresgewinns um eine Milliarde Dollar. So ist das eben, wenn es keine Alternativen mehr gibt: Der Kunde ist ausgeliefert. Aber das Geschäft brummt“, stellt der Spiegel in seiner Reportage fest.


Selbst große Farmer wünschen sich Scheitern der Übernahme


Selbst von jenen Landwirten, die in großem Stil industriell produzieren, würden sich viele ein Scheitern der Fusion von Bayer und Monsanto wünschen. Besonders in den USA, aber zunehmend auch in den aufstrebenden Agrarmärkten Südamerikas fühlen sie sich immer weniger wie freie Unternehmer, sondern mehr und mehr als Büttel von Monsanto.


Viele Landwirte fürchteten ein noch eingeschränkteres Saatgutangebot. Sie erwarten Preissteigerungen für Saat, Dünger, Unkrautbekämpfer, wenn es kaum noch Konkurrenz gibt. Eine Marktbeherrschung kann sich auf Preise, die Anzahl der Produkte, aber auch auf Innovation und Forschung auswirken.


"Die Konzerne versuchen, uns ein Portfolio aufzuzwingen, das neue Wirkstoffe ebenso umfasst wie alte, die nicht mehr funktionieren", sagt ein brasilianischer Ackerbauer gegenüber dem Magazin. Ein gutes Mittel bekäme man oft nur im Paket mit einem schlechten. Die Folge: Statt alle drei Wochen müsse man seine Felder alle zwei Wochen spritzen. "Das wird sich nach der Fusion verschlimmern. Wir werden dann in ihrer Hand sein", sagt ein Bauer. Der Präsident der Agrarkooperative Comigo, Antonio Chavaglia, nennt den Zusammenschluss daher eine "Monster-Hochzeit". "Sie werden die Preise für ihre Produkte nach Belieben erhöhen, weil es dann praktisch keine Konkurrenz mehr gibt."

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