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Biopionier: „Müssen den Ökolandbau neu denken“

Biobauer der ersten Stunde, Sepp Braun, und Bioland-Chefberater Oliver Alletsee über die Herausforderungen im Ackerbau. Agrarminister Schmidt kündigte auf der Biofach an, die Forschungsmittel für das Bundesprogramm Ökologischer Landbau (BÖLN)von 20 auf 30 Mio. € jährlich anzuheben. Ist das der richtige Weg?

Lesezeit: 3 Minuten

Biobauer der ersten Stunde, Sepp Braun, und Bioland-Chefberater Oliver Alletsee über die Herausforderungen im Ackerbau.

 

Herr Braun, Herr Alletsee, Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt kündigte auf der Biofach an, die Forschungsmittel für das Bundesprogramm Ökologischer Landbau (BÖLN)von 20 auf 30 Mio. € jährlich anzuheben. Ist das der richtige Weg?

 

Braun: Wir brauchen viel mehr Geld, und zwar für die Forschung, insbesondere zur Bodenfruchtbarkeit. Der müssen alle Landwirte– bio wie konventionell – mehr Aufmerksamkeit schenken. Denn das ist die größte Baustelle im Ackerbau, auch im ökologischen: Dass wir endlich das Zusammenspiel zwischen Biologie, Chemie und Physik im Boden besser verstehen.


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Wir wissen zum Beispiel, dass in den fruchtbarsten Böden der Welt die Komposition des Bodenlebens immer gleich ist. Wir sollten also an der optimalen „Vollwerternährung“ für dieses Bodenleben forschen und dann die Fruchtfolge, die Zwischenfrüchte und die Untersaaten entsprechend wählen. Wir müssen herausfinden, welche Pflanze welchen Mikroorganismus ernährt. Bislang tappen wir da weitestgehend im Dunkeln.

 

Alletsee: Schmidts Geld ist dafür zu wenig. Die Biobranche und der Deutsche Bauernverband fordern eine kurzfriste Aufstockung des BÖLN auf 60 Mio €. Dieser Betrag wurde im Übrigen 2001 von Renate Künast schon gefordert. Schmidt bewegt sich somit erst langsam zu diesem Betrag. Zukünftig muss der Anteil der Agrar-Forschungsmittel für den Biolandbau noch deutlich auf 20 % steigen – aktuell sind es nur 1,5 %.

 

Herr Braun, trotzdem haben Sie die Bodenfruchtbarkeit auf Ihrem Betrieb in Oberbayern gut im Griff. Welche Tipps geben Sie Berufskollegen, die das auch schaffen wollen?

 

Braun: Zunächst gehört an jeden Schlepper eine Halterung für einen Spaten. Denn Bodenfruchtbarkeit beginnt bei der Physik: Die Grob-, Mittel- und Feinporen müssen je einen Anteil von einem Drittel am Boden haben. Jeder sollte regelmäßig graben und nachsehen, ob das Verhältnis im Boden stimmt. Wenn nicht, muss ich z.B. durch eine gute Zwischenfruchtmischung mit Flach-, Mittel- und Tiefwurzlern dafür sorgen.

 

Habe ich die Physik im Griff, geht es an die Chemie. Wir haben über die Jahrzehnte unseren Böden Spurenelemente entzogen, die jetzt fehlen. Wir wissen z.B., dass eine ausreichende Versorgung mit Kupfer das Immunsystem der Mikroorganismen stärkt. Das überträgt sich auf die Futterpflanzen, dann auf die Tiere und schließlich auf den Menschen. Deswegen schlage ich vor, alle drei Jahre von jeder Bodenart auf dem Betrieb eine Bodenprobe zu nehmen. Die klassische Calcium-Acetat-Lactat Analyse hilft uns da aber nicht weiter. Wir brauchen detailliertere Methoden wie z.B. die nach  Kinsey oder nach Unterfrauner.


Physik und Chemie dienen letztlich der Biologie. Ich habe auf meinem Betrieb zum Beispiel 600 Regenwürmer pro Quadratmeter Boden. Die liefern jährlich pro Hektar 80 Tonnen Kot und darin 280 kg pflanzenverfügbaren Stickstoff.

 

Ich bin überzeugt: Wenn wir es schaffen, Physik, Chemie und Biologie in Einklang zu bringen, dann erledigen sich viele aktuelle Probleme ganz von selbst, z.B. Drahtwurmbefall oder bodenbürtige Krankheiten.

 

Herr Alletsee, was raten Sie Neuumstellern, um im ökologischen Ackerbau schnell erfolgreich zu sein?

 

Alletsee: Das wichtigste ist der Erfahrungsaustausch unter Berufskollegen. Wir Berater tun nichts anderes, als die Erfahrungen von dem einen Betrieb auf den anderen weiterzutragen – das natürlich gut aufbereitet und gepaart mit aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Der große Vorteil der Biobauern ist, dass sie untereinander sehr offen miteinander reden und keine Geheimnisse voreinander haben. So lassen sich Probleme schneller lösen und auch ansprechen. Vertrauen und Begleitung ist wichtig, gerade wenn man einen neuen Weg beschreitet.

 

Vielen Dank für das Gespräch!



 

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