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Die Mühlen sollten zu Zugeständnissen bereit sein

Das Angebot an proteinreichen Weizenpartien wird in diesem Jahr wegen der Trockenheit wohl ausreichend sein. Daher wird der Handel sicherlich am Proteingehalt als wichtigstes Kriterium beim Qualitätsweizen festhalten und kaum Zugeständnisse machen. Das muss sich ändern! So ist z.B.

Lesezeit: 9 Minuten

Ein Kommentar von Dr. Lorenz Hartl, LfL Bayern:


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Das Angebot an proteinreichen Weizenpartien wird in diesem Jahr wegen der Trockenheit wohl ausreichend sein. Daher wird der Handel sicherlich am Proteingehalt als wichtigstes Kriterium beim Qualitätsweizen festhalten und kaum Zugeständnisse machen.


Das muss sich ändern! So ist z.B. die gute Mühlentauglichkeit und Backqualität der Sorte Patras bekannt, obwohl sie leichte Schwächen im Proteingehalt aufweist. Trotzdem sind nur wenige Marktteilnehmer bereit, Zugeständnisse bei der Annahme zu machen. Andere Sorten wie RGT Reform, Apostel, Spontan und LG Initial erreichten ebenfalls hohe Backvolumen in der Wertprüfung. Einzigartig ist Asory, der bei eher geringem Proteingehalt ein sehr gutes Backvolumen vergleichbar zum E-Weizen im Rapid-Mix-Standardbackversuch erzielte.


Gewisse Zugeständnisse vonseiten der Mühlen wären durchaus wünschenswert und möglich. Zudem würden sie den Anbau von Sorten mit guten Backeigenschaften fördern. Bislang wird diese Chance vertan.


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Die Top-Sorten des Südens


Stabil hohe Proteingehalte und gute Erträge bei robuster Gesundheit – das sollten die Sorten leisten. Empfehlungen zur Sortenwahl für Ihren Standort geben Ulrike Nickl und Dr. Lorenz Hartl, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Freising.


Der Sommer zeigte sich in dieser Saison von seiner extremen Seite. Die warme Witterung ließ den Winterweizen zeitig abreifen. Die lokal unterschiedlichen Regenmengen und Feldkapazitäten der Böden bestimmten das Wohl und Wehe der Bestände.


Die Weizenerträge lagen in den bayerischen Betrieben bei 33 bis über 110 dt je ha. Wegen der häufig mäßigen Ertragsbildung waren die Proteingehalte hoch. Krankheiten spielten bei der Trockenheit kaum eine Rolle. Obwohl es im Süden zur Blüte etwas regnete, rief Fusarium meist keinen Befall hervor. Auf den oberirdischen Pflanzenresten konnte er sich offenbar kaum vermehren.


Lediglich Braunrost breitete sich zum Ende der Kornfüllung stärker aus. Im Vergleich zur ortsüblich behandelten Stufe traten im Versuch in der nicht mit Fungiziden behandelten Kontrolle bei starkem Braunrostbefall Mindererträge von 20 bis 40 dt/ha auf. Fungizideinsätze auf das Fahnenblatt oder nach dem Ährenschieben konnten den Pilz aber auch in anfälligen Sorten wie Faustus, Julius und LG Initial meist stoppen.


Einige früher abreifende Sorten wie Faustus und Spontan hatten heuer im Süden unter der frühen Abreife gelitten. Spätere Sorten konnten oft noch von den Niederschlägen Mitte Juni profitieren.


Weiterhin auf Protein setzen


Allerdings lassen sich die Verhältnisse für die kommende Vegetationsperiode nicht vorhersagen. Nur der mehrjährige Vergleich der Ertragsleistungen zeigt, welche Sorten sich in Ihrer Region im kommenden Jahr am besten eignen. Um keine bösen Überraschungen zu erleben, sind ausgewogene agronomische Eigenschaften und Resistenzen gefragt.


Im derzeitigen Marktumfeld ist es wahrscheinlich wieder schwierig, angemessene Zuschläge für Qualitätsweizen mit hohen Proteingehalten zu erzielen. Denn zurzeit fehlt es an Menge für den Futtermittelsektor. Dennoch: In Süddeutschland wählen die meisten Landwirte A-Weizensorten, da die Ertragsunterschiede zum B-Weizen und auch zum Futterweizen oft nur gering sind.


Weil zudem die Düngeverordnung (DüV) die N-Mengen einschränkt, ist in ertragsstarken „Normaljahren“ mit einem knappen Angebot an A-Weizenpartien zu rechnen, die die geforderten Mindestproteingehalte erreichen. In diesen Fällen sind dann höhere Qualitätszuschläge zu erwarten.


Mithilfe der Erfahrungen am eigenen Standort können Sie zusätzlich durch die Sortenwahl steuernd eingreifen. Welche Sorten in den bayerischen Landessortenversuchen (LSV) mehrjährig hohe Proteingehalte bringen, entnehmen Sie der Übersicht 1. Innerhalb des A-Sortiments zeichnet sich insbesondere Spontan durch hohe Proteingehalte aus. Eher ertragsbetonte Sorten wie Apostel, RGT Reform oder der neu zugelassene Asory erreichen dagegen das gängige Marktkriterium von 13% Proteingehalt oft nicht. Sorten wie Patras, Impression und Meister liegen zwar nur im Mittelfeld, haben aber gute Backeigenschaften.


E-, A-, B- oder C-Weizen?


Die E-Weizen ermöglichen generell einen größeren Spielraum bei der Spätdüngung, da ihr N-Bedarfswert nach DüV gegenüber A-Weizen um 30 kg N/ha höher liegt. Unter den E-Weizen erzielte Axioma besonders hohe Proteingehalte. Ertragsstarke E-Weizen wie Kerubino, Barranco und der neue KWS Emerick sind im Ertragsniveau vergleichbar zu proteinstarken A-Weizen und ermöglichen zusätzlich die Nutzung des höheren Bedarfswertes. Unabhängig davon muss jedoch bei der Düngebilanz die N-Düngung durch einen entsprechenden Entzug gedeckt sein. Andere E-Weizen wie Ponticus, Moschus und Beryll liegen im mittleren Proteinbereich innerhalb des E-Segments.


Die B-Weizen müssen vor allem mit einem hohen Ertragsvermögen und einer einfachen Bestandesführung punkten. Aus diesem Segment ist z.B. Faustus zu empfehlen. Die Sorte reift früh ab und ist mittel bis gut standfest. Ebenfalls standfest sind Boss und Kamerad, wobei sich Boss zusätzlich durch seine gute Fusariumresistenz abhebt.


Neu zugelassen sind die B-Weizen Argument und Informer. Der langstrohige Argument überzeugt durch seine gute Resistenz gegenüber Fusarium. Erste Ertragsergebnisse zeigen die Leistungsfähigkeit des standfesten Informer. Wegen seiner nur mittleren Fusariumresistenz empfiehlt sich die Sorte allerdings nur in Anbauverfahren mit geringem Fusariumrisiko. Ähnlich einzuschätzen ist KWS Talent.


Beim C-Weizen dominiert Elixer, trotz seiner geringen Standfestigkeit. Er erzielt in den LSV-Versuchen in der intensiven Stufe, bei der sich die Wachstumsreglermenge am Bedarf der Sorte orientiert, konstant hohe Erträge. Insgesamt gehören C-Weizen allerdings zu den Verlierern der DüV. Mit einem N-Bedarfswert von lediglich 210 kg N je ha ist der Spielraum für die N-Düngung gering.


Auf robuste Sorten setzen


In diesem extremen Trockenjahr spielten Septoria, Lager und Fallzahl sicherlich keine Rolle. Doch das kann sich in der kommenden Saison schnell ändern. Achten Sie für stabile Ernteerlöse daher auch auf Eigenschaften wie Krankheitsresistenz, Standfestigkeit und Fallzahlstabilität. In Kahlfrostlagen ist die Winterhärte bei der Sortenwahl zudem ein weiteres wichtiges Kriterium.


Im Süden überraschten in den letzten Jahren vor allem aggressive Gelbrostrassen die Getreidebauern, die sich erst auf diesen vorher kaum beobachteten Getreiderost einstellen mussten. Erfolgte kein punktgenauer Fungizideinsatz, war der Schaden groß. In den Folgejahren kam es dann zum raschen Austausch sehr anfälliger Sorten durch neue resistente Weizensorten. Das begrenzte die Problematik.


In trockenen, warmen Jahren – wie heuer – tritt oft Braunrost auf. In diesem Frühsommer kam es zu einem sehr starken Befall in der Kornfüllungsphase. Wie die Sorten in den LSV in diesem Jahr darauf reagierten, ist in Übersicht 2 dargestellt. Der hohe Befallsdruck sorgte in der extensiven Stufe der LSV für Ertragsverluste von bis zu einem Drittel. Hier die wichtigsten Ergebnisse:


Faustus und LG Initial zeigten einen hohen Befall. Offensichtlich hat sich die Braunrostpopulation verändert, sodass neue Rassen bestimmte Sorten nun stärker beeinträchtigen können. Julius, KWS Talent und Expo hatten – abweichend von der Beschreibung aus den Bonituren der vergangenen Jahre – stark mit Braunrost zu kämpfen. Asory, RGT Sacramento und Beryll erwiesen sich dagegen als gut resistent gegen den Erreger. Auch Sorten mit mittlerem Resistenzniveau verlangsamen die Epidemie meist soweit, dass eine Fungizidbehandlung auf das Fahnenblatt ausreicht.


In feuchteren Jahren spielt dagegen oftmals Blattseptoria die Hauptrolle. Neben dem direkten Ertragsschaden leiden bei Befall die Kornausbildung und das Hektolitergewicht der Erntepartien. Wichtig ist, den Krankheitserreger konsequent einzudämmen und seine Entwicklung zu unterbinden.


Gute Resistenzen gegen Blattseptoria zeigen Spontan, Kamerad und Informer. Beim Anbau dieser Sorten muss man in der Regel erst später mit Fungiziden auf einen Befall reagieren.


Ein weiteres Thema ist in Jahren mit feuchter und wechselhafter Erntewitterung immer wieder Auswuchs und Fallzahlabfall. Beim Handel führt dies zu Abschlägen. Sorten mit einer ausreichenden Keimruhe bewahren vor vorzeitiger Enzymbildung und Schädigung der Stärke im Korn. Mittlerweile weisen alle Weizensorten im Sortiment mindestens eine mittlere Fallzahlstabilität auf. Viele Sorten zeigen sogar eine gute Stabilität, Ponticus eine sehr gute.


Kein DON riskieren...


Auf Maisstoppeln, aber auch auf anderen an der Oberfläche verbleibenden Pflanzenresten, kann sich Fusarium graminearum vermehren und den Weizen zur Blüte befallen. Hohe Werte des Mykotoxins DON schränken dann die Verwertung der Partien in der Ernährung und Tierfütterung stark ein.


Achten Sie im Süden konsequent darauf, die Risikofaktoren beim Anbau zu minimieren. Die Sortenwahl ist dabei ein wichtiger Baustein. Sorten wie Tobak, die hoch anfällig gegenüber Fusarium sind, eignen sich nicht für den Anbau im Süden. Im derzeitigen Empfehlungs-Sortiment ist in puncto Anfälligkeit und DON-Anreicherung eine starke Differenzierung zu beobachten. Die Einstufung finden Sie in der Übersicht 3 auf Seite 83. Zwischen den gut und den mäßig resistenten Sorten liegt in etwa der Faktor 5. Greifen Sie bei hohem Risiko von vornherein zu Sorten, die eine gute Resistenz mitbringen. Das sind z.B. Axioma, Moschus, Spontan, Rumor und Porthus.


...und auch kein Schädlingsbefall


In den fränkischen Anbauregionen traten in den beiden Vorjahren die Orangerote und Gelbe Weizengallmücke zum Teil massiv auf. Diese benötigt zum Schlupf aus der Puppe und zur Eiablage Feuchtigkeit im Stadium des Ährenschiebens.Weil die Larven anschließend an den Kornanlagen fressen, können sie den Weizen empfindlich schädigen. In diesem Jahr schränkte die Trockenheit die Entwicklung der Weizengallmücke sehr stark ein. Um vorzubeugen, empfiehlt es sich, zumindest in bekannten Befallsregionen auf einem Teil der Flächen resistente Sorten anzubauen. Denn diese werden nachweislich bedeutend weniger befallen. In der Sortenliste sind RGT Aktion und LG Initial mit einer Resistenz gegen die Orangerote Weizengallmücke beschrieben.


Eine Frage der Intensität


Entscheidend für die Sortenwahl ist auch die betriebliche Bestandesführung. Wer robuste Sorten wählt, kann Produktionsmittel einsparen, ohne Mindererträge zu riskieren. So reduziert z.B. eine gute Resistenzausstattung insbesondere gegen Blattseptoria den Druck, bereits zu Beginn des Schossens Fungizide einsetzen zu müssen. Auch bereits vorhandener, geringer Septoria-Befall entwickelt sich bei resistenten Sorten langsamer, sodass man ihn oft bis zum Fahnenblattstadium tolerieren kann. Eine gute Fusariumresistenz rundet die Strategie ab.


Auf nährstoffreichen und wüchsigen Standorten ist es zwar wichtig, die Standfestigkeit mithilfe von Wachstumsreglern zu verbessern. Allerdings greifen diese Produkte stark in den Hormonhaushalt der Pflanze ein, was unter ungünstigen Bedingungen zu Minder-erträgen führen kann. Wer von Anfang an auf standfeste Sorten wie Ponticus, Spontan, Kamerad und Boss setzt, kommt meist mit geringeren Wachstumsreglermengen klar. Falls Sie aber die wenig standfeste Sorte Elixer anbauen wollen, kommen Sie um eine hohe Intensität nicht herum.


Weitere wichtige Eigenschaften der Sorten im Süden entnehmen Sie der Übersicht 4








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