Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Agrarantrag 2024 Maisaussaat Erster Schnitt 2024

News

Ertragseinbußen bis zu 50 % erwartet: Ostdeutsche Bauern fordern Dürrehilfe

Für die Ackerbauern in Nord- und Ostdeutschland spitzt sich die Lage auf den Feldern infolge der lang anhaltenden Trockenheit deutlich zu. „In zahlreichen Regionen, insbesondere auf den leichten, sandigen Standorten sind erhebliche Schäden durch die lang anhaltende Trockenheit zu verzeichnen."

Lesezeit: 5 Minuten

Für die Ackerbauern in Nord- und Ostdeutschland spitzt sich die Lage auf den Feldern infolge der lang anhaltenden Trockenheit deutlich zu.


Das Wichtigste zum Thema Ackerbau dienstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

„In zahlreichen Regionen, insbesondere auf den leichten, sandigen Standorten mit Bodenwertzahlen unter 45 Bodenpunkte sind erhebliche Schäden durch die lang anhaltende Trockenheit zu verzeichnen. Die nutzbare Feldkapazität als Maß für die Bodenfeuchte hat in vielen Regionen extrem abgenommen", sagte DBV-Vizepräsident Wolfgang Vogel. Niederschläge hätte es in den letzten Tage regional sehr unterschiedlich gegeben, dann aber zum Teil unwetterartig. "Eine Ertragswirksamkeit daraus ist kaum noch zu erwarten. Hinzu kommen vereinzelt Schäden durch Abschwemmungen aufgrund extremer Starkniederschläge“, so Vogel.


Die diesjährige Witterungslage führt zu einem extrem frühzeitigen Erntebeginn, insbesondere im Norden und Osten der Bundesrepublik. Die Wintergerstenbestände befinden sich auf leichten Standorten bereits in der Notreife. Mindererträge gegenüber dem Vorjahr von 30 - 50 % und vereinzelt bis zum Totalausfall sind besonders bei Wintergerste, Raps, Winterweizen und Sommergetreide die Folge, schreibt der Sächsische Landesbauernverband. Auch die Qualitäten würden durch den hohen Schmachtkornanteil und ein geringes Tausendkorngewicht zu Mindererlösen führen.


Zusätzlich sei mit Verlusten durch eine unzureichende Futterversorgung der Tierbestände in den betroffenen Regionen zu rechnen. Waren die Erträge beim ersten Schnitt noch zufriedenstellend, so fiel der zweite Schnitt auf dem Grünland in den niederschlagsarmen Gebieten komplett aus. Zudem sind die Pflanzen durch die Trockenheit so geschädigt, dass auch für den dritten Schnitt kaum durchschnittliche Erträge zu erwarten sind, erklärt der Verband weiter.


Während sich einige Bundesländer frühzeitig für eine Freigabe der EFA-Bracheflächen zur Futtergewinnung eingesetzt hätten, werde in anderen noch geprüft. Eine mögliche Alternative des Flächentausches und Anbaus mit Zwischenfrüchten ist aus Sicht des SLB jedoch nicht geeignet, um das Problem der Futterknappheit in diesen Regionen zu lösen. Dies werde in einigen Regionen den Abbau von Tierbeständen unumgänglich machen.


Aufgrund der geschilderten Situation forderten die Bauernpräsidenten die Agrarminister auf, sich in der kommenden Agrarministerkonferenz für ein Programm zur nationalen Notstandsbeihilfe der Bundesrepublik Deutschland einzusetzen. Da ein solches Programm der Notifizierung durch Brüssel bedarf, führe jeder weiterer Zeitverzug zu Liquiditätsengpässen in den betroffenen Landwirtschaftsbetrieben. „Bereits mit der Bodenbearbeitung nach der Ernte und der Aussaat des Wintergetreides fallen die Kosten für die Ernte 2019 an. Hier ist schnelle Hilfe die beste Hilfe“, so Vogel.


Dalbert prüft schnelle Hilfe

 

Sachsen-Anhalts Landwirtschaftsministerin Prof. Dr. Claudia Dalbert sagte unterdessen zu, Hilfen zu prüfen. Sie denkt hierbei etwa an die Möglichkeit von Steuerstundungen und anderen Steuererleichterungen. Zudem will sie die Landwirtschaftliche Rentenbank bitten, das Programm zur Liquiditätssicherung für betroffene Betriebe zu öffnen.

 

Stundungen von Pachtzahlungen seien eine weitere Möglichkeit der kurzfristigen Liquiditätssicherung. „Ich habe veranlasst, die Landgesellschaft Sachsen-Anhalt mbH und die BVVG auf die mit der Trockenheit im Zusammenhang stehende angespannte Liquiditätslage der Betriebe hinzuweisen. Ich bitte beide Gesellschaften, Pachtstundungen entsprechend der wirtschaftlichen Lage der landwirtschaftlichen Unternehmen zu prüfen“, erklärte Sie.

 

Zum Wunsch nach der Übernahme von Bürgschaften zur Entlastung der Unternehmen erläutert die Ministerin: „Es existiert bei der landeseigenen Investitionsbank bereits eine Bürgschaftsregelung unter dem Namen ‚Land und Forst‘, die genutzt werden kann.“ Bürgschaften würden für Kredite zur Finanzierung von Investitionen, für Umschuldungen und Anschlussfinanzierungen sowie für Betriebsmitteldarlehen übernommen.

 

Einen wichtigen Hinweis gab die Ministerin den Betrieben noch mit auf den Weg: „Sprechen Sie mit Ihren Banken, wenn Liquiditätsschwierigkeiten erkennbar sind. Die Ämter für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten sind im Falle von Problemen, die bei Fördermaßnahmen entstehen könnten, gute Ansprechpartner.

 

Es ist weiterhin vorgesehen, die Nutzung des Aufwuchses von ökologischen Vorrangflächen, die als Brachflächen angemeldet wurden, für Futterzwecke ab dem 1.7.2018 für alle Regionen des Landes Sachsen-Anhalt freizugeben. Damit soll tierhaltenden Unternehmen geholfen werden.

 

„Allerdings“, so Dalbert weiter, „ist das Ausmaß der Ertragseinbußen zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abzuschätzen und regional sehr unterschiedlich. Eine Schadensabschätzung ist jedoch notwendig, um über weitere Maßnahmen zu entscheiden.“


Zunehmend angespannte Lage auch in Niedersachsen


„Ertragseinbußen von zum Teil erheblichem Ausmaße müssen leider landesweit einkalkuliert werden“, muss auch Landvolkpräsident Albert Schulte to Brinke feststellen. Zwar könnten die Einbrüche derzeit noch nicht differenziert betrachtet werden, sie würden aber voraussichtlich im zweistelligen Prozentbereich liegen.


Nach dem derzeitigen Stand könnte die anstehende Getreideernte eine der niedrigsten der vergangenen 20 Jahre werden. Grund dafür sind neben der derzeitigen Trockenheit auch erhebliche Anpassungen in der Fruchtfolge, die sich aus den vielen Niederschlägen im Herbst und Frühjahr ergeben haben, erklärt der Präsident weiter.


Da viele Felder bis weit ins Frühjahr hinein nicht zu bearbeiten waren, mussten die Landwirte vom ertragreichen Wintergetreide auf Sommergetreide umschwenken. Es liefert geringere Erträge, das Wachstum ist zudem noch mehr von ausreichenden Sommerniederschlägen abhängig.


Niedersachsen ist laut Schulte to Brinke mit dem ganzen Nordosten Deutschlands besonders stark von Trockenheit und Hitze betroffen. Ähnliche Probleme gebe es auch in anderen Regionen des Ostseeraums wie Dänemark, Schweden und Polen bis hin zum Baltikum, wo üblicherweise hohe Exportüberschüsse an Getreide erzeugt werden.


Die Trockenheit wirkt sich mittlerweile in allen Kulturen aus: Zuckerrüben, Kartoffeln und Mais leiden ebenfalls unter dem Wassermangel. Die im Norden Niedersachsens gebräuchliche Beregnung wirkt nur noch wie der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein und kann das Defizit bei weitem nicht mehr ausgleichen. Auch auf den Wiesen, wo ein guter erster Schnitt geerntet wurde, fehlt jetzt bereits der zweite Aufwuchs für die Futtersilos.


„Wir brauchen dringend einen ergiebigen Landregen“, wünschen sich Bauern zurzeit überall im Land. Allerdings keine Unwetter mit Starkregen oder gar Hagel, die allenfalls noch mehr Schaden anrichten würden, sondern einen Regen, der langsam von Pflanzen und Boden aufgenommen werden kann.

top + Das Abo, das sich rechnet: 3 Monate top agrar Digital für 9,90€

Unbegrenzter Zugang zu allen Artikeln, Preis- & Marktdaten uvm.

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.