Für eine Versachlichung der Debatte über die Chancen und Risiken innovativer Pflanzenzuchtmethoden hat die für die „Lebenswissenschaften“ zuständige Abteilungsleiterin Bärbel Brumme-Bothe vom Bundesforschungsministerium geworben.
Brumme-Bothe verwies beim Festakt zum 150-jährigen Jubiläum der Vererbungsregeln von Gregor Mendel am vergangenen Donnerstag (10.11.) in Berlin auf die großen Herausforderungen, die aus dem Wachstum der Weltbevölkerung und veränderten Konsumgewohnheiten für die Landwirtschaft und deren vorgelagerte Segmente resultieren. Nach ihrer Ansicht wird die langfristige Sicherung der globalen Ernährung in einem hohen Maß von kontinuierlichen Innovationen und einer möglichst nachhaltigen Wirtschaftsweise abhängen.
Auch der Direktor des Zentrums für Entwicklungsforschung der Universität Bonn, Prof. Joachim von Braun, gab ein Plädoyer für die Nutzung von Innovationen vor dem Hintergrund knapper Ressourcen ab. Er sieht in der Kombination von modernen Pflanzenzuchtverfahren und der Robotik „enorme Nachhaltigkeitschancen".
Der Vorsitzende vom Kuratorium der Gregor-Mendel-Stiftung, Dr. Peter Harry Carstensen, ging in seiner Laudatio für den Träger des Sonderpreises Gregor Mendel 2016, der an das Team der Wissenschaftsscheune des Max-Planck-Instituts für Pflanzenzüchtungsforschung in Köln ging, auf die Bedeutung der Wissenschaft für Frieden und Entwicklung ein. Er rief dazu auf, dieses Wissen für ein friedliches und nachhaltiges Leben einzusetzen und zu vermehren.
In diesem Zusammenhang stellte die Vorsitzende des Bundesverbandes Deutscher Pflanzenzüchter (BDP), Stephanie Franck, fest, dass Gregor Mendel mit seiner Entdeckung der Vererbungsregeln die Welt verändert habe. Ihr zufolge ist die Landwirtschaft, zu der sie auch die Pflanzenzüchtung zählt, immer noch der wichtigste Wirtschaftssektor und Garant für Wohlstand und Frieden in vielen Ländern. Franck verwies auf den langen Atem und den Weitblick Mendels, den die Züchter heute wie damals bräuchten.
Moderne Instrumente nutzen
Mit Blick auf die künftige Ernährungssicherung sprach sich Brumme-Bothe auch für die Nutzung moderner Instrumente wie der CRISP/CAS-Methode in der Pflanzenzucht aus. Diese lasse sich in der Anwendung nicht von natürlichen biologischen Prozessen unterscheiden, ermögliche aber durch den direkten Eingriff ins Genom der Pflanze deutlich schnellere Zuchterfolge als herkömmliche Verfahren. In dieser Hinsicht sei CRISP/CAS als molekulare Pflanzenzüchtung besonders nachhaltig, betonte die Ministerialdirektorin.
Angesichts der auch aus ihrer Sicht oft unsachlich geführten Diskussion über die Gefährlichkeit solcher Eingriffe in die Pflanzengenetik stellte Brumme-Bothe fest, dass rund drei Jahrzehnte stetiger Forschung belastbare Erkenntnisse zu den tatsächlichen Risiken geliefert hätten. Nach ihrer Auffassung sollten diese Informationen auch in die Gesellschaft getragen werden. Bekomme die Bevölkerung die Chance, sich „gut und sachlich“ zu informieren, werde dies auch zu einer besseren gesellschaftliche Akzeptanz führen, so Brumme-Bothe.