Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Milchpreis Maisaussaat Ackerboden Rapspreis

topplus News

Kali-Düngung von Rinderweide-Gras: Wichtig, aber riskant

Die Kationen-Anionen-Bilanz von Gras schwankt stark – in Abhängigkeit von Standort und Düngung. Das kann die Gesundheit der Milchkuhherde verschlechtern. Auf Grünland-Standorten geht es nicht ohne eine zusätzliche KaliDüngung. Besonders auf Niedermoor ist eine Ergänzung des Entzuges erforderlich...

Lesezeit: 9 Minuten

Die Kationen-Anionen-Bilanz von Gras schwankt stark – in Abhängigkeit von Standort und Düngung. Das kann die Gesundheit der Milchkuhherde verschlechtern.


Das Wichtigste zum Thema Ackerbau dienstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Auf Grünland-Standorten geht es nicht ohne eine zusätzliche KaliDüngung. Besonders auf Niedermoor ist eine Ergänzung des Entzuges erforderlich, um das Ertragspotenzial auszuschöpfen. Häufig werden chloridhaltige Kalidünger verwendet, da Futtergräser unempfindlich gegenüber Chlorid sind. Doch gerade auf Niedermoor beeinflusst das Chlorid die Kationen-Anionen-Bilanz (DCAB) mehr als gedacht. Das kann die Tiergesundheit gefährden.


Das Problem


Die DCAB der Ration muss an das Laktationsstadium angepasst sein. In der Anfütterungsphase sind die Anforderungen anders als während der Laktation (s. Kasten rechts). In Futtermitteln kann die DCAB jedoch stark schwanken. Selbst in einem Betrieb ist der Umfang erheblich, noch größer aber zwischen Regionen und Standorten. So schwankte die DCAB der Grassilage aus dem 1. Schnitt in Iden in Sachsen-Anhalt im Verlauf von vier Jahren zwischen 360 und 520 meq pro kg TM. Das Rapsschrot aus 18 untersuchten Lieferungen hatte in dieser Zeit einen DCAB von -50 bis -250 meq.


Auch Orientierungswerte für Futtermittel sind mit Vorsicht zu übernehmen. Für Maissilagen ist in Tabellen oft eine DCAB von 250 meq/kg TM angegeben. Analysen von Maissilageproben aus ganz Deutschland und Österreich ergaben dagegen eine mittlere DCAB von 150 meq/kg TM. Bei mehr als 300 untersuchten Grassilagen aus dem 1. Schnitt ergaben sich im Durchschnitt 340 meq. Auch das sind fast 100 meq weniger als durchschnittliche Tabellenwerte.


Grünland-Monitoring


Beim Vergleich der DCAB-Werte zwischen Brandenburg und Sachsen fielen besonders die niedrigen DCAB-Werte in Brandenburg von nur 130 meq/kg TM auf. Das ist ein erster Hinweis auf eine mögliche Ursache für DCAB-Schwankungen zwischen Standorten: In Brandenburg befinden sich zwei Drittel des Grünlandes auf Niedermoorstandorten. Um dem weiter nachzugehen, führte die Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau in Iden 2017 in Sachsen-Anhalt ein Monitoring durch. In neun Betrieben mit unterschiedlichen Standorten wurden aus dem geernteten Gras vom Grünland Proben vom 1. und 2. Aufwuchs gezogen. Die Landesanstalt erhob Angaben zum Standort und zur Bewirtschaftung wie der Kalium (K)-Düngung und analysierte die Mengenelemente für die DCAB-Berechnung.



Ergebnisse


Beim Grünland-Monitoring ergaben sich deutlich höhere Chloridgehalte in den Aufwüchsen auf Niedermoor im Vergleich zu denen von mineralischen Standorten. Mit 15 bzw. 17 g/kg TM im 1. bzw. 2. Schnitt lagen sie etwa 10 g/kg TM über denen auf Mineralboden. Die Menge von Kalium, Natrium und Schwefel in den Pflanzen unterschied sich kaum zwischen den Standorten. Durch den Unterschied im Chloridgehalt war die DCAB der Grasaufwüchse auf Niedermoor im Mittel mehr als 200 meq/kg TM niedriger als auf Mineralboden. Auch der Aufwuchs beeinflusste die DCAB: Beim zweiten Schnitt war die Bilanz wesentlich niedriger als beim ersten. In trockenen Jahren sind vor allem bei Folgeschnitten noch geringere Werte möglich.


Woran liegt’s?


Bei der mineralischen Grünlanddüngung werden oft chloridhaltige Kali-Dünger verwendet. Diese beeinflussen den Kalium- und Chloridgehalt im Aufwuchs, da Gräser Chlorid gut aufnehmen können. Auf Niedermoor wurden hohe Chloridgehalte im Boden gefunden. Eine Ursache dafür ist die Chlorid-Zufuhr mit Gülle und K-Dünger. Das führt dort zu einer stärkeren Aufnahme von Chlorid durch die Pflanzen und zu einer niedrigen bis negativen DCAB des Aufwuchses.


Auf mineralischen Standorten beeinflussen wiederum vor allem die K-Gehalte im Gras die DCAB. Die DCAB steigt mit steigenden K-Gehalten. Ein Zusammenhang zwischen den Natrium- und Schwefel-Gehalten und der DCAB zeigte sich im Monitoring kaum.


Bedeutung für die Praxis


Unabhängig vom Standort sollte keine Düngung oberhalb des Entzuges stattfinden. Bei Verwendung von chloridhaltigen Kali-Düngern kommt es sonst zu Luxuskonsum mit Kalium und Chlorid. Mehrerträge bringt das aber nicht. Die hohen Chloridgehalte im Grasaufwuchs führen dort lediglich zum Absinken der DCAB. Eine niedrige DCAB ist außerdem bei einer langjährig vernachlässigten Kali-Düngung zu erwarten.

  • Fazit für die Düngung: Für leistungsfähige Grünlandbestände ist eine entzugsgerechte K-Düngung wichtig. Bei einem Ertragsniveau von 80 bis 100 dt TM/ha werden 160 bis 200 kg K pro ha entzogen, die ergänzt werden müssen. K-Gaben von mehr als 100 kg K pro ha sollten geteilt werden, um überhöhte Kalium- und Chloridgehalte im ersten Aufwuchs zu vermeiden.



    Besonders wichtig ist die K-Düngung auf Niedermoorgrünland, denn dieses hat ein geringes K-Nachlieferungsvermögen. Auf Niedermoor und generell bei einer mineralischen Ergänzungsdüngung mit chloridhaltigen Kalidüngern sind hohe Chloridgehalte in den Grasaufwüchsen zu erwarten.

  • Fazit für die Fütterung: Aus hohen Chloridgehalten im Grasaufwuchs resultiert eine niedrige DCAB. Für die Fütterung ist es wichtig, die DCAB der Grasprodukte am jeweiligen Standort zu kennen. Das gilt auch für alle anderen Futtermittel in der Ration: Um Stoffwechselstörungen vorzubeugen oder Probleme zu identifizieren, muss die DCAB bekannt sein. Wesentlich sicherer als Tabellenwerte sind Analysen aller Grundfutter, die gerade im Einsatz sind. Die Kosten betragen 20 bis 30 € pro Analyse. Das ist nichts im Vergleich zu dem Schaden, den Milchfieber oder andere DCAB-bedingte Störungen verursachen können.
Abhängig vom Zweck der Ration – Vorbereitungs- oder Laktationsfütterung – können die Eigenschaften der Futtermittel kombiniert werden. Rapsschrot und Schlempen beispielsweise senken die DCAB. Produkte wie Getreide, Mais, Pressschnitzel und Biertreber tragen mit ihrer schwach positiven Bilanz nicht zur Erhöhung in der Gesamtration bei. Dafür eignen sich Komponenten mit einer hohen Bilanz wie Melasse, Sojaschrot oder Futterzusätze wie Natriumhydrogencarbonat (Pansenpuffer). Vermeintliche Problemrationen mit niedriger DCAB lassen sich damit gezielt beeinflussen. Harnuntersuchungen sind ein sicheres Mittel, um die Wirkung der DCAB zu kontrollieren.


--------------------------------------


Die Ration in Balance halten


Die Kationen-Anionen-Bilanz (DCAB) gibt den Einfluss der Futterration auf den Säure-Basen-Haushalt der Kuh an. Sie berechnet sich aus der Menge der wichtigsten pH-wirksamen Kationen (Kalium, Natrium) und Anionen (Chlor, Schwefel) (top agrar 10/17, S. R23).


Zur guten fachlichen Praxis gehört es inzwischen, die DCAB in der Vorbereitungsfütterung vor der Kalbung zu berücksichtigen. Um akutem oder subklinischem Milchfieber vorzubeugen, muss die Vorbereiterration einen niedrigen oder moderaten DCAB-Wert haben, je nach gewählter Strategie. Eine hohe DCAB in dieser Phase beeinflusst den Stoffwechsel alkalisch. So ist ein Wert von mehr als 200 meq pro kg TM die Hauptursache für Milchfieber in Milchkuhherden. Diese hohen DCAB-Gehalte entstehen meist durch viel Kalium in der Ration.


Auch bei der Fütterung laktierender Kühe gibt es aktuell eine DCAB-Diskussion. Anders als bei den Trockenstehern können hier niedrige DCAB-Werte in der Ration problematisch sein. Der Zielwert für Laktierende beträgt mind. 150 meq pro kg TM, besser noch 200 bis 350 meq. So die Empfehlung von Stoffwechselphysiologen der Uni Berlin und US-Wissenschaftlern. Eine niedrige oder negative DCAB der Ration wirkt metabolisch säuernd, also acidotisch. Hohe Gehalte an Anionen wie Chlor oder Schwefel in den Futtermitteln führen zu einem niedrigen DCAB. Dies kann durch den Rapsschroteinsatz in den Milchkuhrationen eher einmal der Fall sein (top agrar 10/17, S. R25). Rapsschrot hat hohe S-Gehalte und deshalb eine negative DCAB von -50 bis zu -200 meq. Bei Untersuchungen von 70 Mischrationen für laktierende Kühe erreichten nur 20% den Ziel-Wert von 200 meq/kg TM und mehr. Der Mittelwert lag bei 150 meq. 20% lagen unter 100 meq, einige auch im negativen Bereich.


Liegt die DCAB der Laktierenden-Ration unter 50 meq, können Stoffwechselstörungen, ein Rückgang der Futteraufnahme und der Leistung sowie Pansenfermentationsstörungen die Folge sein. Wichtig ist also vor allem, sehr niedrige Werte auszuschließen!


Im Bereich um 100 meq sind hingegen noch keine dramatischen Einbrüche zu erwarten. Die DCAB der Herde in Iden liegt z.B. seit Jahren unter dem Optimal-Bereich. Trotzdem sollte die DCAB als Grund für Bestandsprobleme nicht ausgeschlossen werden. Zum Beispiel bei Verdacht auf Acidose in der Herde, besonders wenn die Strukturwirksamkeit der Ration ausreichend ist.


--------------------------------------


Ohne Kali-Düngung geht’s nicht


Die Erträge auf dem Grünland gehen ohne eine ausreichende Kaliumversorgung Jahr für Jahr zurück. Das zeigen Ringversuche von 1997 bis heute (Übersicht 2). Der Ertragsrückgang ist allerdings auf Niedermoor-Standorten deutlich stärker als auf mineralischen Standorten. Dort lagen die TM-Erträge nach den ersten fünf Versuchsjahren ohne K- Düngung noch bei 60% im Vergleich zu einer Düngung nach Entzug. Nach 19 Jahren aber nur noch bei 30% im Vergleich zu einer am Entzug orientierten Düngung.


Auf mineralischen Standorten ist der Ertragsverlust ohne Düngung abhängig von Kalium-Nachlieferungsvermögen des Bodens.


Ebenso standortabhägig ist auch die Schwelle, ab der in grasbetonten Beständen Mindererträge auftreten. Bei drei bis vier Grasschnitten auf Niedermoor entstehen ohne K-Düngung Mindererträge, wenn die K-Gehalte in den Aufwüchsen unter 10 bis 11 g/kg TS liegen. Auf mineralischen Standorten passiert dies schon ab 14 bis 16 g/kg TS. Bei K-Gehalten oberhalb 30 g/kg TS sind die Pflanzen mit Kalium überversorgt.


Ringversuchen zur K-Düngung mit 60er Kali zeigen den starken Einfluss der Düngung auf die Gehalte in der Pflanze. Dort lagen die K-Gehalte im 1. Aufwuchs ohne zusätzliche K-Düngung bei 12 bis 15 g pro kg TS. Mit einer K-Entzugsdüngung lagen sie bei 26 g K/kg TS und mit K-Düngezuschlägen bei mehr als 28 g/kg TS. Sehr deutlich stieg auch der Chlorid-Gehalt von 2,0 bis 8,9 g Cl/kg TS in der 0-K-Variante auf 17,8 bis 18,0 g Cl/kg TS bei einer Düngung oberhalb des Entzuges.


Chloriddüngung inklusive


Gülle oder die Dünger 40er Kornkali und 60er Kali enthalten Kalium in Form von Kaliumchlorid. Dadurch erfolgt also zugleich eine Chloriddüngung.


Bodenproben in den Monitoringbetrieben zeigten: Auf Niedermoor sind die Chloridgehalte im Boden besonders hoch. Dort ist eine K-Düngung zwingend erforderlich, um das standorttypische Ertragspotenzial auszuschöpfen. Im Hauptwurzelraum der Gräser und in tieferen Schichten lagen die Werte bei 40 bis 60 mg Cl pro kg lufttrockenem Boden. Das waren drei- bis sechsfach höhere Chloridgehalte als auf den mineralischen Standorten, auf denen eine deutlich niedrigere Kali-Düngung mit Gülle ohne mineralische Ergänzungsdüngung durchgeführt wurde.


Gräser können offensichtlich nicht nur Kalium, sondern auch Clorid gut aufnehmen. Das erklärt die hohen Chloridgehalte in Grasaufwüchsen auf den Niedermoorstandorten.


Die Redaktion empfiehlt

top + Zum Start in die Maisaussaat keine wichtigen Infos verpassen

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.