Unrealistisch ist nach Einschätzung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen das im Klimaschutzplan der Bundesregierung vorgegebene Treibhausgasminderungsziel für die Landwirtschaft. Die Vorgabe für die Branche, bis 2030 ihre Treibhausgasemissionen um nahezu ein Fünftel zu reduzieren, sei mit gesicherten Klimaschutzmaßnahmen voraussichtlich nicht zu erreichen, teilte die Kammer mit.
Der Klimaschutzplan sehe vor, dass die hiesige Landwirtschaft ihre Emissionen von rund 72 Mio t Kohlenstoffdioxidäquivalente im Jahr 2014 auf 60 Mio t im Jahr 2030 senken solle. Mit einer Reduzierung der Ammoniakemissionen, einer Verringerung der Stickstoffüberschüsse, der Stärkung der Wirtschaftsdüngervergärung und der Verbrauchsminderung bei fossilen Kraftstoffen ließen sich 2030 jedoch maximal 7 Mio t Kohlenstoffdioxidäquivalente einsparen, rechnete die Landwirtschaftskammer vor.
Die verbleibenden 5 Mio t seien nach derzeitigem Kenntnisstand wohl nur durch eine Senkung der Produktionsmengen, etwa durch Ausweitung der Ökolandbaufläche oder Tierbestandsabstockungen, einzusparen.
Zwar würden durch diese Maßnahmen die deutschen Treibhausgasemissionen gesenkt, räumt die Kammer ein. Bei einer Verlagerung der Produktion werde damit aber kein Beitrag zum Klimaschutz geleistet. Die Kammer befürchtet, dass der Landwirtschaft mit dem Klimaschutzplan trotz ihrer Klimaschutzleistungen „der schwarze Peter“ untergeschoben werden könnte. Die Branche habe daher ein berechtigtes Interesse, von der Politik eine Korrektur des Einsparziels einzufordern. Anderenfalls müsse diese Lösungsmöglichkeiten aufzeigen, „mit welchen konkreten Maßnahmen der nationale Treibhausgasausstoß nicht nur schöngerechnet, sondern ein echter Beitrag zur globalen Treibhausgasminderung geleistet wird“.
Beraten und fördern
Die Teilnehmer des 15. Kulturlandschaftstages der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) am Dienstag in Freising kamen zu dem Ergebnis, dass die Landwirtschaft kostengünstig zum Klimaschutz beitragen kann.
Wie die LfL die Tagungsergebnisse zusammenfasste, hat die bayerische Landwirtschaft seit dem Jahr 1990 bereits ein Fünftel ihrer damaligen Treibhausgasemissionen eingespart. Die Erfolge beruhten vor allem auf leistungsstarken Nutztieren und einer effizienteren Düngung. Weitere Potentiale etwa durch eine effiziente Milchkühlung oder moderne Beleuchtungssysteme schlummerten häufig im Verborgenen und könnten durch eine gezielte Klimaschutzberatung mobilisiert werden. Praxiserfahrungen zeigten, dass Höfe mit einer solchen Beratung weitere 10 % ihrer Treibhausgasemissionen einsparen könnten, ohne die Produktion einzuschränken.
Zudem könnten die Landwirte mit vielen dieser Maßnahmen sogar Geld sparen, berichtete die LfL. Der Klimawandel fordere ein neues Bewusstsein und neue Wege in der Landwirtschaft, die eine intensive Beratung und entsprechende Förderung in großem Maßstab benötigten.