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Mais: Wo hat der Anbau seine Grenzen?

Als Blattfrucht nimmt der Mais bei vielen Landwirten eine tragende Rolle in der Fruchtfolge ein. Mancherorts wird die Anbauintensität aber auch auf die Spitze getrieben. Prof. Dr. Thomas Miedaner von der Universität Hohenheim in Stuttgart zeigt, dass eine nachhaltige Produktion auch beim Mais immer wichtiger wird.

Lesezeit: 9 Minuten

Als Blattfrucht nimmt der Mais bei vielen Landwirten eine tragende Rolle in der Fruchtfolge ein. Mancherorts wird die Anbauintensität aber auch auf die Spitze getrieben. Prof. Dr. Thomas Miedaner, Landessaatzuchtanstalt der Universität Hohenheim in Stuttgart, zeigt, dass eine nachhaltige Produktion auch beim Mais immer wichtiger wird.

 

Mais ist in den vergangenen Jahren für viele Betriebe zu einer tragenden Säule der gesamten Produktion geworden. Er ist als Körner-, Silo- und Energiemais vielseitig verwendbar und hochproduktiv, wie der ungebrochene Ertragsfortschritt bei Körnermais in der Praxis zeigt (Grafik). Mit 1,14 dt pro ha und Jahr liegt er mehr als doppelt so hoch wie bei Weizen. Aufgrund der Verwendung als Biogassubstrat stieg die Maisanbaufläche seit 2002 von 1,5 auf 2,5 Mio. ha. Und so wurde Mais zur zweitwichtigsten Fruchtart in Deutschland.


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Ertragszuwachs von Körnermais in der Praxis (1990 bis 2017)

 

Allerdings hat man in Regionen wie Südbaden, dem Münsterland oder in Teilen Bayerns inzwischen den Eindruck, dass dort nur noch Mais wächst. Hier findet sich in einigen Landkreisen tatsächlich ein Maisanteil von mehr als 50 %. Und das oft in jahrelanger Monokultur. Da stellt sich schon die Frage: Wie viel Mais geht eigentlich noch?

 

Krankheitsdruck nimmt zu

 

Mais ist eine Kulturart, die zu den Gewinnern des Klimawandels zählt: Zunehmende Wärme kommt ihm als C4-Pflanze entgegen und erhöht seine Produktivität weiter – solange genügend Wasser zur Verfügung steht. Mais ist zwar sehr wassereffizient, aber vor allem auf leichteren Böden ist Trockenstress auch bei uns in einzelnen Jahren ein Thema, so etwa 2010 im Nordwesten oder 2013 in ganz Deutschland.

 

Schwerwiegender sind die Auswirkungen von Krankheiten. Noch vor zwanzig Jahren gab es da nicht viel zu berichten, Stängelfäule hatten die Züchter ganz gut im Griff, Maisbeulenbrand tritt nur fallweise auf und der Maiszünsler war auf die wärmsten Anbaugebiete beschränkt. Das hat sich heute gründlich geändert.


Mais zählt zwar immer noch zu den Kulturen mit den wenigsten Pflanzenschutzanwendungen, aber der Maiszünsler hat sich bis Mecklenburg-Vorpommern ausgebreitet, der Maiswurzelbohrer ist in Teilen Badens und Bayerns inzwischen fest etabliert, und die Turcicum-Blattdürre ist vielerorts zur wichtigsten Blattkrankheit geworden. Verfolgt man die Untersuchungen der Phytopathologie- Lehrstühle in Göttingen und Kiel, dann finden sich auf deutschen Maisbeständen noch mindestens sechs weitere Blattkrankheiten (Übersicht).

 

Am häufigsten treten die Turcicum-Blattdürre bundesweit auf und im Norden vor allem die Augenfleckenkrankheit, teilweise auch die Carbonum-Blattdürre. Dabei haben die Erreger der anderen beiden Krankheiten geringere Temperaturansprüche als der Erreger der Turcicum-Blattdürre. Hinzu kommt vor allem im Süden der ebenfalls wärmebedürftige Maisrost. Diese Krankheiten sind also bei uns etabliert, von den anderen Krankheiten gibt es bisher nur vereinzelte Funde. Und dann kommen in feuchten Jahren zur Blüte noch die Kolbenfusariosen hinzu, die von mehreren Fusarium-Arten verursacht werden. So entstanden im Jahr 2014 außergewöhnlich hohe Mykotoxinwerte im Mais.


Auf deutschen Äckern gefundene Blattkrankheiten bei Mais

 

Bodenbearbeitung würde helfen

 

Die Bekämpfung dieser pilzlichen Krankheiten mit Fungiziden ist umstritten und die Mehrerträge, die nach Einsatz der Mittel entstehen, überzeugen vielfach nicht. Es wäre auch nicht nötig, wenn wir wieder zu einer geregelten Bodenbearbeitung zurückkehren würden.

 

Alle genannten Pilze überdauern im Boden, und je weniger Blatt- und Stängelreste im Frühjahr auf der Bodenoberfläche liegen, umso geringer ist der Anfangsbefall. Das saubere Einarbeiten der Maisrückstände und eine rasche Strohrotte sind deshalb Schlüsselfunktionen für gesunde Bestände. Eine reduzierte Bodenbearbeitung dagegen erlaubt es den Pilzen, die Wintermonate in größerer Populationsdichte zu überdauern und die Folgekultur Mais verstärkt zu infizieren.

 

Dies gilt übrigens nicht nur für die eigenen Schläge, denn für Setosphaeria turcica und Kabatiella zeae spielt der Sporenflug aus benachbarten Regionen eine große Rolle.

 

Besonders wichtig wäre nach Körnermaisanbau eine Bodenbearbeitung, da hier die meisten Ernterückstände anfallen. Aber auch die Maisstoppeln von Silomais dienen der Überdauerung. Dies ist besonders gut bei den Fusarium-Arten untersucht. Hier produziert der Pilz Fusarium graminearum im Frühjahr auf den abgestorbenen Maisstoppeln eine Unmenge von kleinen, schwarzen Fruchtkörpern, die schon mit bloßem Auge sichtbar sind. Sie schleudern bei Befeuchtung aktiv eine riesige Anzahl von sexuell gebildeten Askosporen aus, die deshalb genetisch sehr vielfältig sind und sich durch Regenspritzer verbreiten. Mit dem Wind können sie in höhere Luftschichten geraten und sich über ganze Regionen verteilen.

 

Da der Askosporenflug nach neuesten Untersuchungen von März bis September verläuft, trifft es jede nachfolgende Kultur, gleich ob Mais oder Weizen. Pflanzenbauliche Experimente zeigen deutlich, dass eine möglichst starke Zerkleinerung der Maisstoppel das Krankheitsrisiko vor allem für den nachfolgenden Weizen stark absenkt. Dies ist besonders wichtig, wenn aus Gründen des Erosionsschutzes keine tief greifende Bodenbearbeitung im Herbst erfolgen soll.

 

Bleiben noch die Sortenresistenzen

 

Da heute Mulchsaat oder Minimalbodenbearbeitung nach Mais dominieren, bleibt nur noch die Sortenresistenz, um den Pilzkrankheiten etwas entgegenzusetzen. Dabei gibt es für die Turcicum-Blattdürre und die Kolbenfusariosen deutliche Sortenunterschiede, die auf intensive Selektionsarbeit der Züchter zurückgehen. Dies drückt sich in der Österreichischen Beschreibenden Sortenliste in einem Notenspektrum von 3 bis 7 für beide Krankheiten aus.


Die Beschreibende Sortenliste des Bundessortenamtes erfasst sie leider nicht. Dabei ist aber zu bedenken, dass bei einem Zusammentreffen aller Risikofaktoren (Vorfrucht Mais, reduzierte Bodenbearbeitung, feuchte Witterung) die Sorte als alleinige Versicherung oft nicht ausreicht. Eine Rückkehr zu intensiverer Bodenbearbeitung und einer alternativen Fruchtfolge wäre bei häufigem Krankheitsbefall dringend anzuraten (siehe Kasten). Dies gilt umso mehr bei Problemen mit den noch nicht so stark verbreiteten Krankheiten. Hier ist es noch zu früh, zuverlässig Sortenunterschiede auszumachen. Denn es muss erst einmal ein ausreichender Befallsdruck in Maisgebieten vorhanden sein, bevor sich für die Züchter die erhebliche Investition in Resistenzzüchtung lohnt.

 

Wie könnte die Zukunft aussehen?

 

Die erhebliche Steigerung der Anbaufläche wird sich so nicht fortsetzen. Seit 2011 ist die Fläche auch kaum noch gewachsen. Ein Grund ist das neue EEG, das für Biogas-Neuanlagen nur noch maximal 60 % Mais als Substrat zulässt – ein Anteil, der sich in Zukunft noch weiter verringern wird. Noch sind die Anbauflächen stabil bei rund 2,5 Mio. ha, aber das muss nicht so bleiben. Und es wird klimabedingt vermehrt „Problemjahre“ geben, teilweise wegen Trockenheit, teilweise wegen kühler Frühjahrswitterung. Und dazu kommt noch das schlechte Image, das den Mais in der Öffentlichkeit und bei den grünen Meinungsträgern unbeliebt macht.

 

Allerdings gibt es neue Konzepte, die dem Mais seine ihm nachgesagten Nachteile nehmen und in die Zukunft weisen. Eines davon ist die sogenannte Koppelnutzung. Bisher wird nur entweder das Korn oder die Restpflanze zum jeweils optimalen Zeitpunkt genutzt. Es gibt jedoch schon heute Maissorten, die zur Körnerreife noch eine recht grüne Restpflanze haben. Diesen „stay green“-Charakter könnte man züchterisch noch weiter ausbauen und neben der Körnernutzung die grüne Restpflanze zur Fütterung verwenden. Mais„stroh“, das dann ja gar keines mehr im Wortsinne ist, hat eine ähnliche Nährstoffzusammensetzung wie Heu und kann problemlos als Raufutter verwendet werden.


Ein guter Maisbestand bildet neben den 90 bis 100 dt/ha Körnern noch 85 bis 90 dt/ha Restpflanze. Damit könnten die Landwirte ohne weitere Flächenausdehnung die gesamte Maispflanze deutlich besser ausnutzen.


Inzwischen gibt es auch schon technische Lösungen für die getrennte Ernte von Kolben und Restpflanze. Und wenn dann noch die Gülle in die Biogasanlage wandert, ist die stoffliche Nutzung des Maises tatsächlich ausgereizt. In der Züchtung kann das Ziel relativ rasch verwirklicht werden, da es Stay green-Typen ja schon gibt und sie nur noch weiter optimiert werden müssen.

 

Die Umweltbilanz des Maises könnte durch Mischanbau verbessert werden. Dabei wird das Konzept der Untersaat, das es schon lange gibt und mehr Bodenleben und Biodiversität in den Maisacker bringt, auf die Spitze getrieben. Man geht vom Reinanbau des Maises auf den Mischanbau über.


Denkbar sind hier verschiedene Partner. Am besten erforscht ist bisher der Mischanbau mit Stangenbohnen. Die Bohnen bringen mehr Eiweiß ins Futter und Stickstoff in den Boden, wenn dieser knapp ist. Ist bereits ausreichend Stickstoff vorhanden, dann verwerten ihn die Bohnen und produzieren ein Futter mit 16 bis 18 % Eiweiß. Gleichzeitig locken ihre Blüten Insekten an und lassen den Mais bunter aussehen.


Der Mais-Bohnen-Mischanbau wäre besonders interessant, wenn man die Kolben getrennt nutzt. Denn dann wertet der hohe Eiweißgehalt der Bohnen den geringen Eiweißgehalt der Mais-Restpflanze von 4 bis 5 % auf. Aber noch gibt es Forschungsbedarf.


Die Eignung des Gemisches für die Verwendung als Biogassubstrat sowie zur Rinderfütterung wird derzeit untersucht. Und die geeigneten Sorten müssen noch gefunden werden: Die Bohne sollte kühletolerant, spätreif und massenwüchsig sein, der Mais sehr standfest und resistent gegen Stängelfäule und andere Krankheiten, weil die emporrankenden Bohnen eine erhöhte Feuchtigkeit in den Bestand bringen. Aber sie bringen eben auch Biodiversität bei Insekten, Vögeln und dem Bodenleben und könnten somit den Maisanbau wesentlich umweltfreundlicher gestalten. Und dann fragt man sich vielleicht: „Wollen wir in Zukunft nicht noch mehr von diesem Mais?“


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Nutzungskonflikte und ( scheinbare) Widersprüche

 

In Wasserschutzgebieten und am Hang sollte nach Mais keine Bodenbearbeitung erfolgen, sondern die Fläche bis ins Frühjahr so liegen bleiben wie auf dem Bild, um die Einwaschung von Stickstoff in das Grundwasser zu minimieren und die Erosion zu begrenzen.


Wenn dann nach Körnermais keine Zeit für eine flache Bodenbearbeitung und die Einsaat einer Gründüngung bleibt, kommt es ganz offensichtlich zu Nutzungskonflikten: Gute landwirtschaftliche Praxis gegen phytosanitäre Bestrebungen. Wenn das pilzliche Infektionspotenzial im Boden nicht ständig weiter angereichert werden soll, bleibt dann nur, keinen Mais als Nachfrucht anzubauen und wenigstens eine zweijährige Fruchtfolge einzuhalten, wie sie in Gebieten mit Maiswurzelborer-Befall sowieso nötig ist.


Ähnliche Nutzungskonflikte ergeben sich beim Winterweizenanbau nach Mais. Diese lassen sich etwas leichter lösen, wenn die Maisrückstände vorher zerkleinert und intensiv in den Boden eingearbeitet werden. Und das umso flacher, je schwerer der Boden ist. Das erleichtert die Weizenaussaat und verringert den Krankheitsdruck. Denn: Kurzes Stroh und zerschlagene Stoppeln verrotten schneller, Mulchen verkürzt zusätzlich die Verrottungsdauer. Spezial-Mulcher sind dafür heute verfügbar. Ziel muss es sein, dass die Maisrückstände bis zur Weizenblüte weitgehend verschwunden sind.

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