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Dürre2018: Massive Trockenheit auch in Schleswig-Holstein – Ernte- und Preisbericht

Die Trockenheit ist seit Wochen das bestimmende Thema in der Landwirtschaft im Norden, auch Dänemark und Schweden sind betroffen, berichtete der Präsident der schleswig-holsteinischen Landwirtschaftskammer, Claus Heller, vergangene Woche in Kiel. „Die Trockenheit macht den Landwirten massiv zu schaffen!"

Lesezeit: 8 Minuten

Die Trockenheit ist seit Wochen das bestimmende Thema in der Landwirtschaft im Norden, auch Dänemark und Schweden sind betroffen, berichtete der Präsident der schleswig-holsteinischen Landwirtschaftskammer, Claus Heller, vergangene Woche in Kiel.

 

„Die Trockenheit macht den Landwirten in Schleswig-Holstein massiv zu schaffen.“ Regional gebe es große Unterschiede, je nachdem wie viel Niederschlag gefallen ist und welche Böden vorherrschten. Aber seit Ende April hat es landesweit viel zu wenig geregnet. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes sind von Mai bis zum 25. Juli gerade mal 60 mm gefallen, im Schnitt wohlgemerkt. Im nassen Vorjahr waren es 284 mm Niederschlag in dieser Zeit.

 

Heller machte klar, dass alle Betriebe von Ertragsausfällen betroffen sind: „Es handelt sich um die Getreide- und Rapsernte, die Futterernte (Gras, Heu, Silomais) sowie auch Kartoffeln und Zuckerrüben, die normalerweise erst Ende September/ Oktober geerntet werden. Dadurch mitbetroffen sind auch die viehhaltenden Betriebe, denn Futter ist knapp und die Preise steigen.

 

Die Gerstenernte ist abgeschlossen, die Rapsernte steht kurz vor dem Abschluss und die Weizenernte läuft noch auf vollen Touren. Damit verbunden ist auch die Strohbergung. Bei Winterweizen und Wintergerste werden Ertragsverluste von 30 Prozent und mehr verzeichnet. Die Trockenheit ist maßgeblich für die niedrigeren Erträge durch eine zu kurze, schnelle Abreife verantwortlich. Regional auf besseren Ackerbaustandorten ist aber auch von Weizenpartien mit 80 bis 90 dt/ha mit guten Qualitäten die Rede. Die Preise liegen aktuell für Weizen bei 185 €/t und für Futtergerste werden knappheitsbedingt 175 €/t gezahlt. Je nach Knappheit werden 180 Euro/t (in Großballen) für Stroh frei Hof gezahlt. (Winterroggen 175 €/t und Qualitätshafer 167 €/t).

 

Laut Angaben des Statistikamts Nord wird mit einer 1,9 Mio. t Getreideernte gerechnet, das wären 23 Prozent weniger als im Vorjahr.

 

Aktueller Stand Öl- und Eiweißpflanzen

 

Bereits im dritten Jahr in Folge werden die Erträge von Winterraps für viele Betriebe unterdurchschnittlich sein. Erträge von 40 dt/ha sind eine Seltenheit, oft liegen die Ergebnisse bei unter 30 dt/ha. In der zurückliegenden Vegetationsperiode war der Raps von Anfang an extremer Witterung ausgesetzt. Die Nässe im Herbst bis ins Frühjahr ist ein Hauptgrund für die schlechte Pflanzenentwicklung. Fraßschäden durch die Kleine Kohlfliege sowie Blütenverluste durch späte Frostereignisse sind weitere Gründe für das schlechte Abschneiden.

 

Aufgrund des diesjährigen Ernteergebnisses und der unterdurchschnittlichen Erträge der vergangenen Jahre, werden viele Landwirte überlegen, ob sich Rapsanbau auf ihrem Betrieb überhaupt noch rechnet. Es wird von Ertragsverlusten von 30 Prozent und mehr berichtet, darunter sind aber auch einige gute Ergebnisse. Raps kostet derzeit 360 €/t. Die Erntemenge wird vom Statistikamt Nord auf 238.000 t auf 31 Prozent unter Vorjahresniveau prognostiziert.

 

Ackerbohnen stehen in diesem Jahr auf rund 11.200 ha. Doch auch hier werden stellenweise schlechte Erträge erwartet, da die Bohnen in der entscheidenden Phase der Blüten- und Hülsenbildung Wasser benötigen, was fehlte. Standorte, die Mitte Juni noch nennenswerte Regenmengen bekommen haben, können in dieser Kultur einen guten Ertrag erwarten. Auch hier wird die Ernte früher starten, schätzungsweise Mitte August.

 

Mais leidet unter Trockenstress

 

Im Moment zeigen die Maisbestände teils noch grüne Blattmasse, allerdings mit grüner stumpfer Blattfarbe und eingerollten Blättern. Der Trockenstress während der Blüte hat weitreichende Folgen, da die Befruchtung gestört wird und mitunter keine Kolben angesetzt werden können.

 

Maisbestände, die schon früh an Trockenstress gelitten haben, zeigen deutliche Reduktionen der unteren Blattetagen, die Blätter verbräunen zusehends. Im Extremfall wird früher geerntet, da keine Ertragszuwächse mehr zu erwarten sind. Die Flächen können dann eventuell noch für weitere Futterpflanzen als Zweitfrucht genutzt werden, vorausgesetzt es fällt Regen.

 

Auf ganz leichten Standorten hat die Maisernte begonnen. Zu beachten ist jedoch, dass Mais nicht voreilig zu früh geerntet wird, um eine qualitativ gute Silage zu erzeugen. Erfahrungen aus Nordrhein-Westfalen zeigen, dass kolbenloser Mais mit 24 % bis 26 % Gesamttrockenmassegehalt siliert werden sollte.

 

Silagen aus Beständen ohne Kolben haben hohe Zuckergehalte und kaum Stärke – für die Milchviehhaltung/Rinderhaltung muss entsprechend in der Futterration Körnermais zugekauft werden, um diese Defizite auszugleichen. Die Tonne Körnermais kostet rund 210 €/t aktuell. Bestandsabstockungen im Rinderbereich sowie auch absinkende Milchleistungen werden erwartet.

 

Auch Biogasbetreiber suchen nach Silomaisalternativen. In Schleswig-Holstein beträgt die Anbaufläche zwar 178.000 ha Silomais, doch voraussichtlich wird es hohe Ertragseinbußen geben.

 

Grasernte – retten, was zu retten ist

 

Noch gibt es regional einige grüne Grasbestände. Sobald der Aufwuchs sichtbar weniger wird, also wegtrocknet, sollten diese sofort geerntet werden. Dabei ist auch über eine Silierung in Rundballen nachzudenken. Auf bereits stark vertrockneten Grünlandflächen, wo meist nur noch einige Grashalme mit Ähren stehen, ist ein Reinigungsschnitt kurz vor angekündigtem Niederschlag oder direkt danach anzuraten, um das Nachwachsen zu fördern. Inwieweit die Grünlandnarben dauerhaft geschädigt sind, kann zurzeit noch nicht abschließend beurteilt werden.

 

Die Zeit, um Maßnahmen zu ergreifen, die Futterlücken zu schließen, wird jedoch enorm knapp. Auch deren Erfolg hängt davon, ab ob es regnen wird.  Derzeitiger Stand ist, dass in vielen Betrieben der dritte und vierte Grasschnitt nahezu ausgefallen sind. Es fehlt also das Futter für den Winter.

 

Kartoffeln sind stark betroffen

 

Nur etwa 40 % der Kartoffelfläche stehen unter Beregnung, dementsprechend stark sind regional Speisekartoffeln sowie auch Pflanzkartoffeln von der immer noch anhaltenden Trockenheit betroffen. Durch die Hitze lagern die Speisekartoffelbestände zurzeit zu viel Stärke ein. Mit einer früher einsetzenden Ernte ist auch hier zu rechnen. Es werden weniger und kleinere, teils mehligere Speisekartoffeln erwartet sowie Ertragsverluste im Bereich von 30 Prozent.

 

Bereits seit Mitte Juli werden Frühkartoffeln geerntet. Diese wurden überwiegend beregnet. Die Qualitäten und Erträge sind daher hier passabel. Die Pflanzkartoffeln haben mitunter witterungsbedingt zu wenig Knollen angesetzt. Im Frühjahr kamen sie zwar rechtzeitig in die Erde und liefen schnell auf, aber seit Ende April fehlte das Wasser.

 

Die Prognose: Es könnte rund 30 % weniger Ertrag geben.

 

Futtermittelmarkt wird enger

 

Die Kurse für Getreide ziehen weiter an. Auch Biogasbetreiber suchen Substrat. Es wird Getreide (Roggen) ab Feld gesucht und mitunter werden 2 €/dt mehr als der Handel geboten. Zum Teil erfolgt dies durch die Übernahme der Erntekosten. Je nach Wetter und Standort werden sehr unterschiedliche Erträge gemeldet. Insgesamt fehlt jedoch ein Drittel der sonst üblichen Erntemengen.

 

Über den Strohverkauf wird im Ackerbau einiges wettgemacht. Einige Betriebe haben bereits Stroh auf Vorrat eingelagert. Auch die Stroherträge sind in diesem Jahr rund 40 Prozent geringer als in normalen Jahren. Meist werden gute Getreidequalitäten im Gegensatz zu den Erträgen geerntet, die sich auch exportieren lassen. Damit konkurriert der Export mit den Futtermischern, die prompte Ware benötigen. Der Handel gibt derzeit kaum Preise für Futtermittelkontrakte heraus. Die Mischfutterhersteller müssen ihre Mengen und Preise ständig neu kalkulieren.

 

Ökonomische Auswirkungen

 

  • Die Landwirtschaftskammer rechnet damit, dass die Ackerbaubetriebe zur Ernte 2018 je nach regionaler Betroffenheit einen erheblichen Liquiditätsbedarf haben werden. Auch für die Futterbau- und Veredelungsbetriebe wird es Auswirkungen geben. Stroh- und Grundfutter sind knapp und der Zukauf wird teuer, Viehbestände wurden bereits angepasst. Auch die Silomaisernte wird niedriger ausfallen.



    Die Landwirtschaftskammer befürchtet, dass einige Betriebe durchaus in finanzielle Schieflage geraten werden. Wenn man davon ausgeht, dass die durchschnittlich wirtschaftenden Ackerbaubetriebe in den vergangenen drei Wirtschaftsjahren von der Liquidität her, also Zahlungsfähigkeit, gerade zurechtgekommen sind, bedeutet das Jahr 2018 eine massive finanzielle Belastung für die Betriebe.



  • Auch für die schweinehaltenden Betriebesteigen jetzt die Futterkosten, die Preise für Schlachtschweine haben allerdings erneut nachgegeben. Abzuwarten bleibt, wie sich das Futtergetreideangebot in den nächsten Wochen weltweit darstellen wird. Sollte die Ernte mit Blick Richtung Osten – Russland – gut ausfallen, könnten die Futtergetreidepreise wieder sinken. Im Schweinebereich hat in den vergangenen Jahren ein starker Strukturwandel stattgefunden, dieser könnte sich durch die aktuelle Situation weiter beschleunigen.



  • Die aktuelle Situation trifft die Milchviehbetriebe/Futterbaubetriebe in einer Zeit, wo sie sich nach den beiden Krisenjahren 2015 und 2016 gerade wieder etwas erholt haben. Die Milchpreise haben sich stabilisiert. Die Sorge um das Futter sorgt dafür, dass Milchviehbestände sinken, voraussichtlich weniger Milch produziert wird und der Futterzukauf erneut Löcher in die ohnehin dünne Finanzdecke reißen dürfte. Die vorgezogenen Selektionen der Bestände haben zudem für ein erhöhtes Angebot an Schlachtkühen (plus 10 %) und rückläufige Schlachtpreise für Kühe gesorgt. Möglicherweise sind die Auswirkungen von Abstockungen weiblicher Nachzucht bis in die Folgejahre spürbar. Weltweit dürfte aber ausreichend Milch verfügbar sein, sodass mit nennenswerten Milchpreissteigerungen hier nicht zu rechnen ist.



  • Auswirkungen wird es auch für den Vor- und nachgelagerten Bereich geben. Liquiditätsengpässe in der Landwirtschaft bedeuten keine Investitionen und eine höhere Fremdkapitalbelastung. Dies wird auch diesen Bereich wie Handel, Maschinenhändler etc. belasten. Lohnunternehmer leiden unter einer geringeren Maschinenauslastung und den Kostendruck durch die finanziell angespannte Lage in der Landwirtschaft.

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