Weite Fruchtfolgen werden in Zukunft kommen. Auf der DLG Wintertagung im nordrhein-westfälischen Münster diskutierten mehrere Experten zu diesem Thema. Wie das in der Praxis aussieht, erläuterte Landwirtin Doreen Riske.
Alle Vortragenden waren sich einig: Weite Fruchtfolgen werden kommen. Gründe sind vor allem schon aktuelle Probleme in den Beständen durch Krankheiten und Schädlinge, die zunehmend resistenter gegen bestimmte Wirkstoffe sind. „Gerade langfristig verursachte Probleme durch Verungrasung oder Fruchtfolgekrankheiten (Kohlhernie) können Sie nicht kurzfristig behandeln“, erläutert Dr. Stephan Deike von der Landberatung GmbH in Wefensleben (Sachsen-Anhalt) auf der DLG-Wintertagung.
Das führt zu höheren Ertragsschwankungen und drückt im Mittel auf die Erträge. „Früher haben die Landwirte betriebswirtschaftlich die bessere Strategie gefahren mit Winterweizen, Winterweizen, Winterraps. Heute führen eher weit gestellte Fruchtfolgen zu höheren Gewinnen“, ist sich Prof. Dr. Enno Bahrs vom Institut für Betriebswirtschaftslehre der Universität in Hohenheim, sicher. Deike fordert die Landwirte auf: „Beurteilen Sie nicht nur die Wirtschaftlichkeit einer einzelnen Fruchtart. Betrachten Sie mindestens die Vor- und die Nachfrucht, am besten natürlich die gesamte Fruchtfolge.“
Für jeden Standort die richtige Fruchtfolge
Bahrs Tipp an die Landwirte: „Haben Sie den Mut und nehmen Sie sich die Zeit, um neue Kulturen, die auf ihren Standort passen, auszuprobieren. Dabei sollte man genau überlegen, welche Bedingungen dort herrschen. Was bewirken weite Fruchtfolgen auf meinem Standort? Welche Nachteile haben enge Fruchtfolgen gerade auf meinem Standort?“ Dabei gilt laut Dr. Deike von der Landbauberatung: „Je schwächer der Standort, desto wichtiger sind Vorfrucht und Aussaattermin.“ Als Beispiel nannte Weizen, der auf Zuckerrüben folgt: Der späte Aussaattermin teils im November könne auf schlechteren Standorten die gute Vorfruchtwirkung wieder aufheben. Auf Gunststandorten ist das nicht der Fall.
Wie sehen weite Fruchtfolgen in der Praxis aus?
Doreen Riske, Ackerbäuerin aus Groß Kiesow bei Greifswald (Mecklenburg Vorpommern) fährt die Strategie der erweiterten Fruchtfolge bereits länger. „Die Probleme in den Kulturen sind teils hausgemacht. Kohlhernie im Raps und starker Ackerfuchsschwanzbefall im Winterweizen sind typische Probleme zu enger Fruchtfolgen“, wusste sie. Auch die tierischen Schaderreger im Raps nahmen bei Ihr Überhand. „Wir haben zweimal Pyrethroide gespritzt gegen den Rapsglanzkäfer und es ist nichts passiert“, erklärte sie die Resistenzproblematik der letzten Jahre.
Obwohl sie mit sieben Fruchtarten schon eine recht hohe Abwechslung hatten, hat sie noch fünfweitere Kulturen aufgenommen. Den Raps hat sie von 22 % auf 15 % runtergefahren und den Wintergetreideanteil von 50 % auf 40 %. „Wir ernten zwar nicht die Spitzenerträge, sind aber mit vielen Kulturen im oberen Drittel“, brachte Riske die Ertragslage ihrer Kulturen auf den Punkt. Wichtig sind ihr stabile Erträge und nicht mehr so hohe Schwankungen. Auch konnte sie die Kosten deutlich senken, da Sie weniger Pflanzenschutzmittel einsetzen musste. Kulturen wie Winterweizen, Winterroggen oder Winterraps fuhren die letzten Jahre wieder regelmäßig Gewinne ein.
In die Vermarktung der neuen Kulturen ist sie über die Vermehrung eingestiegen. „So konnten wir im Sommergetreide auch neue Sorten ausprobieren und schauen, welche für unseren Standort passen“, sagte die Landwirtin.