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Praktikerbericht: Ackerbohnen in der Milchviehfütterung

Robert Schumacher baut für sein Milchvieh Ackerbohnen an. Dafür hat er sein gesamtes Anbausystem umgestellt. Mit Erfolg.

Lesezeit: 4 Minuten

Vor fast 25 Jahren hat Robert Schumacher aus dem Kieler Stadtteil Schilksee zum ersten Mal Ackerbohnen angebaut - und hätte diese am liebsten sofort wieder aus der Fruchtfolge geworfen. Mit 3 t/ha waren die Erträge mehr als mager.


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Doch dann hörte er einen Vortrag von Bodenbiologe Dietmar Näser, der ihm klarmachte: „Der Boden ist der Schlüssel.“ Daher begann Schumacher mit dem Anbau von Untersaaten und Zwischenfrüchten. Diese verbessern die Bodenstruktur und locken Regenwürmer an, die wiederum durch ihr Gangsystem für eine optimale Wasserführung und Durchlüftung des Bodens sorgen. Mit Erträgen von guten 6 t/ha honorierte die Bohne Schumachers Umdenken. „Guter Boden macht gute Bohnen“, ist er heute überzeugt.


Direktsaat fördert Regenwürmer


Um die Bodenbearbeitung gering zu halten, stellte Schumacher seinen ganzen Ackerbau auf Direktsaat um. Damit hält er nicht nur das Bodenleben nach der Ernte intakt, sondern spart auch Arbeitsschritte durch die ausbleibende Stoppelbearbeitung im Herbst.


Nach der Getreideernte drillt er direkt eine Zwischenfrucht in die Stoppeln. Diese wächst bis zum ersten Frost, dann schneidet er sie mit der Messerwalze kurz. Um der Bohne genügend Nährstoffe zu bieten, sei danach noch eine geringe Gabe Kainit nötig, so Schumachers Beobachtung. Kurz vor der Aussaat behandelt der Landwirt seine Fläche mit Glyphosat, denn die Konkurrenz der Zwischenfrüchte sei sonst für die Bohne zu hoch. Eine weitere Bodenbearbeitung gibt es nicht.


Ganz wichtig ist eine trockene Bestellung. Deshalb kontrolliert Schumacher die Flächen vor der Aussaat immer mit dem Spaten, um für ein optimales Saatbett zu sorgen. Die Ackerbohnen bevorzugen zwar schwere Standorte, benötigen für ihre Knöllchenbakterien aber auch viel Luft. Ist der Boden trocken genug, drillt Schumacher das Saatgut in 8 cm Tiefe und mit 30 cm Reihenabstand.


Kurz nach dem Auflaufen folgt eine zweite Herbizidbehandlung, denn die Bohne ist aufgrund ihrer langsamen Jugendentwicklung sehr konkurrenzanfällig für Unkräuter. In einzelnen Jahren ist darüber hinaus noch eine zusätzliche Läusebekämpfung notwendig, denn Läuse können Viren übertragen.


Die Ernte im September verlaufe meist unproblematisch. Das Standardschneidwerk für Weizen könne auch gut für die Bohne eingesetzt werden, erklärt Schumacher. Die Bohne reift etwa eine Woche nach dem Weizen ab.


Ackerbohne ersetzt Soja


Robert Schumacher nutzt seine Bohnen als Proteinträger für sein Milchvieh. Dazu kommt alle sechs Wochen eine mobile Misch-und Mahlanlage auf den Hof, die jeweils 20 t Bohnen für die Fütterung aufbereitet. Um die Leguminose das ganze Jahr über lagern zu können, dürfe sie mit höchstens 18 % Feuchtigkeit gedroschen werden. Die Silos müssen dann aber belüftet und das Mahlgut mit Propionsäure stabilisiert werden, um es noch länger lagern zu können. Bei 14,5 % Feuchte im Drusch wäre das nicht nötig.


Schumacher verfüttert pro Kuh und Tag 1,7 kg Ackerbohnen. Zusätzlich setzt er Raps ein. Für eine ausgeglichene Eiweißversorgung fehlen ihm dann noch 1 kg Soja pro Kuh und Tag. Hier setzt der Milchviehhalter auf GVO-freies Sojaschrot und kann so für seine GVO-freie Milch einen Zuschlag von 1 ct/kg erlösen. Bei einer Durchschnittsleistung von über 10 000 kg pro Kuh sind das immerhin 100 € pro Kuh und Jahr zusätzlich.


Hoher Futterwert


Schumacher baut die Ackerbohnen nicht wegen des Greenings an, denn die Auflagen erfüllt er schon mit den Zwischenfrüchten. Für ihn ist die innerbetriebliche Verwertung entscheidend. Bei einer Vermarktung über den Handel lägen die Preise deutlich unter dem Futterwert“, ist er sicher.


Allerdings haben die Bohnen für Schumacher auch große ackerbauliche Vorzüge. „Die Bohne hat mir gezeigt, dass ich mit meinem Ackerbau in einer Sackgasse steckte“, sagt er. Es habe einige Geduld erfordert, die Anbautechnik umzustellen und anfangs habe es Mindererträge bei allen Früchten gegeben, erinnert sich der Landwirt. Aber seitdem er die Umstellungsphase hinter sich habe, könne er sich dank der Bohne bei keiner Frucht mehr über mangelnde Erträge beklagen.

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