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Raps: Die Kohlhernie-Gefahr steigt

Resistente Sorten sind gegen Kohlhernie oft die letzte Rettung. Regional hält diese Resistenz aber nicht mehr. Was jetzt zu beachten ist, dazu äußern sich Matthias Keimerl und Hansgeorg Schönberger, N.U. Agrar GmbH. In Gebieten mit intensivem Rapsanbau tritt Kohlhernie oft in Böden mit zu niedrigen pH-Werten auf.

Lesezeit: 4 Minuten

Resistente Sorten sind gegen Kohlhernie oft die letzte Rettung. Regional hält diese Resistenz aber nicht mehr. Was jetzt zu beachten ist, dazu äußern sich Matthias Keimerl und Hansgeorg Schönberger, N.U. Agrar GmbH.

 

In Gebieten mit intensivem Rapsanbau tritt Kohlhernie oft in Böden mit zu niedrigen pH-Werten auf, die im Herbst zudem längere Zeit warm und nass sind. Temperaturen über 15 °C mit hoher Bodenfeuchte (über 70 % Feldkapazität) bieten optimale Voraussetzungen für den Erreger. Ausgangsherde sind fast immer humose Senken im Schlag, oft mit defekten Drainagen.

 

Bislang ließ sich der bodenbürtige Einzeller Plasmodiophora brassicae durch den Anbau resistent eingestufter Sorten wie Alasco, Andromeda, Archimedes, Aristoteles, Menhir, Mentor, PT 235, PT 242, SY Alibaba und SY Alister in Schach halten. Der Pferdefuß dabei: Alle beruhen auf derselben Mendel-Resistenz.

 

Weil im Boden verschiedene Rassen des Erregers vorkommen, ist eine dauerhafte Sortenresistenz schwer aufrechtzuerhalten. Ein langjähriger Rapsanbau führt daher zwangsläufig zu Rassen, bei denen die Mendel-Resistenz nicht mehr greift.

 

Verhindern Sie Einschleppungen!

 

Ist bei Ihnen noch keine Kohlhernie aufgetreten, sollten Sie beim Anbau von Raps folgende Punkte zur Vorbeugung beachten:

  1. Vermeiden Sie Verschleppung durch verdreckte Reifen und Bearbeitungsgeräte. Der Erreger kann an Erdmaterial anhaften, das an Maschinen hängt.



  2. Drainagen müssen funktionieren, um Staunässe zu vermeiden.



  3. Halten Sie den pH-Wert in Ordnung. Arbeiten Sie kohlensaure Kalke am besten zur Vorfrucht vor Raps ein.



  4. Bauen Sie Raps nur alle vier oder fünf Jahre an.



  5. Beseitigen Sie Ausfallraps zügig. Bringen Sie dazu möglichst viele Rapssamen durch ein flaches Bearbeiten zum Keimen. Eine zweite Stoppelbearbeitung sollte spätestens im 2-Blattstadium des Ausfallrapses erfolgen. Keinesfalls darf der Ausfallraps nach dem Auflaufen länger als 14 Tage stehen bleiben.



  6. Lassen Sie keine Kreuzblütler (Unkräuter) in anderen Kulturen hochkommen, auch nicht im Herbst.



  7. Nutzen Sie keine Kreuzblütler in Zwischenfrucht-Mischungen, wenn Raps in der Fruchtfolge steht.



  8. Säen Sie Nematoden-resistenten Ölrettich erst, wenn der Boden kälter als 13 °C ist.
Mit diesen Maßnahmen lässt sich das Befallsrisiko deutlich senken. Doch was ist zu tun, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist?



Tipps für verseuchte Flächen

 

Falls Kohlhernie dagegen bereits nachgewiesen wurde, steht nach wie vor der Anbau Kohlhernie-resistenter Sorten im Vordergrund. Zudem geht kein Weg an der Verringerung des Rapsanteils in der Fruchtfolge vorbei.

 

Anfällige Unkräuter in Getreide und Mais sind konsequent zu beseitigen. Verzichten Sie auch auf kreuzblütige Arten wie Senf, Rübsen, Ölrettich oder Leindotter in Zwischenfrucht-Mischungen. Multiresistente Ölrettichsorten oder Kresse tragen – wenn man sie später sät – zumindest nicht zur Vermehrung von Kohlhernie bei.

 

Säen Sie den Raps auf „Kohlhernie-Flächen“ zudem nicht zu früh. Die Virulenz des Erregers nimmt bei Bodentemperaturen über 15 °C sprunghaft zu. Unter 13 °C ist praktisch nicht mehr mit dem Auftreten von Kohlhernie zu rechnen. Die 15 °C-Grenze im Boden wird im Norden in der Regel ab dem 10. September, im Süden und Osten ab dem 15. September und im Westen ab dem 20. September unterschritten. Eine späte Aussaat insbesondere auf milden Standorten ist auch im Hinblick auf die Kohlfliegenbelastung und die laut Düngeverordnung (DüV) auf 60 kg/ha begrenzte N-Menge im Herbst von Vorteil.

 

Weil niedrige pH-Werte Kohlhernie fördern, empfiehlt es sich, vor der Saat 600 bis 800 kg/ha CaO als Branntkalk in den Saathorizont einzuarbeiten. Da allerdings Dünger wie SSA den Bereich um das Düngerkorn versauern, kann Kohlhernie punktuell trotzdem auftreten. Düngen Sie SSA daher erst, wenn die Bodentemperaturen unter 10 °C gesunken sind. Beachten Sie dabei, dass man laut DüV ab Oktober keine N-Dünger mehr ausbringen darf.

 

Als Alternative oder Ergänzung zum Kalk bietet sich Kalkstickstoff an, der sich in Streifendüngung mit 100 kg/ha oder breitflächig mit 250 bis 300 kg/ha in den Boden einbringen lässt. Im Gegensatz zum Kalk, der nur Infektionen verhindern kann, hat Kalkstickstoff durch die Cyanamid-Phase eine fungistatische Wirkung gegen Kohlhernie und trägt zur Dezimierung des Erregers bei.

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