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So verbessern Sie Grünland auf Trockenstandorten

In Franken begrenzen knappe Niederschläge die Wiesenerträge. Wie Sie das Grünland dort optimal nutzen und welche Mischungen passen, erläutert Dr. Stephan Hartmann, LfL, in der aktuellen top agrar-Südplus

Lesezeit: 9 Minuten

In Franken begrenzen knappe Niederschläge die Wiesenerträge. Wie Sie das Grünland dort optimal nutzen und welche Mischungen passen, erläutert Dr. Stephan Hartmann, LfL, in der aktuellen top agrar-Südplus:


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Auch in Nordbayern sind die meisten Futterbaubetriebe flächenknapp und dringend auf hohe Erträge und gute Futterqualitäten von ihren Grünlandflächen angewiesen. Doch die Bewirtschaftung der Wiesen und Weiden gestaltet sich dort schwieriger als in Südbayern.


Trockenheit kostet Ertrag


Beim fränkischen Grünland handelt es sich meist um Flächen, die zu nass, zu trocken, zu tonig, zu flachgründig, zu hängig oder zu unförmig für den Ackerbau sind. Typische Standorte sind Fluss- und Bachauen, Überschwemmungsgebiete, tonige oder staunasse Schwarzjura- und Keuperböden sowie trockene Hanglagen.Für Franken typisch ist das Auftreten von sogenannter Vorsommertrockenheit. Sie führt dazu, dass der zweite, und oft auch der dritte Schnitt faktisch Pflegeschnitte sind, fast ohne oder mit geringem Ertrag. So liefert der erste Grünlandaufwuchs oft bereits die Hälfte des gesamten Ertrages, während die Folgeschnitte unsicher sind und zu starken Ertragsschwankungen führen.


In Franken zählen damit drei bis vier Grünlandnutzungen schon zur intensiven Bewirtschaftung. Limitierender Faktor ist hierbei die Wassermenge im Jahr bzw. dessen Verteilung in der Vegetation. Dadurch haben in den Beständen Obergräser grundsätzlich eine größere Bedeutung und die Grasnarben sind deutlich weniger dicht als im bayerischen Grünlandgürtel, in dem vier bis fünf Schnitte verbreitet sind.


Jedoch ist kleinräumig bei guter Wasserversorgung („Grundwiesen“) eine ähnlich intensive Nutzung nachhaltig möglich. In diesen Fällen gleichen sich die Bestände denen in Südbayern an und man findet oft höhere Anteile an Deutschem Weidelgras.


Die Landwirte nutzen die Flächen, die sie zur Erzeugung bester Qualitäten brauchen, also möglichst intensiv und frühzeitig. Die übrigen Grünlandflächen bewirtschaften sie meist extensiver über Vertragsprogramme.

Die wichtigsten Arten im fränkischen Grünland sind Wiesenfuchsschwanz, Glatthafer und Knaulgras, gefolgt von Gemeiner Rispe. Die Weidelgräser „Lolium hybridum“ und „Lolium perenne“ folgten erst auf den Plätzen sechs und sieben. Das häufigste Kraut war der Wiesen-Löwenzahn und die häufigste Leguminose der Weißklee.


Nutzung intensivieren?


Was kann man konkret tun, um Grünland auf diesen Standorten zu verbessern? Es stellt sich die Frage, ob eine intensivere Nutzung – in der Regel der Übergang von drei zu vier Schnitten – auf Grund der Wasserversorgung und -verteilung nachhaltig machbar und sinnvoll ist.Ist dies nicht der Fall, sind in der Regel Mischungen mit hohen Anteilen an Deutschem Weidelgras nicht sinnvoll. Denn dem Weidelgras fehlt dann der Bestockungsreiz zur Narbenbildung.


Für diese Standorte empfiehlt die Offizialberatung für Neuansaaten je nach Boden die artenreichen Mischungen D1 bzw. D2 aus der Liste der „Bayerischen Qualitätssaatgutmischungen für Grünland (BQSM). Beide Mischungen eignen sich für Wiesen mit mittlerer Intensität, wobei D1 auf trockene und D2 auf mittlere bis frische Standorte passt.


Bei diesen Mischungen ist der Wiesenschwingel der Hauptmischungspartner und wird durch Wiesenlieschgras, Wiesenrispe, Rotschwingel und Knaulgras ergänzt. Nur die D1-Mischung enthält auch Deutsches Weidelgras.

Bei Standorten, die in den meisten Jahren vier Schnitte ermöglichen, sind die Leitarten der Neuansaatmischungen Wiesenrispe, Deutsches Weidelgras, Wiesenlieschgras, Knaulgras, Fuchsschwanz und Weißklee.


Passt die Zusammensetzung des Bestands nicht, sollte man zuerst nach den Ursachen suchen. Eine zu späte Nutzung kann z.B. zu einem hohen Trespenanteil führen. Eine erfolgreiche Nach- und Neuansaat beseitigt zwar das Symptom, aber nicht die Ursache.


Um den Saaterfolg abzusichern, muss man somit auch die Bewirtschaftung an den jeweiligen Standort anpassen. Einzelbetriebliche Beratung bieten hierzu in Bayern die Erzeugerringe in Abstimmung mit den Landwirtschaftsämtern und der LfL. Wertvolle Infos bietet auch das neue „Grünlandheft Franken“, das über die Erzeugerringe für 3 € plus Versandkosten erhältlich ist.


Weidelgras statt Gemeiner Rispe


Patrick Leidenberger aus Mittelfranken hat eine Problemfläche durch Nachsaat mit einer Weidelgrasmischung erfolgreich saniert.


Gut 600 mm Niederschläge pro Jahr, Vorsommertrockenheit und sehr wechselnde Bodenarten auf 430 m über dem Meeresspiegel: Milchviehhalter Patrick Leidenberger aus Geslau im Landkreis Ansbach wirtschaftet auf einem Standort, wie ihn viele seiner Berufskollegen in Nordbayern vorfinden.


Etwa ein Drittel seiner Flächen sind Grünland. Es befindet sich dort, wo Ackerbau nicht möglich ist, z.B. in staunassen Lagen. Weil er einen hohen Viehbesatz hat, bewirtschaftet er auch diese Flächen intensiv. „Wir peilen vier Schnitte mit hoher Qualität an“, erläutert der junge Unternehmer.


Er zieht deshalb den 1. Schnitt in die letzte April- bzw. erste Maiwoche vor und verzichtet auf Ertrag. Dafür reicht das vorhandene Wasser im Boden in der Regel noch für den 2. Schnitt.


Gemeine Rispe kostet Ertrag


Das Problem seiner Bestände ist die Gemeine Rispe, die sich in etlichen Wiesen breitgemacht hat und Ertrag und Qualität kostet. Berater Manuel Gögelein vom Erzeugerring Mittelfranken hat dem Landwirt deshalb geraten, eine besonders betroffene Grundwiese entlang eines Bachlaufs nachzusäen. Mitte August 2015, etwa eine Woche nach dem 3. Schnitt, hat Leidenberger durch fünf Überfahrten mit einem 6 m breiten Grünlandstriegel mit 10 mm starken Zinken die Gemeine Rispe aus der Narbe gelöst. Nach der dritten und nach der letzten Überfahrt hat er die herausgezogenen Pflanzen geschwadet und mit dem Ladewagen abgefahren. „Ohne das Zwischenschwaden schwimmt der Striegel auf den Pflanzen und wirkt nicht mehr“, begründet der Landwirt das zweimalige Schwaden.


Der Zeitpunkt muss passen!


Damit die Sanierung überhaupt Erfolg hat, muss man den richtigen Zeitpunkt treffen. „Der Boden sollte gerade so feucht sein, dass sich die Rispe mit ihrer Wurzel aus der Erde löst“, erläutert Berater Gögelein. Sein Tipp: „Rupft man mit Daumen und Zeigefinger an den Blättern der Rispe, muss sich die ganze Wurzel aus dem Boden ziehen lassen.“Nach dem Abfahren des Rispenschwads hat Leidenberger die Fläche sofort mit dem Aufsatz auf seinem Einböck-Striegel nachgesät. Die Verteilung erfolgt dabei pneumatisch über vier Särohre, die jeweils ein 1,50 m breites Striegelfeld abdecken. Anschließend walzte er das Saatgut mit einer Cambrigdewalze an, damit es besser keimt.


Der Landwirt entschied sich für eine Saatmischung für Wiesen mit hoher Intensität (W-N „D“), die aus 22 kg Deutschem Weidelgras und 2 kg Weißklee besteht. Dabei wählte er Weidelgras-Sorten mit unterschiedlichem Reifeverhalten, um eine hohe Schnittflexibilität zu ermöglichen. Zudem sind die Sorten robust gegen Auswinterung.


Berater Gögelein empfiehlt, die Saatmenge an den Lückenanteil anzupassen: „Wenn dieser mehr als 60% beträgt, dann sollte man über die bei Nachsaat üblichen 24 kg/ha hinausgehen.“


20 bis 25% Mehrertrag


Weil es ausreichend regnete, ging die Nachsaat gut auf. Ende Oktober, rund neun Wochen nach der Saat, mähte und silierte er den Aufwuchs. Bereits im Folgejahr lieferte die nachgesäte Fläche eine überdurchschnittliche Ernte. „Der Mehrertrag gegenüber vergleichbaren Standorten dürfte bei 20 bis 25% liegen“, schätzt Leidenberger.Er geht davon aus, dass die Maßnahme nachhaltig wirkt. Denn die Artenzusammensetzung hat sich positiv entwickelt. Die Gemeine Rispe ging von 25 bis 30% auf 3% zurück, während das Deutsche Weidelgras von 10 bis 15% auf ca. 25% zulegen konnte. Zugenommen haben auch Bastardweidelgras, Wiesenschwingel und Knaulgras.


Trotz der Gesamtkosten von rund 400 €/ha für Saatgut, Maschinen und Arbeit hat sich die Maßnahme aus Leidenbergers Sicht gerechnet. Er will jetzt weitere Problemflächen nachsäen, und zwar wieder nach dem 3. Schnitt. „Wir haben das schon einmal vor Vegetationsbeginn im Frühjahr gemacht, aber da war der Ertragsverlust beim 1. und 2. Schnitt zu groß.“


Neuansaat nach dem 3. Schnitt


Trotz des höheren Wetterrisikos hat sich Thomas Mauer aus dem Steigerwald für eine Neuansaat entschieden.


Thomas Mauer aus Geiselwind im Landkreis Kitzingen hat sein Grünland zweigeteilt. Auf den besseren Standorten macht er in der Regel vier Silageschnitte. Das ist nicht immer möglich, obwohl er mit 700 bis 750 mm für fränkische Verhältnisse viel Niederschläge hat. Aber im Juni und Juli ist es oft sehr trocken. Die Splitterflächen und Hanglagen nutzt der Milchviehhalter für die Heugewinnung und schneidet diese dreimal.


Einige seiner Intensivwiesen sind jedoch so stark verunkrautet, dass Ertrag und Qualität leiden. 2015 hat Mauer eine Teilfläche von 1,5 ha einer 2,5 ha großen Wiese neuangesät. Vor der Maßnahme dominierten die Gemeine Rispe und ein hoher Anteil von Wiesenkerbel, Bärenklau, Ampfer und Hahnenfuß den Bestand.


1,44 kg Glyphosat


Nach dem 3. Schnitt behandelte er die Fläche zunächst mit der höchst zulässigen Menge von 1,44 kg/ha Glyphosat. „Wenn chemisch behandelt wird, dann mit der vollen Aufwandmenge“, empfiehlt LKP-Berater Manuel Gögelein.


Nachdem sich der Bestand gelb gefärbt hatte, überfuhr Mauer die Fläche einmal mit einer Kombination aus Kreiselegge und Doppelscheibensägerät, wobei er den Striegel hochstellte. Die Egge war auf 2 bis 3 cm Tiefe eingestellt und die Sämaschine hatte 15 cm Reihenabstand. Die Saatmenge betrug 36 kg/ha. Anschließend walzte er die Fläche mit einer Cambridge-Walze.


Wenig Weidelgras


Auf Empfehlung seines Beraters wählte er die Intensivmischung W 1b für Weidelgrasunsichere Standorte. Die Leitgräser sind hier Wiesenschwingel, Deutsches Weidelgras und Wiesenlieschgras. Hinzu kommen Wiesenrispe, Knaulgras und Weißklee.


Der Landwirt hatte Glück, dass es danach ausreichend regnete und die Saat gut aufging. „Bei der Neuansaat ist das Witterungsrisiko größer, aber wenn das Wetter mitspielt, hat man einen sicheren Erfolg“, sagt Mauer.

Bereits im Folgejahr hatte er etwas mehr Masse und eine deutlich bessere Qualität als auf der nicht sanierten Teilfläche. „Die Maßnahme war richtig, und ich werde weitere Standorte neuansäen“, so Mauers Fazit.


Wegen des großen Reihenabstands will er künftig die Saatmenge teilen und ein zweites Mal überkreuz säen, damit die Fläche zwischen den Reihen schneller schließt.

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