Der Kali-Streit zwischen Weißrussland und Russland hat eine überraschende Wende genommen. Gegen den in Minsker Untersuchungshaft sitzenden Geschäftsführer des Kalidüngerherstellers Uralkali, Wladislaw Baumgertner, ist nun auch in Russland ein Strafverfahren wegen Missbrauchs von Befugnissen eingeleitet worden. Dies sei nach Auswertung der von Minsk bereitgestellten Unterlagen beschlossen worden, teilte ein Vertreter des Ermittlungskomitees der Russischen Föderation mit.
Drei Tage zuvor hatte Weißrusslands Staatspräsident Alexander Lukaschenko wissen lassen, dass dem inzwischen aus dem Untersuchungsgefängnis entlassenen und unter Hausarrest gestellten Baumgertner jetzt Diebstahl vorgeworfen werde. Bei einem Gespräch mit Vertretern russischer Medien stellte Lukaschenko zudem klar, Minsk sei bereit, den Manager an Moskau auszuliefern, wenn er dort festgenommen und gegen ihn ermittelt würde. Weißrussland sei infolge krimineller Handlungen der Uralkali-Geschäftsführung ein Schaden von umgerechnet rund 1,1 Mrd Euro entstanden, Russland aber ein doppelt so hoher, so Lukaschenko.
Er berichtete ferner, dass ihm aus dem Umfeld des größten Gesellschafters von Uralkali, Sulejman Kerimow, vorgeschlagen worden sei, das staatliche Kaliunternehmen Belaruskali unter Preis zu verkaufen, und dafür sei ihm Schmiergeld angeboten worden. Zugleich bekräftigte Lukaschenko die Bereitschaft, unter fairen Bedingungen eine Zusammenarbeit mit Russland beim Export von Kalidüngern wieder aufzunehmen.
Baumgertner wurde Ende August nach Verhandlungen in Minsk verhaftet. Dem war der von Uralkali erklärte Ausstieg aus der gemeinsamen Exportgesellschaft mit Belaruskali, der Belarusian Potash Company (BPC), vorausgegangen. Dieser Schritt sowie die Ankündigung von Baumgertner, die russische Kaliherstellung deutlich ausweiten zu wollen, hatten die Aktienkurse der bedeutendsten internationalen Kaliproduzenten absacken lassen. (AgE)