Der Umstieg auf erneuerbare Energien und die Steigerung der Energieeffizienz sind die beiden tragenden Säulen der Energiewende. Eine aktualisierte Infografik der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) zum Primärenergieverbrauch in den Bundesländern zeigt, dass in beiden Bereichen weiterhin großer Handlungsbedarf besteht. So deckt mit Mecklenburg-Vorpommern zwar schon ein Land seinen Primärenergiebedarf zu mehr als einem Drittel (37 Prozent) aus regenerativen Quellen. In vielen anderen Bundesländern ist der Anteil dagegen noch einstellig.
Als Primärenergieverbrauch wird die Gesamtmenge an Energieträgern bezeichnet, die für den Energiebedarf benötigt wird. Dazu zählen die Bereitstellung von Strom, Wärme und Kraftstoffen bzw. Mobilität inklusive anfallender Verluste. Aus der Zusammensetzung und Entwicklung des Primärenergieverbrauchs können daher Rückschlüsse auf den Fortgang der Energiewende gezogen werden. „Es ist erfreulich, dass in einigen Bundesländern bereits mehr als ein Fünftel des gesamten Energiebedarfs allein durch Biomasse, Sonne, Wind und Co. bereitgestellt werden und die Erneuerbaren damit hier wichtigster Energieträger sind“, kommentiert AEE-Geschäftsführer Philipp Vohrer.
Neben Spitzenreiter Mecklenburg-Vorpommern weisen auch Thüringen (23,1 Prozent) und Brandenburg (20,4 Prozent) vergleichsweise hohe Werte auf. „Da das Ziel der Energiewende jedoch eine möglichst vollständige Dekarbonisierung unserer Energieversorgung ist, bleibt selbst in diesen Vorreiterländern noch viel zu tun – ganz zu schweigen von den Regionen, in denen die Erneuerbaren bisher nur geringe einstellige Anteile des Primärenergieverbrauchs decken“, so Vohrer.
Biomasse stellt den größten Anteil
Im Konzert der Erneuerbaren spielt bisher überall die Bioenergie die wichtigste Rolle. Deren starke Bedeutung liegt vor allem in ihrem Einsatz in den Bereichen Wärme und Verkehr begründet, in denen andere erneuerbare Energieträger noch viel Nachholbedarf haben. „Auch wenn die Bioenergie weiterhin eine wichtige Rolle spielen kann und muss, wird die weitere Transformation des Energiesektors eine verstärkte Nutzung von Wind- und Solarenergie mit sich bringen und eine verstärkte Sektorenkopplung erfordern. Nur damit lassen sich auch beim Heizen und in der Mobilität fossile Energieträger nachhaltig verdrängen“, so Vohrer.
Es wird noch zu wenig Energie gespart
Auch bei der Effizienz sieht er noch erheblichen Handlungsbedarf: „Eine nachhaltige Energieversorgung durch Erneuerbare kann umso leichter erreicht werden, je kleiner der Energiebedarf ist. Daher muss der Primärenergieverbrauch weiter deutlich sinken.“ Von 2008 bis 2014 konnte zwar die meisten Ländern den Energieverbrauch senken; die Reduktion war aber nur in Hessen (-19,6 Prozent) und Baden-Württemberg (-14,6 Prozent) zweistellig, in Niedersachsen und im Saarland kratzte man an der 10-Prozent-Marke. In allen anderen Ländern gab es nur relativ geringe Reduktionserfolge. Neben Bremen verzeichneten die Braunkohle-Länder Brandenburg und Nordrhein-Westfalen sogar eine Steigerung des Primärenergieverbrauchs zwischen zwei und fünf Prozent. Vohrer verweist auf einen weiteren Zusammenhang: „Ein Kohleausstieg und ein stärkerer Einsatz Erneuerbarer Energien könnten allein dadurch die Energieeffizienz verbessern, dass bei Wind und Sonne im Gegensatz zu konventionellen Großkraftwerken kaum Eigenenergieverbrauch anfällt und so weniger Primärenergie für die Deckung des Strom-, Wärme- und Mobilitätsbedarfs notwendig ist.“