Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Agrarantrag 2024 Maisaussaat Erster Schnitt 2024

topplus News

Erneuerbare Energien ersetzen immer mehr Atomstrom

Wind-, Solar- und Biogasanlagen erzeugen mehr Strom als es die Atomkraft je geschafft hat. Jetzt müssen die Erneuerbaren die Kohlekraftwerke ersetzen, fordert die Branche.

Lesezeit: 4 Minuten

 Für den endgültigen Atomausstieg in Deutschland läuft die Uhr: Derzeit sind hierzulande noch acht Atommeiler in Betrieb, die spätestens bis Ende 2022 vom Netz gehen. Das nächste Werk ist in diesem Jahr Block B im bayerischen Gundremmingen. „Inzwischen erzeugen die Erneuerbaren Energien mit ihrem starken Rückhalt in der Bevölkerung mehr Strom als es die Atomkraft je geschafft hat“, erklärte der Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE), Philipp Vohrer, anlässlich des Jahrestages der Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima. Doch nun sei ein dynamischer weiterer Ausbau der regenerativen Energien notwendig, damit sie nicht nur die Atomkraft, sondern zunehmend auch klimaschädliche fossile Energie ersetzen könnten.


Das Wichtigste zum Thema Energie freitags, alle 4 Wochen per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Die bisherige Entwicklung der Energieerzeugung zeigt, dass auch in den nächsten Jahren ein forciertes Wachstum der erneuerbaren Energien benötigt wird. So erhöhte sich die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien laut AEE von 104 Mrd. Kilowattstunden (104 Terrawattstunden, TWh) im Jahr 2010 auf mehr als 188 TWh im vergangenen Jahr. Diese Steigerung um 84 TWh entspräche etwa der Atomstromproduktion im vergangenen Jahr. „Wenn wir unsere Ziele beim Klimaschutz erreichen wollen, dürfen wir das Wachstum der Erneuerbaren jetzt nicht bremsen, sondern müssen es beschleunigen. Zudem brauchen wir mehr Flexibilität im Energiesystem und eine verbesserte Effizienz“, so Vohrer.


Anders, als Kritiker der Energienwende immer wieder vorrechnen, verursacht nicht nur die Energiewende allein Kosten. Die staatliche Förderung der Atomenergie in Deutschland verursachte laut einer Studie des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) allein von 1970 bis 2014 Kosten in Höhe von rund 219 Mrd. Euro. Die auf den Steuerzahler noch zukommenden Kosten für die Endlagerung sind dabei noch nicht einmal berücksichtigt. Für Braun- und Steinkohle ermittelten die Forscher staatliche Förderung von mehr als 421 Mrd. Euro. Dazu kommt: Auch lange nach dem Ende der Produktion verursachen Kohle und Atom massive Kosten für den Steuerzahler. Zum Vergleich: Für die erneuerbaren Energien wurden bis 2014 Fördergelder von 102 Mrd. Euro fällig, vor allem für die Stromeinspeisevergütungen, rechnet die AEE vor. Dank der Technologieförderung seien diese Einspeisesätze inzwischen so stark gesunken, dass beispielsweise die Vergütung für Solarparks oder für Windstrom an Land pro Kilowattstunde deutlich unter dem liegt, was etwa die britische Regierung künftig für Atomstrom aus dem geplanten Kernkraftwerk Hinkley Point C zahlen will.


Trotz ihrer Risiken und Kosten werde die Atomkraft in einzelnen EU-Staaten weiterhin stark subventioniert, kritisiert die Agentur. So genehmigte die EU-Kommission erst Anfang dieser Woche staatliche Hilfen Ungarns für zwei neue Großreaktoren an der Donau. An dem Projekt sei Russland als Geldgeber massiv beteiligt. In Großbritannien würden sich chinesische Staatsinvestoren an den Plänen zum Bau des umstrittenen Kernkraftwerks Hinkley Point C beteiligen. Gleichzeitig seien große Atomfirmen wie die französische Areva oder die Nuklearsparte des japanischen Mischkonzerns Toshiba durch hohe Schulden belastet. „Die Probleme der Unternehmen zeigen: Nicht nur für den Steuerzahler, sondern auch für die Privatwirtschaft kann die Atomkraft zum Milliardengrab werden“, warnt Vohrer.


„Die Unkenrufe, mit dem Atomausstieg sei unsere Versorgungssicherheit nicht mehr gewährleistet, haben sich als unbegründet erwiesen“, sagt Viviane Raddatz, Klima- und Energieexpertin beim WWF Deutschland. Denn zum Jahrestag der Katastrophe von Fukushima habe Deutschland sogar so viel Strom produziert, dass es diesen in Länder mit Atomenergie exportieren konnte. 2016 flossen 8,6 Prozent der Stromproduktion ins Ausland. Und das, nachdem seit 2011 bereits neun Atomkraftwerke in Deutschland vom Netz gegangen sind. Erneuerbare Energien hätten die Strommengen problemlos ersetzt.


„Energiewende muss nun aber auch bedeuten, aus der Kohle auszusteigen. Denn wie die Atomkraft ist auch die Kohleverstromung ein Risikofaktor, den wir nicht hinnehmen müssen.“

Viel zu oft würden die unflexiblen Kohlekraftwerke für ein Stromüberangebot sorgen und so die Durchleitung von Wind- und Sonnenstrom behindern, kritisiert auch Gero Lücking, Geschäftsführer Energiewirtschaft bei LichtBlick: „Statt einer Deckelung der Ausbauziele bei den Erneuerbaren benötigen wir deutlich ehrgeizigere Ziele und ein intelligentes Stromsystem aus flexibler, lokaler Produktion und Speicherung.“ Unter energiewendebeschleunigen.de haben der WWF und LichtBlick alle aktuellen Daten zur Energiewende zusammengestellt. Der WWF hat in der Studie „Zukunft Stromsystem“ außerdem einen beispielhaften Ausstiegspfad aus der  Kohleverstromung berechnet.



Die Redaktion empfiehlt

top + Das Abo, das sich rechnet: 3 Monate top agrar Digital für 9,90€

Unbegrenzter Zugang zu allen Artikeln, Preis- & Marktdaten uvm.

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.