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Erneuerbare Energien lösen Atomstrom immer mehr ab

Aus wirtschaftlicher Sicht und mit Blick auf die Versorgungssicherheit gibt es keinen Grund für neue Atomkraftwerke, zeigen aktuelle Studien.

Lesezeit: 4 Minuten

Eine rein erneuerbare Stromerzeugung kann bei gleicher Versorgungssicherheit günstiger sein als derzeit geplante Atomkraftwerke (AKW) in Osteuropa. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Berliner Analyseinstituts Energy Brainpool im Auftrag des Ökoenergieanbieters Greenpeace Energy.


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Flexibles System auf Basis von erneuerbaren Energien günstiger


Danach können die Kosten für flexibel steuerbare Erneuerbaren-Systeme auf bis zu 100 Euro pro Megawattstunde (entspricht 10 ct/kWh) sinken. Aktuelle AKW-Projekte kosten hingegen laut Energy Brainpool bis zu 126 Euro pro Megawattstunde. "Der finanzielle Vorsprung der Erneuerbaren wird noch größer, wenn man zusätzliche Kosten für AKW-Störfalle und die noch nicht eingepreiste Lagerung von Atommüll berücksichtigt", sagt Nils Müller, Vorstand bei Greenpeace Energy.


Polen, Ungarn, die Slowakei und Tschechien planen derzeit den Bau von Atomkraftwerken - Ungarn zum Beispiel mit russischer Reaktortechnik. Sie argumentieren dabei unter anderem mit der Versorgungssicherheit. Die AKW-Projekte in Osteuropa hätten zusammen eine Nettoleistung von 15,6 Gigawatt, was der Leistung aller zwischen 2011 und 2022 abgeschalteten deutschen Atomkraftwerke entspricht.


Wind, Solar und Wasserstoff


Die neue Studie von Energy Brainpool vergleicht erstmals die Kosten der osteuropäischen AKW-Projekte mit denen eines verlässlich steuerbaren Erneuerbaren-Kraftwerksystems. Dieses besteht aus Windkraft- und Photovoltaik-Anlagen, deren Stromüberschüsse per Elektrolyse in erneuerbaren Wasserstoff umgewandelt werden. Dieses "Windgas" dient als Speichermedium und kann bei Bedarf - etwa nachts oder bei längeren Windflauten - in teils eigens gebauten Gaskraftwerken wieder in Strom umgewandelt werden.


Ein solches flexibel einsetzbares Ökoenergie-Kraftwerkssystem könnte laut Studie selbst bei derzeit teuren Finanzierungsbedingungen mit geplanten Atomprojekten in Osteuropa konkurrieren: Die Stromgestehungskosten lägen für Polen bei 112 Euro und in Tschechien bei 119 Euro je Megawattstunde. "Arbeiten die vier Staaten zudem enger zusammen, indem sie das entstehende Elektrolysegas je nach Bedarf über das grenzüberschreitende Gasnetz verteilen und verbessern sie etwa über EU-Bürgschaften die derzeit schwierigen Finanzierungsbedingungen, so sinken die Kosten der Erneuerbaren sogar auf bis zu 100 Euro ab", sagt Fabian Huneke, Studienautor bei Energy Brainpool.


Kraftwerksbetreiber schätzen Kosten zu gering ein


Die Studie zeigt außerdem, dass die offiziell angenommenen Stromgestehungskosten für AKW-Projekte in Polen, der Slowakei, Tschechien und Ungarn von derzeit bis zu 80 Euro je Megawattstunde offenbar zu niedrig angesetzt sind: "Die Planwerte beim Referenzprojekt Flamanville in Frankreich haben sich bisher mehr als verdoppelt, Hinkley Point C in Großbritannien erhält letztlich mit 119 Euro pro Megawattstunde eine staatlich garantierte Förderung deutlich über Marktpreisen", so Analyst Huneke. "Warum gerade in den osteuropäischen Staaten Reaktorprojekte bei gleichem Sicherheitsstandard günstiger werden sollten als in Frankreich oder Großbritannien, ist nicht ersichtlich."

Greenpeace Energy appelliert daher direkt an die Regierungen der vier Staaten, ihre Atompläne auf den Prüfstand zu stellen. "Der Jahrestag von Tschernobyl mahnt, dass Atomkraft ehrlich betrachtet nicht nur immense Kosten, sondern auch unbeherrschbare Risiken beinhaltet", sagt Nils Müller: "Die Erneuerbaren sind nicht nur sicher, sondern bieten auch eine größere Energieunabhängigkeit, weil keine Brennstoffe importiert werden müssen." Zudem bleibe bei dezentralen erneuerbaren Systemen ein größerer Teil der Wertschöpfung im eigenen Land.


Die deutsche Bundesregierung steht nach Ansicht von Müller hier in der Pflicht: "Ein Atomunfall in einem der östlichen Nachbarstaaten hätte auch verheerende Auswirkungen bei uns, und seine wirtschaftlichen Folgen wären nur zu einem Bruchteil versichert", warnt der Greenpeace-Energy-Vorstand. Nun müsse Berlin endlich aktiv gegen entsprechende Atompläne der Nachbarstaaten vorgehen und die dortigen Regierungen von sauberen und sicheren Alternativen überzeugen.


Beschleunigte Energiewende soll Atomkraft ablösen


„Der Ausbau der erneuerbaren Energien muss beschleunigt werden, um die Atomenergie schneller vom Markt zu drängen“, fordert auch Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft aus Österreich. Obwohl letztes Jahr kein Atomkraftwerk geschlossen wurde, ist laut IG Windkraft der Atomstromanteil in Europa gesunken. Die Atomkraft in Europa sei stark überaltert und neue Kraftwerke sind nur ganz wenige in Sicht“, berichtet und ergänzt:

2017 wurde in der EU der Stromverbrauch noch immer zu 25% aus Atomenergie bereitgestellt, wie ein aktueller Bericht der Agora Energiewende zeigt. Damit sank der Atomstromanteil in Europa von 2016 auf 2017 um 1% und erreichte damit den niedrigsten Stand seit 2010. Die Reduktion der Stromerzeugung aus Atomkraft ist dennoch überraschend, da letztes Jahr kein Atomkraftwerk in Europa stillgelegt wurde.


Die Gründe für die verringerte Stromerzeugung liegen zum einen am hohen Alter der Kraftwerke, wodurch es vermehrt zu Zwischenfällen und Ausfallzeiten kam, ist im Bericht der Agora Energiewende zu lesen. In diesem Jahrzehnt wurde noch nie so wenig Atomstrom in Frankreich erzeugt und das Durchschnittsalter der französischen Atomkraftwerke beträgt mittlerweile mehr als 32 Jahre. Zum anderen erzeugen alle erneuerbaren Energien mittlerweile mehr Strom als alle anderen Kraftwerke. Die Zunahme der erneuerbaren Stromerzeugung bewirkt, dass Atomkraftwerke flexibler arbeiten müssen, was deren Laufzeiten zusätzlich reduziert. 2018 wird der Atomstromanteil noch weiter sinken, weil der deutsche Reaktorblock Gundremmingen B Anfang 2018 geschlossen wurde.

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