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Grünes Gas ist künftig stärker gefragt

Strom, Wärme, Mobilität, Klima- und Artenschutz: Die Biogasbranche ist Problemlöser auf vielen Feldern. Über Chancen und Herausforderungen diskutierten gestern verschiedene Experten auf der Biogas Convention 2017 in Nürnberg.

Lesezeit: 4 Minuten

Trotz schwieriger politischer und wirtschaftlicher Rahmenbedingungen sieht die Biogasbranche Perspektiven. Allerdings sind dafür noch dicke Bretter zu bohren. „Wir leben drei Monate nach der Bundestagswahl in einer orientierungslosen Zeit – auch in der Energiebranche“, hob der wiedergewähltePräsident des Fachverbandes Biogas, Horst Seide, gestern (13.12.2017) in seinem Eröffnungsvortrag auf der Biogas Convention 2017 in Nürnberg hervor. Ausdruck der Orientierungslosigkeit ist laut Seide nicht nur, dass Deutschland immer noch keine handlungsfähige Regierung habe. Auch die Zukunft der Biogasbranche ist noch ungewiss. „Wir können auch im Winter bei Nebel und Windstille auf Knopfdruck Strom liefern, aber das wird von der Gesellschaft ignoriert“, beklagte der Präsident. Denn die Stärke der Biogastechnologie, bedarfsgerecht Strom liefern zu können, sei nicht viel wert und bringe dem Anlagenbetreiber im Moment im Schnitt nur 0,7 ct/kWh Mehrerlös. Schuld seien die alten Kohlekraftwerke, die erneuerbare Energien aus dem Markt drängen würden. Seide sieht jedoch Hoffnungsschimmer: In den Sondierungsgesprächen zur Jamaika-Koalition sei klar geworden, dass Deutschland die Vereinbarungen des Pariser Klimaschutzabkommens von 2015 nicht einhalten wird. „Es dämmert vielen Politikern, dass die alten Dreckschleudern von Kohlekraftwerken aus dem Markt müssen.“ Dann würden sich andere Margen für die bedarfsgerechte Stromlieferung ergeben.


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Parallel dazu müsste ein CO2-Preis eingeführt werden, damit Strom aus erneuerbaren Energien gegenüber fossilen Stromquellen fair bewertet wird. „Unseren Berechnungen nach würde ein Preis von 30 €/t CO₂ schon ausreichen“, sagte Seide. Das würde auch den Sektoren Wärme und Verkehr helfen, damit erneuerbare Energien attraktiver werden.


Eine weitere gesellschaftliche Aufgabe sei der Artenschutz. „Wir können statt Mais auch Wildblumen anbauen, was den Insekten helfen würde. Aber das darf nicht alles der Stromkunde bezahlen“, forderte Seide. Vielmehr müsste der Naturschutz einspringen, um diese Mehrleistung zu honorieren. Seide kritisierte in dem Zusammenhang, dass die EU zwar die blühende Dauerkultur Silphie als Greeningpflanze anerkennen will, aber nicht Wildblumen.


Zukunft liegt auch in der Biomethan-Erzeugung


Auch weitere Referenten zeigten ihre Sicht auf die Biogasbranche:


  • Eberhard Hartelt, Präsident des Bauernverbandes Rheinland-Pfalz Süd und Umweltbeauftragter des Deutschen Bauernverbandes, sieht in der Vergärung von Gülle und nachwachsenden Rohstoffen einen Weg, um Treibhausgas-Emissionen aus der Tierhaltung und anderen landwirtschaftlichen Prozessen auszugleichen. Bezüglich des CO2-Preises gibt er zu bedenken, dass dieses auch die Landwirtschaft treffen würde.
  • Daniel Hölder, Geschäftsführer des Stromhandelsunternehmens Clean Energy Trading aus Leipzig, erklärte, dass der Strommarkt in Deutschland immer stärker schwanken, also volatiler wird. Dazu trägt der Atomausstieg bei, nach dem bis Ende 2019 5 Gigawatt (GW) Kraftwerksleistung aus dem Markt gehen. Gleichzeitig kommen 8 bis 10 GW Wind- und Solarstromleistung dazu. Die damit einhergehenden steigenden Preisausschläge seien eine Chance für Biogasanlagen, auf dem Strommarkt künftig mehr Geld zu verdienen. 
  • Prof. Dr. Gerald Linke vom Deutschen Verein des Gas- & Wasserfaches e.V. (DVGW) sieht in dem Gasnetz die Energiedrehscheibe für die Zukunft. Schon heute könnte der Umstieg von der Braunkohleverstromung auf moderne Gaskraftwerke 12 % der Treibhausgasemissionen in Deutschland einsparen. Der Einsatz von Biogas und synthetischen Gasen z.B. aus der Elektrolyse könnte die THG-Minderung weiter verbessern. Auch sei Biogas in Form von CNG oder LNG die derzeit einzige verfügbare Alternative zu fossilem Diesel für den Schwerlastverkehr. Der DVGW sieht für Biogas ein Potenzial in  Deutschland von 10 Mrd. m³ Einspeisung ins Gasnetz. Derzeit werden laut Linke 1 Mrd. m³ eingespeist. Auch für bestehende Anlagen sei Biomethan eine Alternative für die Zukunft. Mehrere kleinere Anlagen könnten über eine Gassammelschiene das Gas gemeinsam auf Erdgasqualität aufbereiten und einspeisen. Der DVGW will zudem das bestehende Regelwerk ändern, damit künftig die Einspeisung von bis zu 35 % Wasserstoff ins Gasnetz möglich ist.

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